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Aus dem Archiv: Die häufigsten Fragen zur Corona-Impfung
Aus SRF News vom 03.12.2020.
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Coronavirus Corona-Impfstoff: Ihre Fragen – unsere Antworten

Seit Ende 2020 wird in der Schweiz gegen Corona geimpft und bis im Sommer sollen laut BAG alle Willigen geimpft sein. Zu den neuen Impfstoffen erreichen uns aus der SRF-Community täglich neue Fragen. Die häufigsten Fragen haben wir zusammengetragen und mit Wissenschaftsredaktorin Katrin Zöfel besprochen.

Hier haben wir die Informationen zu den beiden mRNA-Impfstoffen zusammengefasst, den beiden ersten Corona-Impfstoffen, die in der Schweiz zuerst zugelassen wurden. Informationen zu den Impfstoffen von Astra-Zeneca sowie Johnson & Johnson finden Sie in den verlinkten Artikeln.

Katrin Zöfel

Wissenschaftsjournalistin

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Katrin Zöfel ist Wissenschaftsredaktorin bei SRF. Sie ist Biologin und versucht zu verstehen, wie die Wissenschaft helfen kann, Antworten auf gesellschaftlich wichtige Fragen zu finden.

Mit welchen Nebenwirkungen ist zu rechnen?

Bei den beiden mRNA-Impfstoffen von Pfizer/Biontech und Moderna können direkt nach der Impfung Nebenwirkungen wie Abgeschlagenheit oder Müdigkeit, Fieber, ausserdem Muskelschmerzen oder Kopfschmerzen auftreten. Das passiert relativ häufig, häufiger als bei gängigen Grippeimpfstoffen. Es sind zudem Fälle bekannt, wo Personen auf die Impfstoff von Pfizer/Biontech und Moderna allergisch reagiert haben, allerdings bleiben solche Reaktionen selten. Eine Studie zum Beispiel, die aufzeichnete, wie 60'000 Mitarbeiter einer grossen Klinikkette reagierten, zeigt insgesamt um 2% allergische Reaktionen und bei 0,02% eine schwere allergische Reaktion, eine sogenannte anaphylaktische Reaktion mit Beteiligung des ganzen Körpers. Solche Reaktionen sind also selten. Laut der amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC tritt eine allergische Reaktion meist schnell, innerhalb von 15 Minuten, auf.

Sollen sich Allergiker nicht impfen?

Allergiker sollten in jedem Fall die impfende Person vor der Impfung informieren. Grundsätzlich ist an jedem «Impf-Ort» ein Notfall-Set mit Adrenalin-Spritzen parat, um auf allergische Reaktionen schnell zu reagieren. Warum es auf die Impfstoffe von Moderna und Pfizer/Biontech solche allergische Reaktionen gibt, ist noch nicht abschliessend geklärt.

Was weiss man über langfristige Nebenwirkungen?

Ernste, dauerhafte Nebenwirkungen sind für die mRNA-Impfstoffe bisher nicht bekannt. Eine hundertprozentige Sicherheit bietet nur ein längerer Studienzeitraum. Aus Erfahrung mit anderen Impfstoffen kann man sagen: Wenn man mit diesen Impfstoffen die halbe Menschheit impfen wird, wird es irgendwo bei jemandem zu einer schweren Nebenwirkung kommen. Damit muss man rechnen.

Muss man sich mehrmals impfen?

Für den Aufbau des Impfschutzes braucht es bei mRNA-Impfstoffen zwei Impfdosen, drei bis sechs Wochen auseinander. Das sind die Impfschemata, die jetzt getestet wurden und die eine Wirkung von über 90 Prozent erzielen konnten.

Wie lange hält die Impfung nach der zweiten Dosis? Muss man in den kommenden Jahren eine Auffrischungsimpfung machen?

