«Es werden Preise jenseits von Gut und Böse herumgeboten», sagt der Spitalapotheker Enea Martinelli, der jeden Tag Angebote von Masken-Händlern aus der ganzen Welt erhält.
Während der Handel mit Schutzmasken auf inoffiziellem Weg blüht, haben Schweizer Grosshändler immer öfter Mühe, Ware auf den üblichen Kanälen zu erhalten: Nachbarländer wie Deutschland und Frankreich blockieren immer wieder Lieferungen und verhindern die Ausfuhr von Schutzmaterial. Nun soll Abhilfe geschaffen werden: Schutzmasken made in Switzerland.
Mehrere Hersteller in den Startlöchern
«Unser Ziel ist es, übernächste Woche mit der Produktion zu starten», sagt Claude Rieser, CEO der Flawa Consumer GmbH in Flawil. Die auf Watte und Schuheinlagen spezialisierte Firma arbeite ohnehin mit den nötigen Materialien, die für Schutzmasken nötig sind. Derzeit werden Maschinen entsprechend umgerüstet. «Es geht aber nicht darum, sich nun eine goldene Nase zu verdienen», sagt der Unternehmer.
Eine Maske made in Switzerland soll am Ende 20 bis 40 Rappen kosten. «Wir wollen eine Maske für den Privatgebrauch herstellen, damit die Nachfrage nach den wichtigen Atemschutzmasken weniger wird und somit der Druck auf die Spitäler.»
Auch die Wernli AG aus Rothrist, Hersteller von Verbandsmaterial, will in Kürze ins Geschäft mit Schutzmasken einsteigen. Sie hat eigens eine Produktionsmaschine für Gesichtsmasken aus China bestellt. «Die Maschine ist bezahlt – ich hoffe die Chinesen können liefern», sagt Geschäftsführer Felix Schönle. Seine Maschine wird pro Tag bis zu 140'000 Masken produzieren können. «Wir hoffen, die Maschine innert weniger Monate amortisieren zu können.»
Keine Masken für die Medizin
Allerdings werden beide Hersteller nur Hygienemasken herstellen – keine Atemschutzmasken für Medizinalpersonen. Um solche Masken mit höherem Schutzfaktor herzustellen, bräuchte es weitere Materialien und Maschinen – ganz zu schweigen von einem aufwändigen Zertifizierungsprozess für Medizinalprodukte.
Laut Unternehmer Felix Schönle wäre es durchaus möglich, auch solche Masken in der Schweiz zu produzieren. «Die Frage ist, ob Behörden und Spitäler bereit wären, einen entsprechend höheren Preis zu zahlen. Denn die Herstellung in der Schweiz ist teurer als in Asien, wo die meisten Masken bisher hergestellt werden.»
Bund befürwortet Schweizer Masken
Dass schon bald Schweizer Schutzmasken zur Verfügung stehen sollen, freut auch den Bund: «Eine Produktion im Inland wäre sehr begrüssenswert», sagt Ueli Haudenschild, Leiter Heilmittel beim Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung. «Wir sind in intensivem Kontakt mit Schweizer Firmen, welche die Produktion bald hochfahren können.»
Bisher setzte der Bund vor allem auf Pflichtlager für Schutzmasken. Die Corona-Krise wirft nun auch beim zuständigen Bundesamt die Frage auch, ob es nicht auch längerfristig eine inländische Produktion braucht, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. «Solche Fragen müssen wir nach der Krise beurteilen», so Ueli Haudenschild.