Acht Generationen der Familie Bühler wohnten seit 1743 im herrschaftlichen Oberhaus in Feldbach. Was immer sich darin ansammelte, blieb weitgehend erhalten. Auf zwei Stockwerken haben sich Taufkleider, Werkzeug, Geschirr, Spielzeug, Bilder, Fotos, Schriften und Hunderte andere Alltagsgegenstände angesammelt.
Die Geschichte von acht Generationen unter einem Dach
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Bild 1 von 9. Von aussen sieht man dem Haus nicht an, welche Schätze es in seinem Innern beherbergt. Erbaut wurde es 1743 von Hans Jakob Bühler. Stets wurde es an die nächste Generation weitervererbt. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 9. Akribisch hatte die letzte Bewohnerin des Hauses, Rosmarie Bühler-Wildberger, schon viele Gegenstände gruppiert, katalogisiert und beschriftet. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 9. Als Rosmarie Bühler-Wildberger in den 80er Jahren mit Aufräumen anfing, plante sie dafür zwei Jahre ein. Es wurden dann 30 Jahre daraus. Sorgfältig geordnet und gebügelt liegt zum Beispiel in diesem gläsernen Wäscheschrank die Wäsche mehrerer Generationen Bühler-Frauen. Bildquelle: SRF.
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Bild 4 von 9. Schon in früheren Jahrhunderten gab es Bemühungen, die beschwerliche Haus- und Küchenarbeit zu erleichtern. So befindet sich unter den zahllosen Küchenutensilien auch ein mechanischer Kartoffelschäler. Bildquelle: SRF.
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Bild 5 von 9. Die gesammelten Hochzeitskleider von Generationen von Bühlers geben Auskunft über Lebensart und Traditionen einer reichen, gutbürgerlichen Familie im ländlichen Zürich vergangener Jahrhunderte. Im Vordergrund der seidene Unterrock der Braut aus dem Jahr 1907. Bildquelle: SRF.
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Bild 6 von 9. Nach den Hochzeiten kamen die Taufen: Auch die reich bestickten Taufkleider illustrieren das Leben der ländlichen Oberschicht. Bildquelle: SRF.
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Bild 7 von 9. Welche Kinder lagen in diesen Stubenwagen und Kinderbetten? Rosmarie Bühler-Wildberger erforschte und dokumentierte die Herkunft zahlloser Gegenstände vom Oberhaus. Im Buch «Mutters Museum» haben ein Historiker und eine Historikerin das Inventar historisch aufgearbeitet. Bildquelle: SRF.
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Bild 8 von 9. Den Erben wurde bald bewusst, dass sie die Sammlung nicht aus eigenen Mitteln pflegen und erhalten können. Sie gründeten eine Stiftung. Aus dem Lotteriefonds des Kantons erhielten sie schliesslich einen substanziellen Beitrag, um die Sammlung aufarbeiten zu lassen. Bildquelle: SRF.
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Bild 9 von 9. Die Geschichte der Familie Bühler soll bald öffentlich zugänglich sein. Eine Projektleiterin kümmert sich zur Zeit darum, diese «Lebensspuren» für die Nachwelt zu erhalten. 2024 sollen sich alle Interessierten die Sammlung ansehen können. Bildquelle: SRF.
Für die Nachkommen wurde das Haus zu einer Freude und einer Last. Was tun mit diesem riesigen Haus voller Dinge? Mit Dutzenden Kinderwagen, Porzellan- und Waffensammlungen und und und? Zwar hatte die letzte Bewohnerin den gigantischen Nachlass zum Teil geordnet und inventarisiert, sie konnte die Aufgabe bis zu ihrem Tod 2016 aber nicht vollenden. Ihr Sohn, der 54-jährige Stefan Bühler, war im Oberhaus aufgewachsen und musste sich zusammen mit seiner Schwester mit dem Erbe auseinandersetzen.
Übernachten im Himmelbett des ehemaligen Gutsherrn
Als Kind sei das Leben im Oberhaus ein Paradies gewesen, erinnert er sich. «Doch wenn man keine Lösung hat, ist es eine Last». Ihnen sei bald klar geworden, dass sie selbst weder das Wissen noch die Zeit oder das Geld aufbringen konnten, um diesen riesigen Nachlass sinnvoll zu verwalten. Sie gründeten eine Stiftung und suchten eine Fachkraft, welche die Sammlung aufarbeitet. «So wird das Ganze zu einem Wert.»
Heute betreibt er mit seiner Frau in den beiden unteren Stöcken ein Bed & Breakfast, das die Geschichte des Hauses erlebbar macht. So kann man im Himmelbett des Bauherren Hans Jakob Bühler und seiner Frau Regula Heusser übernachten. Aus den beiden oberen Stockwerken wird mit Unterstützung des Kantons ein Museum, das ab 2024 für alle zugänglich sein soll.
Das Bed & Breakfast bringt Leben ins Haus.
Zunächst mussten die Erben etliches räumen und sortieren, sonst aber nur die Böden schleifen und ölen, putzen und malen. Auch nach der Entrümpelungsaktion sind die oberen Stockwerke noch voller Gegenstände, «Lebensspuren», sagt ihnen Stefan Bühler. Vieles ist sehr gut erhalten, seien es Hochzeitskleider, Militäruniformen oder Schuhe. Diese lagern in Schuhschachteln, zu Hunderten aufeinander getürmt.
Dankbar und erleichtert
Wie so viele andere Dinge, die keine Bühler-Generation je weggeworfen hat, erlauben sie einen einzigartigen Blick in längst vergangene Zeiten. «Arbeit war günstig und das Material kostbar», erklärt Stefan Bühler. War Platz vorhanden, hätte man nichts weggeworfen. «Es hätte ja sein können, dass man es noch einmal braucht.» Es ist ein geordnetes Sammelsurium und gleichzeitig ein historischer Bestand ohnegleichen.
In 50 Jahren wohnt vielleicht wieder jemand im Haus.
Stefan Bühler ist dankbar und erleichtert, dass die Pläne für das Haus aufgegangen sind. Er selbst lebt mit seiner Frau im ehemaligen Hühnerstall neben dem Haupthaus. Er hat ihn zum modernen Tiny-House umgebaut. Im Vergleich mit seinen Vorfahren lebt der Gutsherr des 21. Jahrhunderts geradezu bescheiden. Für ihn stimmt das. «Für mich ist das kleine Haus ein wichtiger Rückzugsort.» Er wünscht sich, dass die «Lebensspuren» seiner Familie auch in ferner Zukunft in irgendeiner Form weiter erhalten bleiben. In 50 Jahren sei ja vielleicht wieder Wohnen im grossen Haus angesagt.