Weil das Coronavirus neu ist, fehlen Erfahrungswerte, wie lange eine Immunität nach einer Impfung hält. Es ist gut möglich, dass das Immunsystem nach einiger Zeit wieder «vergisst», was es durch die Impfung «gelernt» hat. Das ist der erste Grund, warum es nötig werden kann, den Impfschutz gegen Corona immer wieder aufzufrischen. Der zweite Grund: Das Virus verändert sich laufend, zwar langsamer als zum Beispiel das Grippevirus. Aber es ist trotzdem möglich, dass die Impfstoffe, die jetzt verwendet werden, weniger gut gegen SARS-CoV2-Varianten schützen, die in den nächsten Monaten oder Jahren entstehen. Es ist schwierig von anderen Virenerkrankungen oder Impfungen auf die Verhältnisse bei Corona zu schliessen. Die Wissenschaft beobachtet laufend, wie sich das bei Corona entwickelt.

Grossbritannien beispielsweise hat seit Dezember zunächst möglichst vielen Leuten die erste Dosis gespritzt und will erst nach drei Monaten eine zweite geben. Was bringt das?

Belastbare Studiendaten aus klinischen Studien gibt es bisher nur für Impfpläne, die mit zwei Impfdosen arbeiten, die nah aneinander gegeben werden (drei bis sechs Wochen für die mRNA-Impfstoffe). Die Werte, wie gut ein Impfstoff vor einer Corona-Erkrankung schützt, 95% für den Pfizer/Biontech-Impfstoff und 94.1% für den Moderna-Impfstoff, gelten in jedem Fall nur für genau diese Impfschemata. Der Vorschlag britischer Experten, die noch knappen Impfdosen zunächst zu verwenden, um möglichst viele Menschen erstmal nur mit einer ersten Dosis zu impfen – und so schnell einen ersten Schutz für viele Menschen zu erreichen und erst deutlich später die zweite Dosis nachzuspritzen – rührt daher, dass die Impfdosen momentan noch sehr knapp sind. Was langfristig sinnvoller ist – also zunächst weniger Menschen zu impfen, dafür gleich mit zwei Dosen oder gleich mehr Menschen, dafür nur mit einer Dosis – hängt nicht zuletzt von den aktuellen Fallzahlen ab, also wie dringend es wäre, die aktuelle epidemiologische Dynamik zu bremsen.

In Grossbritannien wurde im Dezember entschieden, schnell viele Menschen mit einer ersten Dosis zu impfen, und die zweite Dosis später zu geben. Hintergrund waren stark steigende Infektionszahlen. Inzwischen ist in Studien gezeigt worden, dass der Schutz nach einer Dosis um 76% beträgt. Ein grösserer Abstand zwischen Dosis eins und zwei scheint der Langzeitwirkung sogar eher zu nutzen.

Es gibt immer mehr Mutationen. Führen Mutationen generell dazu, dass Impfstoffe nicht mehr wirken können und wie sieht das bei Covid-19 aktuell aus?

Die Varianten aus Grossbritannien (B.1.1.7) und Südafrika (B1351) tragen beide Mutationen, die das Spike-Protein betreffen – also die Stacheln auf der Virenoberfläche. Die Stacheln nutzt das Virus, um in Zellen einzudringen und sie sind ein Haupterkennungsmerksmal für unser Immunsystem. Veränderungen dort können also durchaus die Wirksamkeit von Impfstoffen beeinflussen, und dazu führen, dass die erworbene Immunität nach einer Corona-Infektion nicht vor neuen Varianten schützt. Ob das schon bei den bisher bekannten Varianten so ist, wird zurzeit in vielen Labors rund um die Welt untersucht. Es gibt Hinweise, dass der Pfizer/Biontech-Impfstoff auch gegen die Varianten B.1.1.7 und B1351 wirksam ist. Aber es wird bald noch mehr Erkenntnisse dazu geben. Und leider auch bald noch mehr Mutationen. Je mehr Infektionen es weltweit gibt, umso mehr Mutationen gibt es. Es ist ein Zahlenspiel: Die Kopierfehler im Erbgut, die wir Mutationen nennen, treten häufiger auf, je mehr Personen das Virus in sich tragen. Zu den beiden brasilianischen Varianten, P1 und P2, gibt es noch am wenigsten verlässliche Informationen.

