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Covid-Regeln Misstöne wegen Zertifikatspflicht in der Blasmusik-Szene

Musikproben ohne Covid-Zertifikat sind nur für maximal 30 Personen erlaubt. Ein Problem für viele Musikvereine.

Seit Mitte September können auch in grossen Musikvereinen wieder alle Mitglieder gemeinsam proben, sofern sie ein Covid-Zertifikat haben. So die Regelung des Bundes. Doch das ist längst nicht überall der Fall. «Die Realität ist, dass nicht alle unsere Mitglieder ein Zertifikat vorweisen können», sagt Reto Züst vom Musikverein Diepoldsau-Schmitter (SG).

Deshalb sei im Verein der Probenbetrieb auf zwei Abende verteilt worden: «An einem Abend ist die Teilnehmerzahl auf 30 beschränkt. Der andere Abend ist offen für alle mit Zertifikat.» Musikalisch sei dies zwar nicht ideal, aber immerhin könnten so alle mitproben, die das wollen, sagt Züst. Das ist wichtig im Hinblick auf die traditionelle Konzertsaison der Blasmusiken.

Hohe Testkosten für Ungeimpfte

Sobald die 30-Personen-Grenze für Proben ohne Zertifikat bekannt war, machte der Vorstand der Musikgesellschaft Schüpfheim (LU) eine Umfrage unter den Mitgliedern. Da damals noch nicht alle, die es wollten, ein Zertifikat hatten, wurde der Verein für die Proben vorübergehend geteilt. Inzwischen hätten aber 96 Prozent ein länger gültiges Zertifikat, sagt Vereinspräsident Maurus Eggenberger: «Und diejenigen Mitglieder, die für sich entschieden haben, dass sie sich regelmässig testen wollen, können dies finanziell tragen.» Da habe sein Verein Glück.

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Verzwickter ist die Lage bei der 60-köpfigen Guggenmusik «Glöggli Clique» aus Amriswil (TG). Rund ein Drittel der Mitglieder sind weder geimpft, noch genesen. Deshalb probt die Musik in Gruppen. Allerdings stehen die Fasnacht und Konzerte mit Car-Fahrten und Gesamtproben an. Dafür müssten die Mitglieder ein Zertifikat haben, sagt Präsident Adrian Widmer. Er rechnet überschlagmässig vor: «Das wären pro Probe 800 Franken Testkosten. Zusammen mit sieben Fasnacht-Wochenenden bräuchten wir rund 18'000 Franken für Corona-Tests.» Wie sie das lösen wollen, ist noch offen.

Blasmusikverband will 50er-Grenze

Zertifikatspflicht, Testkosten und entsprechende Konflikte: Die Vorstände vieler Blasmusikvereine sind gefordert. Das stellt auch der Schweizerische Blasmusikverband fest.

Das Amateurmusikwesen beruhe auf Freiwilligkeit, sagt Vizepräsident Andy Kollegger: «Und wenn Mitglieder wegen der Zertifikatspflicht Proben und Aufführungen fernbleiben, kann dies einen Verein dazu zwingen, seine Aktivitäten einzustellen.» Der Blasmusikverband setzt sich deshalb beim Bund für eine 50er-Grenze für Proben ohne Zertifikat ein. Bislang erfolglos.

Der Bundesrat hat entschieden, dass die Zertifikatsregelung mindestens bis Mitte November in Kraft bleibt. Zur 30er-Grenze sagt das BAG: Sie sei festgelegt worden, «weil sie der ungefähren durchschnittlichen Grösse eines aktiven Vereins entspricht, etwa auch im Sportbereich.» Und zu den Testkosten: «Vereinen werden Kosten für das Testmaterial vom Bund erstattet, wenn sie in ein kantonales Testkonzept eingebunden sind.» Gemeint sind sogenannte regelmässige Pooltests. Was dabei für Vereine gilt, darüber müssen sie sich beim jeweiligen Kanton erkundigen.

Espresso, 28.10.2021, 08:13 Uhr

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