Wie soll das Leben mit Corona weitergehen? Viele Fragen sind offen. Während einige Wissenschaftler eine «differenzierte Durchseuchung» als beste Lösung ansehen, will das Bundesamt für Gesundheit (BAG) die Zahlen tief und unter Kontrolle halten. Auch bei den SRF-Usern zeigt sich, es gibt keine Einigkeit.
Julian Rossdeutsch fragt: «Sind wir so unsolidarisch geworden, dass für uns eine ‹Durchseuchung› und damit mutmasslich das Opfern von Menschenleben ernsthaft eine Option sein soll? Wofür? Damit wir wieder ungestört ins Café gehen können?» Andreas Rohrer antwortet: «Solidarität geht immer auf zwei Seiten.» Er sei mit «unseren Jungen solidarisch, die irgendwann für diese Fehleinschätzung und Panikmacherei bezahlen werden».
Stefan Huwiler kritisiert folgende Aussage: «Die meisten werden eine milde oder keine Krankheit haben.» Er schreibt: «Solche Aussagen sind einfach völlig unwissenschaftlich.» Was würde das bedeuten, will er wissen. «Heisst das vier Millionen werden schwer krank?»
Ihre Hochrechnung ist leider völlig falsch.
«Die Debatte um die Durchseuchung ist doch lächerlich», findet Joel Busch. «Selbst wenn wir jeden Tag 3000 Leute anstecken würden, ginge es trotzdem 1700 Tage bis 60 Prozent der Bevölkerung angesteckt sind.» Bis dann gäbe es längst einen Impfstoff.
Nicht richtig, findet Theo Schneider. Er antwortet: «Ihre Hochrechnung ist leider völlig falsch.» Die Durchseuchung beruhe nicht auf Eindämmung und erfolge daher potenziert. Mumbai habe seine 60 Prozent innerhalb weniger Monate erreicht. «Das ist die Zeitspanne einer Durchseuchung.»
Freiwillige gesucht
Die Diskussion zeige ihr, sagt Miri Koch, dass «wir genug Freiwillige» haben, «die sich einer künstlichen Beatmung unterziehen würden, wenn Plan B doch nichts gewesen wäre». Mit Plan B ist hier die Durchseuchung gemeint.
Alle Durchseuchungsbefürworter dürfen sich gerne zur gezielten Infektion freiwillig melden.
«Müssten wir es nicht alle ausbaden, könnte ich hinsichtlich vieler Kommentare beruhigt zustimmen», ergänzt Koch. «Wie Recht Sie haben», stimmt Eva Werle zu. «Ich würde sagen: Alle Durchseuchungsbefürworter dürfen sich gerne zur gezielten Infektion freiwillig melden, vielleicht zu Studien für Impfstoffe oder Medikamente.»
Was ich bei den Durchseuchungstheoretikern völlig vermisse, ist der Hinweis auf Risikogruppen.
Ein anderer Ansatz bringt Jeanôt Cohen ein: «Genau genommen kann man gar nicht entscheiden, ob eine Durchseuchung eine Option ist». Denn bis heute sei völlig unklar, was die Langzeitfolgen vom Coronavirus seien.
«Es kommt sehr plötzlich»
Auch Yasha Bostic ist skeptisch: «Was ich bei den Durchseuchungstheoretikern völlig vermisse, ist der Hinweis auf Risikogruppen.» Sollten sie einfach weggesperrt werden, bis die Durchseuchung geschehen sei, fragt er. «Mir scheint das alles reichlich unausgegoren und ich finde es nicht gut, dass dem in den Medien so viel Platz eingeräumt wird», so Bostic.
Marc Schlatter antwortet: «Sie haben Recht, dass es sehr plötzlich kommt.» Es sei bei dem Thema wohl mehr darum gegangen, «dem allgemeinen Wunsch nachzukommen, auch einmal andere Meinungen zu Wort kommen zu lassen».
Unnötige Einschränkungen oder zynischer Diskurs
«Zynisch» findet Ringo Niki die ganze Diskussion: «Entweder waren alle – für viele fatalen – Einschränkungen unnötig oder dieser Diskurs ist zynisch», schreibt er. «Der Diskurs ist definitiv zynisch», antwortet Michael Kaufmann.
Was ist Ihre Meinung zum Thema Durchseuchung? Schreiben Sie sie in die Kommentare.