Wie steht es um die Wirksamkeit bei Kindern und Jugendlichen?

Kinder und Schwangere sind von Impfstoffstudien zunächst immer ausgenommen, aus Vorsicht. Der Moderna-Impfstoff wurde zunächst ab 18 Jahren geprüft und zugelassen, Pfizer/Biontech hat für seinen Impfstoff die Wirksamkeit für Jugendliche ab 16 nachgewiesen, entsprechend ist er in der Schweiz auch schon ab 16 zugelassen. Weitere Studien für Jüngere laufen nun oder sind geplant. Pfizer prüft zurzeit die Wirksamkeit bei Jugendlichen von 12 bis 15 Jahren, Moderna sogar für Kinder ab 6 Monaten.

Ich hatte bereits eine Corona-Infektion: Soll ich mich trotzdem impfen?

Das ist im Kern die Frage: «Wie ist es mit der Immunität bei Corona?» Das ist nicht schwarz oder weiss, wie etwa bei Masern. Wenn man eine Masern-Infektion durchgemacht hat, ist man immun. Wenn man eine Covid-19-Infektion schon durchgemacht hat und sich dann impfen lässt, bewirkt diese im schlechtesten Fall gar nichts. Im besten Fall verstärkt die Impfung die Immunität, die man nach der Infektion aufgebaut hat. Momentan gilt für die Schweiz: Wer Corona durchgemacht hat, soll eine Impfdose bekommen.

Ist eine Impfung gegen Covid-19 und gegen die aktuelle Grippeform gleichzeitig möglich? Kommen sich da allenfalls Wirkstoffe in die Quere?

Die beiden Impfungen stören sich nicht gegenseitig. Ein Abstand von einer Woche zwischen den beiden Impfungen ist sinnvoll, damit sich mögliche Nebenwirkungen nicht addieren.

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So funktioniert eine mRNA-Impfung
Aus SRF News vom 16.11.2020.
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Kann ich nach der Impfung niemanden mehr anstecken?

Wenn die Pharmaunternehmen Pfizer/Biontech und Moderna von einer Wirksamkeit des Impfstoffs von weit über 90 Prozent sprechen, dann ist damit nicht 90 Prozent Schutz vor einer Infektion gemeint. Sondern, dass der Impfstoff weit über 90 Prozent der Geimpften vor einer Erkrankung schützen kann. Das ist eine zentrale Unterscheidung. Es ist kein totaler Schutz vor einer Infektion. Wenn ich geimpft bin, kann ich nicht sicher sein, dass ich mich nicht infiziere, und auch nicht, ob ich dann infektiös werde. Wahrscheinlich ist, dass das Risiko aber gesenkt wird.

Nationale Kampagne und Hotline

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Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat eine nationale Informationskampagne für das Impfen gegen Covid-19 gestartet. Die Behörden wollen mit Plakaten und einer Informations-Website die Bevölkerung zur Impfung informieren.

Dazu hat der Bund die Internetsite bag-coronavirus.ch/impfung aufgeschaltet. Dort finden sich Angaben zum Impfplan, Informationen über das Impfen sowie über die Funktionsweise und die Nebenwirkungen.

Unter der Telefonnummer 058 377 88 92 ist die nationale Infotelefonnummer für die Covid-19-Impfung zu erreichen, die von 6 bis 23 Uhr in Betrieb ist.

Für die häufigsten Fragen gibt es zudem einen Chat auf Whatsapp unter der Nummer 079 155 11 05 (Unterhaltung mit Wort «Start» beginnen).

Wieso muss der Impfstoff bei tiefen Temperaturen gelagert werden?

