- Der Bundesrat lehnt den Vaterschaftsurlaub weiter rundweg ab.
- Der Ständerat wird sich heute in seinem Entscheid zum Thema positionieren – erwartet wird ein Votum für zwei Wochen bezahlten Vaterschaftsurlaub.
- Doch die Befürworter einer längeren Arbeitspause für Väter wollen ihre Forderung keineswegs aufgeben.
Gerade mal einen Tag frei kriegt ein Vater in der Schweiz bei der Geburt seines Kindes. So ist es im Gesetz geregelt und so soll es auch bleiben, findet der Bundesrat. Es sei besser, die Kinderbetreuungsangebote auszubauen, begründet der Bundesrat sein Nein sowohl zur Initiative «Vaterschaftsurlaub Jetzt», wie auch zum Gegenvorschlag.
Auch die zuständige Ständeratskommission hat sich klar gegen die Initiative ausgesprochen. Sie befürwortet aber ebenso deutlich den Gegenvorschlag mit zwei Wochen Vaterschaftsurlaub.
«Entwicklungsland Schweiz»
Umstritten sind die Kosten, welche ein längerer Vaterschaftsurlaub verursachen würde. Die Initianten rechnen für vier Wochen Urlaub mit rund 420 Mio. Franken jährlich. Das koste heruntergerechnet einen Arbeitnehmer pro Monat einen Kaffee, sagt Adrian Wüthrich, SP-Nationalrat und Präsident des Initiativkomitees.
«Die Schweiz», so erklärt Wüthrich gegenüber SRF, «ist ein Entwicklungsland in puncto Familienpolitik. Die Schweiz macht sehr wenig für die Familien. Ich erinnere daran, die Schweiz ist das einzige Land in Europa, das noch keine gesetzliche Grundlage für einen Vaterschaftsurlaub oder eine Elternzeit kennt.»
Nur vorläufiges Ende der Debatte
Die Arbeitgeberseite rechnet allein beim Gegenvorschlag mit indirekten Kosten von bis zu 900 Mio. Franken. Vor allem für Kleinbetriebe mit drei oder vier Angestellten bringe ein Vaterschaftsurlaub grosse Probleme mit sich, sagt Gewerbeverbandspräsident und SVP-Nationalrat Jean-Francois Rime.
Noch schlimmer sind nach seiner Auffassung aber die durch Ausfälle verursachten Kosten: «Die Kosten sind sicher ein Problem. Aber es ist nicht das Hauptproblem. Das Hauptproblem ist, wenn sie einen Mechaniker haben oder einen Spezialisten in einem Betrieb.» Einen Ersatz könne man oft nicht sofort finden, das sei kompliziert.
Der Ständerat wird sich wohl heute für den Gegenvorschlag aussprechen, für zwei Wochen bezahlten Vaterschaftsurlaub. Damit aber wollen sich die Initianten nicht zufriedengeben. Wüthrich ist überzeugt, dass ein vierwöchiger Vaterschaftsurlaub beim Volk mehrheitsfähig ist.