Als die Revision des CO2-Gesetzes vor eineinhalb Jahren bachab geschickt wurde, war auch die FDP daran beteiligt. Daraufhin hat Präsidentin Petra Gössi ihre Partei letztes Jahr kurz vor den Wahlen auf einen grüneren Kurs getrimmt – gegen heftigen Widerstand in der Partei. Wie sich in der heutigen CO2-Debatte im Nationalrat zeigte, ist jetzt auch die FDP-Fraktion auf einem umweltfreundlicheren Kurs.
SRF: Frau Gössi, das CO2-Gesetz ist auf Kurs, Ihre Partei hat einen deutlich grüneren Kurs gefahren als noch vor eineinhalb Jahren. Sind Sie zufrieden?
Petra Gössi: Ja, ich bin sehr zufrieden. Wir haben das vor einem Jahr mit unserer Basis diskutiert, haben eine Delegiertenversammlung abgehalten, unsere Ständeräte haben dazu beigetragen, dass wir ein ausgewogenes CO2-Gesetz haben, und auch die nationalrätliche Fraktion stützt dieses Gesetz.
Aber der Widerstand war schon sehr gross in der Fraktion. Sind Sie so eine strenge Parteichefin, dass jetzt alle Angst haben, etwas anderes zu sagen?
Wir haben es in der Breite diskutiert, und bei uns wirken halt die Argumente. Deshalb steht die Fraktion in der Mehrheit hinter diesem Gesetz. Und das freut mich sehr. Kommt dazu, dass wir das unserer Basis schuldig sind.
Wir haben keinen Kurswechsel vollzogen, sondern ich wollte, dass wir die Umweltpolitik wieder verstärkt ins Zentrum stellen.
Sie haben den Kurswechsel im letzten Sommer vollzogen auf die Wahlen hin. Das war aber ein Flop, die FDP hat das schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte eingefahren. Würden Sie die grünen Themen nicht besser den grünen Parteien überlassen?
Die Umwelt geht uns alle an. Wir haben keinen Kurswechsel vollzogen, sondern ich wollte, dass wir die Umweltpolitik wieder verstärkt ins Zentrum stellen. Das ist uns gelungen, und wir werden das weiter vorantreiben. Die heutige Debatte ist ein erster Ausfluss davon. Wichtig ist: Umwelt geht uns alle an, das ist kein linkes oder rechtes Thema, wir alle leben in dieser Umwelt, wir alle müssen nachhaltig leben.
Wo stehen Sie in der Umgestaltung der FDP zu einer ökologischeren Partei: am Anfang, in der Mitte, am Schluss?
Es ist keine ökologischere Partei, es ist eine Partei, die sich auch klar über Umweltpolitik definiert, die mit eigenen Ideen kommen will. Da stehen wir noch am Anfang, es wird noch vieles kommen müssen, wir werden diese Zeit brauchen, weil es ja auch darum geht, Vertrauen zu gewinnen. Die Leute müssen Vertrauen fassen in solche Prozesse. Da sind wir jetzt am Arbeiten.
Das Gespräch führte Urs Leuthard.