Die Impfstoffe von Pfizer/Biontech und Moderna basieren auf einer mRNA (Boten-RNA). Das ist ein kleines Erbgutschnipsel, das die Information für den Bau von Corona-Viren-Spikes enthält. Diese mRNA geht sehr, sehr schnell kaputt. Im Impfstoff wird sie von einer Fetthülle geschützt. Aber trotzdem muss man das Ganze stark kühlen, damit das empfindliche mRNA-Molekül nicht zerfällt. Der Impfstoff von Moderna muss nicht ganz so stark gekühlt werden und auch Pfizer/Biontech arbeitet an einer Variante, die ohne eine Kühlung auf minus 70 Grad Celsius auskommt.

Wieviele Menschen müssen sich impfen lassen, um eine Herdenimmunität zu erreichen?

Wie viele sich impfen lassen müssen, um so etwas wie eine Herdenimmunität zu erreichen, kann man noch nicht wirklich beantworten. Dies, weil noch nicht klar ist, wie gut diese Impfstoffe vor einer Infektion schützen oder doch nur vor einer Erkrankung mit Symptomen. Es gibt aber schon Modellierungen, die versuchen, dies abzuschätzen. Sie kommen auf 60 bis 70 Prozent, die immun sein müssten. Da die neue, britische Variante B117 deutlich ansteckender ist, erhöht sich der Anteil der Bevölkerung der immun sein muss, um die Epidemie zu stoppen.

Wie kann es sein, dass diese Impfstoffe so schnell entwickelt wurden?

Normalerweise werden die verschiedenen Phasen einer Studie nacheinander gemacht. Jetzt werden diese Phasen teilweise parallel durchgeführt, etwa die Phase zur Sicherheit und die zur Dosierung. Noch während Daten ausgewertet werden, bereitet man sich bereits auf die nächste Phase vor. Damit wird Zeit gespart, ohne dass die Testzeiten kürzer werden.

Ein zweiter Punkt ist, dass Pharmahersteller teilweise das Risiko auf sich genommen und Impfstoffe produziert haben, bevor die Zulassung erfolgt war. Das heisst, schlimmstenfalls hätten sie für die Mülldeponie produziert. Wenn sie aber die Zulassung erhalten, können sie schnell liefern. Dann gibt es noch die rollende Zulassung, bei der Daten von der Zulassungsbehörde sofort ausgewertet werden, sobald sie verfügbar sind und nicht erst, wenn die Studie als Ganzes abgeschlossen ist.

Verändert der Impfstoff unsere DNA?

Nein. Die Impfstoffe bestehen aus einer Form von Erbgut, die es auch in unseren Zellen gibt – aber nicht aus DNA, sondern mRNA (Boten-RNA). In unseren Zellen wird mRNA benutzt, um Kopien der DNA zu machen. Und diese Kopie wird dann aus dem Zellkern rausgeschleust. Im Zellplasma wird sie dann abgelesen und Zellbausteine dem Plan nach gebaut. Der Impfstoff schiebt der Zelle sozusagen mRNA mit dem Bauplan für Virenspikes unter, sodass die Zelle Virenspikes baut, die dann die Immunantwort auslösen. Diese mRNA wird also von der Zelle als mRNA erkannt, abgelesen und dann ziemlich schnell abgebaut – wie die Zelle das auch mit der eigenen mRNA macht. Es gibt Viren, die dafür sorgen können, dass ihre RNA in unsere DNA eingebaut wird, dafür bringen sie aber ihr eigenes «Werkzeug» mit. Dieses Werkzeug fehlt aber dem Impfstoff.

Sind in der Impfung von Biontech und Pfizer für den Körper schädliche Stoffe enthalten – zum Beispiel Quecksilber oder Blei?

Nein. Der Impfstoff von Pfizer/Biontech enthält einen kurzen Strang Boten-RNA, umhüllt von Fetten. Im Präparat enthalten sind Kalium- und Natriumsalze, ausserdem ein Trägerstoff (PEG), auf den manche Menschen allergisch reagieren. Blei oder Quecksilber sind nicht enthalten.

SRF 4 News, 17.12.2020, 09.30 Uhr ; 

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