Welchen Impfstoff hat Swissmedic zugelassen? Swissmedic hat das Vakzin von Biontech/Pfizer als ersten Impfstoff für die Schweiz gegen das neue Coronavirus zugelassen. Nach der Prüfung der vorliegenden Daten liege der Impfschutz sieben Tage nach der zweiten Impfung bei über 90 Prozent, hält das Schweizer Heilmittelinstitut fest. Was die Anwendung betrifft, kommt Swissmedic zum Schluss, «dass der Covid-19-Impfstoff von Pfizer/Biontech sicher ist.» Die Zulassung ist weltweit die erste, die in einem ordentlichen Verfahren erteilt worden ist.
Ab wann startet das Impfprogramm? Erste Kantone beginnen heute mit dem Impfen. Zuerst können sich besonders gefährdete Personen (z.B. in Gesundheitsinstitutionen) impfen lassen. Die schweizweite Covid-Impfung für Risikogruppen startet dann am 4. Januar 2021. Die Impfung ist gratis und nicht obligatorisch.
Sind die Kantone überhaupt bereit? Nicht bloss für das BAG kam die Zulassung schneller als erwartet, auch manche Kantone wurden überrumpelt vom Tempo. Es werde klar eine Anlaufzeit brauchen, sagt SRF-Wissenschaftsredaktor Thomas Häusler. Am Anfang sei auch nur eine begrenzte Anzahl Impfdosen vorhanden. Zudem: «Der Impfstoff von Pfizer ist für die Impfteams aufwendiger in der Handhabung als andere.» So müsse er beispielsweise bei minus 70 Grad gekühlt werden, was spezielle Kühlschränke notwendig mache. «Es gibt einige Hürden, die übersprungen werden müssen», so Häusler.
Wer darf sich impfen? Personen ab 16 Jahren dürfen sich gegen das neue Coronavirus (SARS-CoV-2) impfen lassen – wobei für einen optimalen Impfschutz zwei Impfungen im Abstand von mindestens 21 Tagen empfohlen werden. Der Plan des BAG: Besonders gefährdete Personen (ohne Schwangere) werden zuerst geimpft. Dann das Gesundheitspersonal mit Patientenkontakt und Betreuungspersonal von besonders gefährdeten Personen. Anschliessend Haushaltsmitglieder von besonders gefährdeten Personen. Danach Personen in Gemeinschaftseinrichtungen mit erhöhtem Infektions- und Ausbruchsrisiko und deren Personal und schliesslich alle anderen Erwachsenen. Die gesunden Erwachsenen sollen laut BAG-Direktorin Anne Lévy bis spätestens im Sommer geimpft werden.
Wieso ist der Impfstoff für unter 16-Jährige nicht zugelassen? Es gebe noch zu wenige Daten zu dieser Altersgruppe, erklärt Wissenschaftsredaktor Häusler. «Normalerweise werden Kinder und Jugendliche bei klinischen Studien erst aussen vor gelassen, sie könnten besonders empfindlich sein.» Für Jugendliche unter 16 gebe es zwar erste Erkenntnisse, einige hundert seien bereits in die Studien aufgenommen worden. «Die Impfung von Kinder und Jugendlichen ist nun aber auch nicht so dringlich, weil eine Infektion bei ihnen nur sehr, sehr selten einen schweren Verlauf nimmt», so Häusler.
