«Ich will mein Geschäft nicht verlieren!» Die Worte der Demonstrantinnen und Demonstranten heute in Genf waren klar. Und sie waren laut.
Die Aktionen von Café- und Restaurantbetreibern in der Öffentlichkeit haben in den letzten Wochen in der ganzen Romandie zugenommen. Man fürchtet immer mehr um die Existenz. Doch in Genf ist der Unmut besonders gross.
Hier geht es nicht nur um die Gastro-Szene. Hier geht es um das gesamte Kleingewerbe. Genf ist der einzige Kanton der Schweiz, wo die Läden, die nicht den täglichen Bedarf anbieten, geschlossen sind. Auch die Ankündigung der Regierung, dass am Wochenende Coiffeursalons oder Tattoo-Studios wieder öffnen dürfen, scheint den Frust der Leute kaum zu besänftigen. Sie fordern mehr finanzielle Unterstützung oder aber die sofortige Wiedereröffnung.
Trotz harter Massnahmen hohe Fallzahlen
Doch die Regierung bleibt hart. Würde man jetzt alles öffnen, würde man das noch vor Ende Jahr teuer bezahlen, sagt Gesundheitsdirektor Mauro Poggia. Fakt ist aber auch: Genf hat bereits früh drastische Massnahmen ergriffen und steht dennoch – was die Fallzahlen pro 100'000 Einwohner angeht – klar schlechter da als die Kantone in der Deutschschweiz. Man habe mit den frühen Massnahmen Schlimmeres verhindert, heisst es vonseiten der Regierung.
Genf hatte europaweit die höchsten Fallzahlen pro 100’00 Einwohner. Da sei es kein Wunder, dass es nun länger gehe, bis die Zahlen unten sind, so der Gesundheitsminister.
Die Frage nach dem Sinn wird immer lauter gestellt
Thesen, warum die Fallzahlen zwischen der Deutsch- und der Westschweiz so unterschiedlich sind, gibt es viele. Wissenschaftlich belegt ist keine von Ihnen. Fakt ist: Die Zahlen sinken auch in der Romandie. Aber das tun sie in der Deutschschweiz auch. Gleichzeitig geht da das öffentliche Leben aber weiter.
Die Frage nach dem Sinn des Lockdowns in Genf wird lauter. Auch bei der Demonstration heute. Eines wurde durch die rund 200 Demonstrantinnen und Demonstranten deutlich: Lange machen sie dieses Spiel nicht mehr mit. Sie wollen eine Perspektive.
Die hat Gesundheitsminister Poggia gestern geliefert: Bei rund 250 Fällen im 7-Tages-Schnitt werde man auch das kleinere Gewerbe wieder öffnen. Im Moment ist man jedoch noch deutlich über 500 Fällen.
Dennoch ist es eine klare Ansage, die es auf nationaler Ebene in dieser Form bislang nicht gibt. Es ist vor allem aber ein Versuch der Regierung, den Menschen in Genf Hoffnung zu geben. Das ist dringend nötig, denn es werden auch Stimmen laut, die sagen: Bevor wir untergehen, werden wir die Läden wieder öffnen, auch ohne Bewilligung. Dem Verbot zum Trotz. Und das wäre aus rechtsstaatlicher Sicht sehr problematisch.