- Der verwahrte Peter Vogt wird bis zum Ende seines Lebens hinter Gittern sitzen.
- Er will aber mit dieser Perspektive nicht weiterleben und plant deshalb, mit Hilfe von Exit im Gefängnis zu sterben.
- Das ist ein Präzedenzfall. Die Behörden sind im Dilemma, weil es dafür keine rechtlichen Grundlagen gibt.
Peter Vogt ist in der interkantonalen Strafanstalt Bostadel im Kanton Zug inhaftiert. Er ist 68 Jahre alt, geht an Krücken, atmet schwer und muss 17 Tabletten am Tag schlucken. Er leidet nach eigenen Angaben unter einer Lungenkrankheit. Die Psychiater attestieren ihm, er sei immer noch gefährlich.
Vogt hat in den 1970er und 1980er Jahren über ein Dutzend Frauen gewürgt und vergewaltigt. Er kam mehrmals ins Gefängnis und wurde viermal verwahrt. Er wird bis zu seinem Lebensende als Verwahrter hinter Gittern sitzen müssen.
Jetzt hat Vogt den Entschluss gefasst, begleiteten Suizid zu begehen. Gegenüber der «Rundschau» spricht er zum ersten Mal über seinen Todeswunsch: «Das Leben hat keinen Sinn mehr», sagt er mit Entschlossenheit. «Was soll ich am Leben bleiben, damit man mich einsperren kann? Die Gesellschaft hat ihre Genugtuung gehabt.»
«Sühnegedanken der Gesellschaft Rechnung tragen»
Die Suizidabsichten von Vogt stellen die Justizbehörden vor ein Dilemma. Denn es bestehen keine rechtlichen Grundlagen. Das schweizerische Kompetenzzentrum für den Justizvollzug hat deshalb von der Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren (KKJPD) den Auftrag erhalten, Grundlagen für den begleiteten Suizid im Gefängnis auszuarbeiten.
Der zuständige Leiter für Justizvollzug (ad interim) im Kanton Bern, Laszlo Polgar, ist skeptisch: «Es kann nicht sein, dass ein Straftäter nach einem Jahr Haft sagt: ‹Mir gefällt das nicht, ich scheide aus dem Leben›». Er betont: «Dem Sühnegedanken der Gesellschaft muss Rechnung getragen werden.» Allerdings deutet Polgar an, dass er sich noch keine abschliessende Meinung gebildet habe.
Der verwahrte Vogt will den begleiteten Suizid notfalls juristisch erstreiten: «Ich habe keine Lust zu ersticken», sagt Peter Vogt im Gefängnis. «Mir geht die Kraft aus. Mein Umfeld kann meinen Wunsch nachvollziehen.» Vogt sagt, ihm seien mehrere Häftlinge bekannt, welche die gleiche Absicht hätten.