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Schweiz Couchepin: Zuerst Rentenalter erhöhen, dann Mehrwertsteuer

Die Reform der Altersvorsorge ist ein hartes Pflaster. Das weiss Pascal Couchepin aus seiner Zeit als Sozialminister. Die Strategie seines Nachfolgers beurteilt der alt Bundesrat im SRF-Interview vorsichtig optimistisch. Er begrüsst die Erhöhung des Rentenalters als ersten Schritt.

Altersvorsorge 2020 heisst heute, was als 11. AHV-Revision seit dem Jahr 2000 nicht vom Fleck kommt. Mit der letzten substantiellen AHV-Revision wurde das Frauenrentenalter von 62 auf 64 erhöht. Das war 1997. Seither scheiterten alle Anpassungsversuche. Fragen an den früheren Sozialminister Pascal Couchepin.

SRF: Wie ist die Reformblockade zur erklären, die sie während ihrer Amtstätigkeit und nun die letzten fünf Jahre als Pensionierter begleitet?

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«Es ist keine grosse Reform, aber eine notwendige»
aus Echo der Zeit vom 19.11.2014. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 5 Minuten 39 Sekunden.

Immerhin gibt es einige Änderungen, die zwar nicht entscheidend sind, aber immer noch ein wenig wichtig sind. So habe ich zu meiner Zeit das Minimalalter für den Leistungsbezug aus der Zweiten Säule auf 68 Jahre erhöht. Hier kann man noch weitergehen, wenn man will. Zweitens gab es den flexiblen Zins für die Zweite Säule. Das ist nicht viel, aber es war ein kleiner Fortschritt. Es genügt allerdings nicht und Berset hat recht, wenn er nun eine Gesamtschau erstellt. Ob das Parlament mitmacht, ist nicht sicher.

Sie haben beides probiert, sowohl Reformhäppchen wie auch Reformbrocken. Ist der grosse Versuch Bersets jetzt besser als kleine Schritte?

Man muss es nüchtern sehen. Es ist nicht eine grosse Reform. Es ist eine notwendige Reform von zeitlich beschränkter Tragweite. Im Parlament wird es wahrscheinlich wieder verzettelt, aber das ist etwas Anderes.

Aber woran liegt es, dass es einen so unglaublich langen Atem braucht?

Alt Bundesrat Pascal Couchepin
Legende: Alt Bundesrat Pascal Couchepin: «Die Erkenntnis wächst, dass eine Reform der Altersvorsorge nötig ist.» Keystone/Archiv

Es liegt an der Sache selbst. Die Menschen brauchen Zeit, um zu merken, dass es eine Reform der Altersvorsorge braucht. Allmählich setzt sich diese Erkenntnis durch. Aber es braucht noch Zeit, und vielleicht wird auch ein Teil der Reform Bersets scheitern.

Ich mache die Prognose: Man kann zuerst eine Erhöhung des Ruhestandalters von Frauen und vielleicht auch der Männer versuchen. Dann wird wahrscheinlich das Volk bei einem zusätzlichen Mehrwertsteuerpunkt mitmachen. Wenn man aber zuerst bei der Mehrwertsteuer ansetzt, wird es nicht gelingen.

Es braucht also noch Zeit. Muss denn das Loch in der Kasse da sein, damit man den Bedarf anerkennt?

Ja. So ist es. Weil wir einige Male zwar nicht falsche, aber unrichtige Prognosen gemacht haben. So gab es die grosse Immigration und damit zusätzliche Personen, die die Sozialbeiträge bezahlt haben.

Zur Erhöhung des Rentenalters: Sie wurden 2009 mit 67 Jahren pensioniert. Sind solche Posten nicht rar, die bis in dieses Alter gesichert sind.

Es ist nicht so eng, wie Sie behaupten. Heute arbeiten 30 Prozent der Leute im Ruhestand und verdienen mehr als 12‘000 Franken pro Jahr. Es ist zudem eine Tatsache, dass die Menschen länger leben. Ehemals blieben ab Beginn des AHV-Alters noch etwa sieben Jahre, jetzt sind es mindestens 17 Jahre. Wie bezahlt man die zusätzlichen zehn Jahre? So lautet also die Frage.

Das Interview führte Simone Fatzer.

Legende:
Lebenserwartung in der Schweiz Die X-Achse liegt bei 65 – dem aktuellen Rentenalter der Männer Bundesamt für Statistik

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