Berichte aus Belgien und Grossbritannien bestätigen, was Lehrerinnen und Lehrer auch hierzulande melden: Immer mehr Kinder und Jugendliche stecken sich mit dem Coronavirus an. In Grossbritannien gibt es unter den Zehn- bis 19-Jährigen sogar die meisten Ansteckungen.
Es sei noch offen, wie gefährlich die britische Virusvariante für Kinder sei, erklärt SRF-Wissenschaftsredaktor Christian von Burg. Die Daten seien noch zu wenig gesichert, und die Experten schätzten das auch unterschiedlich ein.
Mehr Tests an Kindern
Der Anstieg der bestätigten Fälle bei Kindern und Jugendlichen in der Schweiz ist laut von Burg aber zumindest teilweise auch dadurch bedingt, dass jetzt deutlich häufiger bei Jüngeren getestet wird.
Bereits seit einigen Monaten ist zudem bekannt, dass das Virus bei Kindern etwa gleich stark verbreitet ist wie unter Erwachsenen. Das bestätigte auch zweimal die «Ciao Corona»-Studie der Universität Zürich. Ebenfalls bestätigt ist, dass Kinder seltener als Erwachsene von schweren Krankheitsverläufen betroffen sind als Erwachsene.
PIM-Syndrom und Langzeitfolgen
Stärker ins Blickfeld rückt jetzt aber, dass bei Kindern das sogenannte «PIM-Syndrom» auftreten kann. Es ist ein sehr seltenes, aber ernstzunehmendes Entzündungssyndrom, das sich etwa vier bis sechs Wochen nach einer Corona-Infektion einstellen kann. Betroffen sind vor allem Fünf- bis 17-Jährige, darunter zu zwei Dritteln Buben.
Hohes Fieber, Durchfall und Erbrechen wie bei einer Blinddarmentzündung sind bei PIM möglich. Es kann auch zu einer Schock-Symptomatik kommen, und es besteht die Gefahr einer Sauerstoff-Unterversorgung. Bisher wurden in der Schweiz zwischen 100 und 150 Fälle in den Spitälern behandelt. Todesfälle gab es noch keine.
Es wäre gut, wenn es bald auch eine Impfung für Kinder gäbe.
Eine PIM-Erkrankung auf 1000 bis 5000 Corona-Infektionen bei Kindern wird angenommen. Zudem haben auch Kinder zum Teil Langzeitfolgen nach einer Sars-CoV-2-Infektion. «Es wäre deshalb gut, wenn es bald auch eine Impfung für Kinder gäbe», so von Burg.
Rolle der Kinder für die Herdenimmunität
Es sei fraglich, ob sich eine Herdenimmunität bei Corona überhaupt erreichen lasse, stellt von Burg weiter fest. Falls dem bei 80 Prozent der Geimpften oder Infizierten so wäre, müssten sich alle Erwachsenen impfen lassen. Allein die Kinder und Jugendlichen machen etwa 20 Prozent der Bevölkerung aus. «Wenn nicht auch Kinder und Jugendliche geimpft werden, wird es schwierig zu verhindern sein, dass das Virus weiter zirkuliert.»
Impfung für Teenager ab Herbst möglich
Eine Impfung für Erwachsene lässt sich nicht unbedingt eins zu eins bei Kindern anwenden, denn letztere haben ein anderes Immunsystem. Verschiedene Hersteller testen deshalb ihre Vakzine zurzeit auch an Kindern.
Die Zulassung einer Impfung ab zwölf Jahren im Herbst erscheint realistisch.
Pfizer und Moderna gehen laut von Burg davon aus, dass für Teenager ab zwölf Jahren im Sommer die ersten Studienresultate vorliegen. Eine Zulassung im Herbst erscheine realistisch. Beim Impfstoff für jüngere Kinder hätten die Tests eben erst begonnen. Da komme die Zulassung wohl erst im nächsten Jahr.