Wie steht es mit den Nebenwirkungen? Was mögliche Nebenwirkungen betrifft, verspricht Swissmedic eine genaue Überwachung. Sollten «Sicherheitssignale» auftreten, würden sofort Massnahmen ergriffen. In den Zulassungsstudien seien als häufigste Nebenwirkungen Reaktionen dokumentiert, die mit den Nebenwirkungen einer Grippeimpfung vergleichbar seien. Nebenwirkungen – wie Müdigkeit, Fieber, Muskelschmerzen oder Kopfschmerzen – treten häufiger auf als bei gängigen Grippeimpfstoffen. In den USA und Grossbritannien sind Fälle bekannt, in denen Personen nach der Impfung mit dem Impfstoff von Pfizer/Biontech allergisch reagiert haben. Bei zweien war vorweg bekannt, dass sie an schweren Allergien litten. Zumindest eine Frau mittleren Alters aber hatte zuvor keine bekannten Probleme mit Allergien, wie die «New York Times» berichtet. Personen, die auf Polyethylenglycol (PEG), einem Wirkstoffträger in Medikamenten oder Kosmetikprodukten, allergisch reagieren, sollen sich laut Impfkommission (EKIF) nicht impfen lassen.
Was weiss man über langfristige Nebenwirkungen? Ernste, dauerhafte Nebenwirkungen sind bisher nicht bekannt, hundertprozentige Sicherheit bieten kann hier aber nur ein längerer Studienzeitraum. Aus Erfahrung mit anderen Impfstoffen muss man sagen: Wenn man mit diesen Impfstoffen die halbe Welt impfen wird, dann wird es irgendwo bei einem Menschen zu einer schweren Nebenwirkung kommen. Damit muss man rechnen.
Kann man nach der Impfung niemanden mehr anstecken? Wenn die Pharmafirma Biontech von einer Wirksamkeit von weit über 90 Prozent spricht, dann meint sie damit nicht 90 Prozent totalen Schutz vor einer Infektion, sondern dass sie nachgewiesen haben, dass sie zu weit über 90 Prozent die Geimpften vor der Erkrankung schützen können. Das ist eine zentrale Unterscheidung. Es ist kein totaler Schutz vor der Infektion. Das heisst: Wenn ich geimpft bin, kann ich nicht sicher sein, dass ich mich nicht infiziere, und auch nicht, ob ich dann infektiös werde. Wahrscheinlich ist, dass das Risiko aber gesenkt wird.
Muss man immer noch in Quarantäne, wenn man geimpft ist? Ja, sagt Anne Lévy, Direktorin vom Bundesamt für Gesundheit. «Die Quarantäne wird weiterhin notwendig sein.» Es könne sein, dass auch eine geimpfte Person noch infektiös werde.
Verändert der Impfstoff unsere DNA? Nein. Der Impfstoff besteht aus einer Form von Erbgut, die es auch in unseren Zellen gibt, aber nicht aus DNA, sondern mRNA. In unseren Zellen wird mRNA benutzt, um Kopien der DNA zu machen, und diese Kopie wird dann aus dem Zellkern raus geschleust. Und da, im Zellplasma, wird sie dann abgelesen und Zellbausteine dem Plan nach gebaut. Der Impfstoff schiebt der Zelle sozusagen mRNA unter, mit dem Bauplan für Virenspikes, sodass die Zelle Virenspikes baut, die dann die Immunantwort auslösen. Diese mRNA wird also von der Zelle als mRNA erkannt, abgelesen und dann ziemlich schnell abgebaut – wie die Zelle das auch mit der eigenen mRNA macht. Es gibt Viren, die dafür sorgen können, dass ihre RNA in unsere DNA eingebaut wird, dafür bringen sie aber ihr eigenes Werkzeug sozusagen mit, und dieses Werkzeug, das fehlt dem Impfstoff.
Bedeutet der Impfstoff eine Rückkehr zum normalen Leben? Wohl erstmal nicht. Wissenschafter plädieren dafür, auch geimpften Menschen die AHA-Regeln nicht zu erlassen – Abstand halten, regelmässiges Händewaschen und Maske tragen. Michelle Barron, leitende medizinische Direktorin für Infektionsprävention an der UCHealth in Colorado warnt: «Wie alle anderen Impfstoffe auch kann dieser bei bestimmten Patientenuntergruppen wirklich gut wirken und bei anderen hingegen nicht so gut. Steht es Ihnen damit frei, in ein Flugzeug zu steigen oder 30 Personen zu sich nach Hause einzuladen? Wahrscheinlich nicht.»