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Martin Ackermann, Taskforce-Chef: Müssen gemeinsames Ziel sehen
Aus 10 vor 10 vom 03.08.2020.
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Debatte um Durchseuchung Was ist der Plan B der Taskforce, Herr Ackermann?

«Wir haben viele verschiedene Pläne», sagt der neue Covid-19-Taskforce-Chef. Die Durchseuchung gehört nicht dazu.

Im Zusammenhang mit der Zukunftsperspektive mit Corona sind viele Fragen offen. Martin Ackermann ist der neue Chef der Covid-19-Taskforce des Bundes. Von der Idee der Durchseuchung hält er nichts.

Martin Ackermann

Chef der Covid-19-Taskforce

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Der Experte für Mikrobiologie, Prof. Dr. Martin Ackermann, ist seit dem 1. August 2020 der Chef der Covid-19-Taskforce des Bundes. Ackermann ist seit August 2008 ausserordentlicher Professor für molekulare mikrobielle Ökologie am Institut für Biogeochemie und Schadstoffdynamik der ETH Zürich.

SRF News: Funktioniert die aktuelle Strategie des Bundes noch – angesichts der jüngst zum Teil auf über 200 angestiegenen Fallzahlen?

Martin Ackermann: Die Strategie funktioniert, solange das Contact-Tracing genug Kapazität hat. Das ist aktuell der Fall.

Momentan ist nicht sicher, ob man nach einer Ansteckung immun ist.

Namhafte Infektiologen zweifeln daran und sagen, dass wir über Alternativen nachdenken müssen – beispielsweise über eine differenzierte Durchseuchung.

Wir haben in der Taskforce darüber diskutiert. Wir sehen aber gewichtige Gründe, die gegen eine Durchseuchung sprechen. So ist beispielsweise nicht klar, ob man nach einer Infektion tatsächlich immun ist. Weiter hat Sars-CoV-2 eine hohe Sterblichkeit. Sie ist fünf- bis zehnmal höher als bei der saisonale Grippe.

Es gibt Experten, die sagen, dass es kaum Fälle gibt von Personen, die sich zweimal angesteckt haben.

Dazu gibt es noch nicht sehr viele Daten. Meine Kolleginnen und Kollegen aus der Taskforce, die auf Immunologie spezialisiert sind, sagen ganz klar, dass es momentan nicht sicher ist, ob man immun ist und wenn ja wie stark. Auch ist unklar, wie lange die Immunität anhalten würde.

Die Infektiologen, die von einer Durchseuchung sprechen, sagen, dass das eine Art Plan B ist. Wir müssten ihn ins Auge fassen, wenn das, was wir jetzt machen, nicht funktioniert. Was ist der Plan B der Taskforce?

Wir haben viele verschiedene Pläne. Es gibt viele Impfstudien und Entwicklungsprojekte für Impfstoffe sowie neue medikamentöse Behandlungen. Die Strategie der Schweiz ist es, die Fallzahlen tief zu halten und mit Hochdruck an einer Lösung zu arbeiten.

Man erhält widersprüchliche Meldungen, wie lange es geht, bis ein Impfstoff bereit ist. Wäre es effizienter, auf eine Durchseuchung zu setzen?

Eine Durchseuchung würde ausserordentlich lange dauern. Man hat über lange Zeiträume eine Situation mit hohen Fallzahlen, viele Leute sind infiziert, viele Leute krank. Es ist klar geworden, dass das verheerend wäre für die Gesellschaft und auch für die Wirtschaft. Die Wirtschaft ebenso wie sie Gesellschaft können sich nur erholen, wenn wir das Virus unter Kontrolle halten.

Es ist klar, diese Pandemie stellt alle Menschen vor eine riesige Herausforderung.

Wann kommt der Impfstoff?

Das weiss man nicht. Was man sagen kann, ist, dass verschiedene Impfprojekte bereits grössere Fortschritte gemacht haben. Wir sind gut unterwegs.

Nun ist Sommer, die Leute gehen raus und führen teilweise fast schon wieder ein normales Leben. Doch die Taskforce sagt, dass sie aufpassen sollen und es vielleicht wieder Verschärfungen braucht. Wie gehen Sie mit dieser Diskrepanz um?

Es ist klar, diese Pandemie stellt alle Menschen vor eine riesige Herausforderung. Aber ich glaube, es ist wichtig, uns vor Augen zu führen, dass wir am Schluss alle das gleiche Ziel haben. Wir wollen die Situation möglichst gut unter Kontrolle halten, eine wirtschaftliche Erholung ermöglichen, der Gesellschaft möglichst viele Freiheiten zugestehen sowie möglichst schnell auf eine Lösung hin arbeiten. Es ist wichtig, das gemeinsame Ziel zu sehen.

Das Gespräch führte Gion-Duri Vincenz.

SRF 1, 10vor10, 3. August 2020, 21:50 Uhr ; 

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