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Forderung nach zweiwöchigem Shutdown
Aus 10 vor 10 vom 20.10.2020.
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Coronavirus Ohne Nachfolge-Strategie verpufft auch ein Mini-Lockdown

Alles runterfahren, nur kurz, dafür intensiv. Planungssicherheit für alle und trotzdem dem Virus die Grundlage zur weiteren Ausbreitung entziehen. Heute hat der Bundesrat auch dieses Mini-Lockdown-Szenario diskutiert und benennt es als mögliche Variante, sollte keine Besserung eintreten. Die Vorzüge eines solchen «Circuit Breakers», wie er im Fachjargon heisst, klingen verlockend. Der Schaden scheint überschaubar. Doch ganz so einfach ist die Sache nicht.

Je mehr Ausnahmen, desto zahnloser die Massnahme

Schon bei der Frage, wer denn nun alles in den Lockdown soll, beginnt das Dilemma. Eigentlich müssten alle, das wäre am effizientesten. Natürlich bis auf das medizinische Personal, Apotheken und die Sicherheitskräfte, die braucht es ja zwingend. Und da diese zur Arbeit kommen müssen, braucht es natürlich auch den ÖV. Und dann müssen wir ja trotzdem etwas essen, also die Nahrungsmittelproduzenten und die Grossverteiler sollten auch weiterarbeiten. Und dann gibt es diverse Firmen, die ihre Produktion nicht einfach so rasch runterfahren können, schliesslich gibt es vertragliche Pflichten. Und, und, und…

Es ist offensichtlich: Der Teufel steckt im Detail. Je mehr Ausnahmen es gibt, desto mehr Zähne zieht man einem solchen Mini-Lockdown. Je schärfer aber die Massnahme, desto grösser der wirtschaftliche Schaden. Auch wenn der Zeitraum mit zwei Wochen begrenzt ist, so trifft er doch viele Betriebe schon in einer Schieflage. Erneut stehen Bund und Kantone also vor einer Kosten-Nutzen-Frage. Es gilt deshalb nun die Lehren aus den letzten Monaten zu ziehen.

Virus-Bekämpfung nur noch eingeschränkt

Viele der Vorteile aus dem ersten Lockdown sind bereits verspielt. Die Zahlen waren über Monate tief, heute sind die Neuansteckungen dreimal so hoch wie noch im März. Wir wissen zwar, wie wir uns verhalten müssen, um Ansteckungen zu vermeiden, nur halten sich viele nicht mehr konsequent daran.

Grosses Ziel der Behörden war es auch, das Contact Tracing um jeden Preis aufrecht zu erhalten, komme was wolle. Jetzt aber, wo die zweite Welle so richtig Fahrt aufnimmt, muss man leider das Fazit ziehen: Die Kantone waren ungenügend bis gar nicht auf ein exponentielles Wachstum vorbereitet. Das Tracing ist zwar noch immer aktiv, oft aber völlig überlastet und personell unterdotiert. Positiv Getestete müssen ihre Kontakte selbstständig informieren und sie bitten, sich in Quarantäne zu begeben.

Zudem wird aktuell in verschiedenen Kantonen auch nicht mal mehr nachgefragt, wo eine Ansteckung erfolgt sein könnte. So können Ansteckungsketten nicht mehr unterbrochen werden und es fehlt das Wissen, wo sich die Leute anstecken. Zentrale Elemente in der Bekämpfung des Virus fehlen also.

Strategie muss vor weiterem Lockdown klar sein

Sollte sich der Bundesrat nun nächste Woche für eine weitere einschneidende Massnahme wie einen Mini-Lockdown entscheiden, müsste er klar vorgeben, wie die Zeit bis zur Wiedereröffnung genutzt werden soll. Nur wenn klar ist, dass die Kantone und ihre Tracing-Teams am Ende des Mini-Lockdowns wirklich genügend gewappnet sind und die Vernetzung der Regionen reibungslos läuft, könnte eine solche Massnahme auch tatsächlich eine nachhaltige Wirkung erzielen.

Ob dafür allerdings zwei bis drei Wochen ausreichen, nachdem es innerhalb eines halben Jahres nicht gelungen ist, darf bezweifelt werden.

Basil Honegger

Leiter Inlandredaktion Fernsehen SRF

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Basil Honegger ist Leiter der Inlandredaktion von SRF TV. Nach dem Biologiestudium an der Universität Zürich promovierte er in Entwicklungsgenetik und Molekularbiologie. Seit 2006 arbeitet er bei SRF. Zuerst beim Gesundheitsmagazin «Puls» und dann bei «Schweiz aktuell» als Produzent, Themenplaner und Redaktionsleiter.

10vor10, 20.10.20, 21:50 Uhr

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