- Der Nationalrat hat die Beratungen zum CO2-Gesetz abgeschlossen. Dabei hat er unter anderem eine Flugticketabgabe angenommen.
- Er folgte damit dem Vorschlag von Bundesrat und Ständerat. Die Abgabe soll bis zu 120 Franken betragen, je nach Distanz und Klasse.
- Der Rat beschloss zudem Massnahmen, die das Benzin verteuern. Die Erhöhung soll maximal 12 Rappen pro Liter betragen.
- Die Gesamtvorlage wurde mit 135 zu 59 bei einer Enthaltung angenommen. Nun ist der Ständerat wieder am Zug.
Der Nationalrat folgte in einem wichtigen Punkt der kleinen Kammer und stimmte mit 132 zu 56 bei 5 Enthaltungen der Flugticketabgabe zu. Es ist eine Lenkungsabgabe: Belohnt werden jene, die wenig oder gar nicht fliegen. Gut die Hälfte der Einnahmen soll deshalb an die Bevölkerung zurückfliessen.
Stefan Müller-Altermatt (CVP/SO) sagte: «Die CO2-Abgabe ist kein Wettbewerbsnachteil.» Teilweise würden die eingenommenen Gelder den Airlines zugutekommen, wenn diese in erneuerbare Treibstoffe investieren.
Abgabe trifft laut SVP die Falschen
Nur die SVP-Fraktion lehnte die Flugticketabgabe geschlossen ab. Diese helfe dem Klima nicht und treffe die falschen Leute, sagte Albert Rösti (BE). Für eine vierköpfige Familie verteuere sich ein Langstreckenflug so um 480 Franken.
Zudem argumentierte die SVP mit der Coronakrise. «Zuerst retten wir Airlines, nun entziehen wir den Airlines wieder Geld und belasten diese zusätzlich, obwohl diese das Geld dringend bräuchten», sagte Mike Egger (SG).
FDP auf Kurs der Grünen
Die übrigen Fraktionen sahen das anders. Viele bürgerliche Politiker – vor allem FDP-Vertreterinnen und -Vertreter – bezeichneten die Massnahme als wirtschaftsfreundlich. Für FDP-Sprecher Matthias Samuel Jauslin (AG) berücksichtigten die Regelungen die internationalen Entwicklungen.
Nur wenige von der FDP waren anderer Meinung. Christian Wasserfallen (BE) warnte inständig vor der Einführung einer Flugticketabgabe. Familien würden künftig einfach im nahen Ausland in ein Flugzeug steigen, sagte er.
Auch der Bundesrat unterstützt die neue Abgabe. Simonetta Sommaruga verwies darauf, dass viele umliegende Länder eine Flugticketabgabe bereits eingeführt hätten. «Wir holen das nach, was andere auch tun.»
Benzin wird bis zu 12 Rappen teurer
Auch im Strassenverkehr beschloss der Nationalrat Verschärfungen zugunsten des Klimaschutzes. Die grosse Kammer ist mit Massnahmen einverstanden, die die Tankfüllung verteuern. Der Rat blieb dabei auf dem Kurs, den der Ständerat und seine Kommission eingeschlagen hatten.
Künftig sollen Treibstoffimporteure mehr CO2 kompensieren müssen – und einen grösseren Teil davon im Inland. Dies erhöht den Treibstoffpreis; bis 2024 um höchstens 10 Rappen pro Liter, ab 2025 um bis zu 12 Rappen pro Liter.
Verschiedene Mittel im Klimafonds
Der Nationalrat hat zudem entschieden, dass ein Drittel des Ertrags aus der CO2-Abgabe und knapp die Hälfte aus der Flugticketabgabe in den Klimafonds fliessen sollen. Nach dem Willen der grossen Kammer sollen auch die Kompensationsleistungen von Autoimporteuren dort hineinfliessen.
Die allermeisten der über 80 Minderheits- und Einzelanträge waren chancenlos. Die SVP wollte das CO2-Gesetz verwässern, die Ratslinke noch weiter verschärfen. Durchgesetzt hat sich ein moderater Kurs.
Dass der Nationalrat im zweiten Anlauf eine mehrheitsfähige Vorlage zimmern kann, hatte sich bereits am Dienstag beim Auftakt der Debatte abgezeichnet. Das erste CO2-Gesetz war im Dezember 2018 gescheitert.