Das Wichtigste in Kürze:
- Pelz ist wieder im Trend, an vielen Jacken findet sich Pelz von Polarfüchsen.
- Finnland ist bei der Zucht von Polarfüchsen führend.
- Die Tiere werden in engen Käfigen bis auf das Fünffache des natürlichen Gewichts hochgemästet. So geben sie mehr Fell.
- Die Raubtiere können sich mit dem Übergewicht kaum mehr bewegen und leiden unter Augenentzündungen.
Im letzten Jahr haben Zuchten in Finnland über zwei Millionen Fuchspelze produziert. Viele dieser Felle finden sich auf Jacken und Mützen, die auch in der Schweiz verkauft werden. «Kassensturz» wollte wissen, unter welchen Bedingungen. Doch die Vermarktungsorganisation der finnischen Pelzfarmer Saga Furs lehnte Drehanfragen ab.
Reporter vor Ort unerwünscht
So recherchierte ein «Kassensturz»-Team vor Ort in Finnland und versuchte, unangemeldet Zuchten zu besuchen. Doch auch hier: Das Filmteam war unerwünscht und wurde überall abgewiesen. Gemeinsam mit einem ortskundigen Tierschützer konnte das Team aber im Schutze der Nacht eine grosse Fuchspelzfarm besichtigen.
Tiere werden regelrecht hochgemästet
Und stiess dort auf erschreckende Zustände: Riesige Tiere in kleinen, engen Gitterkäfigen: Sogenannte «Monsterfüchse» mit Pelzfalten am ganzen Körper. Zu diesen Lappen kommt es, weil die Farmer die Tiere mit kalorienreicher Nahrung richtiggehend mästen. Bis die eigentlich zierlichen Füchse vier oder fünf Mal so schwer sind wie ein natürlich gewachsener Polarfuchs.
Eng eingepfercht auf Gitterrost
Hilfreiche Links:
Die Raubtiere werden in engen Käfigen auf einer Fläche von weniger als einem Quadratmeter gehalten, in denen sie sich kaum bewegen können. Die Pfoten liegen auf Gitterrost, der Kot sammelt sich darunter. Auffällig: Bei vielen Tieren ist die Augenpartie entzündet.
Tierschützer kritisieren Zuchten
Kristo Muurima von der finnischen Tierschutzorganisation Oikeutta Eläimille beobachtet, dass diese Zuchttiere von Jahr zu Jahr grösser werden: «Die Farmer überzüchten und überfüttern die Füchse. Denn ein grosses Fell bedeutet mehr Geld mit weniger Aufwand. Das ist ein trauriges Zeichen menschlicher Gier auf Kosten des Tierwohls.»
Stellungnahmen:
Zudem gebe es viel zu wenig Kontrollen und diese seien nicht streng genug: «Die Behörde ist unfähig und die Politiker sind nicht gewillt, die Bedingungen für die Tiere zu verbessern», kritisiert der Tierschützer. Die Europäische Union schreibe zwar Kontrollen vor, jedoch setze die entsprechende Behörde diese viel zu selten um. Zudem seien die Konsequenzen bei Verfehlungen nicht streng genug. Doch die Grösse der Käfige und die Gitterböden seien grundsätzlich gesetzeskonform.
«Kassensturz» konfrontierte die finnische Produzentenorganisation Saga Furs und den internationalen Branchenverband International Fur Federation mit diesen Beobachtungen. Doch die Organisationen beantworteten die Fragen von «Kassensturz» nicht. Kurz vor der Sendung erreichte die Redaktion ein allgemeines Statement: Saga Furs würden weder die Zucht von übergrossen Füchsen noch die Misshandlung von Tieren akzeptieren. Zudem habe die Organisation strenge Richtlinien und ein strenges Zertifikationsverfahren für die Höfe mit regelmässigen Kontrollen.
Deklaration ungenügend
In der Schweiz müssen seit 2014 Echtpelze in den Warenhäusern deklariert werden. Tierart, Herkunft und Gewinnungsart müssen angeschrieben sein. Dies sei dringend nötig, sagt Nadja Brodmann vom Zürcher Tierschutz. «Es muss klar sein für die Kunden, dass ein Tier sterben musste für den Pelz. Wenn man die Gewinnungsart anschreibt, wird offensichtlich, wie das Tier leben musste.»
In einer grossangelegten Untersuchung prüfte der Zürcher Tierschutz, ob sich die Läden an die Vorschrift halten. Sie kontrollierten Etiketten in 23 Geschäften in der Deutschschweiz. Insgesamt überprüften sie 344 Produkte. Davon war fast ein Drittel gar nicht deklariert. «Das sind klare Gesetzesverstösse. Das verhindert, dass die Leute merken, dass sehr viel Tierleid hinter den Produkten steht.»
Grieder will Herkunft abklären
Die vom Zürcher Tierschutz kritisierten Geschäfte geloben Besserung und wollen die Produkte in Zukunft korrekt deklarieren.
In der Sendung «Kassensturz»-Sendung nimmt Pierre Brunschwig Stellung. Er ist Direktor und Mitinhaber des Genfer Modehaus-Konzerns Bongénie Grieder, welcher ebenfalls Mode mit Fuchspelzen aus Finnland anbietet. «Ich bin schockiert und entsetzt über die Bilder in dieser Reportage», so Brunschwig.
Er habe erst jetzt erfahren, dass gewisse Produkte, welche sie verkauften, von solchen Zuchten stammen könnten. «Und das wäre inakzeptabel. Die Lieferanten sichern uns zu, dass die Pelze aus sauberen Zuchten stammen und vom Staat kontrolliert werden». Man werde nun von den Einkäufern Erklärungen verlangen um mehr über die Herkunft der Pelze zu erfahren. Das Modehaus will in Zukunft auf solche Produkte verzichten, falls «wir sicher sind, der finnische Polarfuchs aus solchen Zuchten kommt».
Quelle: Zürcher Tierschutz