Erstmals konnten sich während der Frühlingssession alle Parlamentarierinnen und Parlamentarier freiwillig aufs Coronavirus testen lassen – bis zu zweimal pro Woche, mit einem verhältnismässig einfachen Speicheltest.
Nun zeigt sich: Die National- und Ständerätinnen und -räte nutzten diese Gelegenheit mit Teilnahmequoten zwischen 65 Prozent in der ersten Sessionswoche und knapp 70 Prozent in den beiden weiteren Sessionswochen, wie Zahlen der Parlamentsdienste zeigen. Das bedeutet auch: Jede und jeder Dritte liess sich jeweils nicht testen.
Wasser predigen, Wein trinken – einfach mit Tests
Dabei sind sich im Bundeshaus von links bis rechts alle einig: In der Schweiz müsse getestet werden – und zwar richtig viel. «Für eine Rückkehr zur Normalität braucht es jetzt umfassende Tests», schrieb die SVP Ende Januar und forderte Tests an den Landesgrenzen, in Unternehmen, später auch bei Kultur- und Sportveranstaltungen.
Die SP wiederum hält in einem Positionspapier vom Februar fest: «Um die Verbreitung des Virus einzudämmen, ist es notwendig, so viele Tests zu machen wie nur möglich. Man kann nicht zu viel testen.»
Wir fordern die Bevölkerung zum Testen auf – doch von uns gehen nur zwei von drei.
Als «beschämend tief» bezeichnet SP-Gesundheitspolitikerin Barbara Gysi daher die Testquote im Parlament. «Da sprechen wir von Testoffensive, fordern die Bevölkerung und die Firmen auf, diese Tests zu machen – und dann gehen kaum mehr als zwei Drittel des Parlaments sich selber testen.»
Mehr als zwei Drittel ist ein gutes Resultat
Ganz anders sieht das der Glarner FDP-Ständerat Thomas Hefti von der Verwaltungsdelegation des Parlaments, dem Gremium, das die Massentests im Bundeshaus beschlossen hat: «Mehr als zwei Drittel ist ein gutes Resultat», sagt er. «Vor allem, wenn man sieht, wie viele negativ sind – das ist ein Anlass zur Freude.»
Nur eine Person positiv getestet
Tatsächlich fiel nur ein einziger Corona-Test positiv aus in den drei Sessionswochen. Vielleicht hätten sich deshalb manche sicher gefühlt und weniger getestet, vermutet SVP-Gesundheitspolitiker Albert Rösti.
Er bilanziert: «In Anbetracht dessen, dass der Test absolut freiwillig war, sind 70 Prozent eine anständige Quote. Von der Vorbildwirkung des Parlaments her gesehen könnte die Quote vielleicht noch etwas besser sein.»
An Mittelschulen nehmen fast alle teil
Als Vorbilder präsentierten sich zuletzt Teenager im Kanton Zug: 99 Prozent betrug da die Teilnahmequote bei Massentests in Sekundar- und Mittelschulen gemäss Behördenangaben. Wobei im Schulzimmer wohl auch Gruppendruck und die Aufsicht der Lehrperson eine Rolle spielen.
Ich gebe zu: Die Schüler können auch Vorbilder sein – auch für uns.
Jedenfalls sei das Testen eine persönliche Angelegenheit und müsse freiwillig sein, betont Rösti. «Aber ich gebe zu: Die Schüler können auch Vorbilder sein – auch für uns.»
Sowohl Albert Rösti als auch Barbara Gysi und Thomas Hefti liessen sich nach eigenen Angaben selber während der Session testen. Wie das Parlament sein Testregime in den kommenden Wochen weiterführt, will es demnächst bekannt geben.