Eine überglückliche Fügung sei das gewesen, lacht Nadia Bacchetta, als sie erzählt, wie sie und ihr Kollege Sven Angelo Mindeci zum speziellen Auftritt an einer päpstlichen Messe im Vatikan gekommen sind. Eine Rolle hat aber auch gespielt, dass Bacchetta und Mindeci mit Orgel und Akkordeon Musik spielen, die man bei einem Orgelkonzert nicht erwarten würde.
Das Duo hat vor einiger Zeit ein privates Konzert gespielt, wo aber auch ein leitender Organisator des «Sacco die Roma» anwesend war, einer grossen feierlichen Zeremonie zu Ehren der Schweizergarde im Vatikan. Der vatikanische Vertreter sei von den Tango-Stücken begeistert gewesen, die Bacchetta auf der Orgel spielt. Und weil Papst Franziskus aus Argentinien stamme, dem Mutterland des Tangos, war klar: Das passt zur Zeremonie in Rom.
Nach einigen mündlichen und schriftlichen Absprachen war der Auftritt im Vatikan bestätigt, so wie das auch bei anderen Auftritten abläuft. Dass es aber doch ein speziellerer Auftritt ist, das wurde Nadia Bacchetta kürzlich wieder bewusst: «Letzte Woche flatterte eine wunderschöne Einladungskarte direkt aus dem Vatikan zu uns.»
So kam es, dass Bacchetta, die sonst in der reformierten Stadtkirche Solothurn Orgel spielt, nun eine grosse päpstliche Messe im Petersdom musikalisch begleitet. Eine Messe, bei der feierlich die neuen Rekruten der Schweizergarde vereidigt werden und der rund 3000 Gläubige und Gäste beiwohnen.
Reformierte Organistin spielt am katholischsten aller Orte
Wenige Tage vor dem Auftritt pendelt Bacchettas Gemütslage zwischen Vorfreude und Nervosität, wie sie gegenüber SRF sagt: «Es ist eine riesengrosse Ehre und ich bin ich doch ziemlich angespannt, ob dann alles richtig klappt.»
Es ist eine Ehre und ich bin ich doch ziemlich angespannt.
Sie hoffe, dass sie dann den Moment richtig geniessen kann und dass die Musik den Gardisten und Gästen gefällt. Sie sei zufrieden, wenn die Musik dem Moment noch einen speziellen Glanz verleiht.
Eine grosse Umstellung für die Organistin ist neben den anderen Instrumenten und dem viel grösseren Rahmen, dass sie normalerweise reformierte Gottesdienste begleitet. Nun tritt die 44-Jährige im Vatikan auf, im Zentrum des Katholizismus. «Tatsächlich sind die Abläufe in katholischen Messen sehr komplex, aber wir sind gut vorbereitet», sagt Bacchetta.
Heavy Metal, Tango oder Chansons auf der Orgel
Bei aller Liebe zur klassischen Orgelmusik versucht Nadia Bacchetta auch immer wieder, Orgel in anderen Musikrichtungen einzubauen. «Die Orgel ist ein sehr vielfältiges Instrument und repräsentiert eigentlich ein ganzes Orchester», sagt die Solothurnerin. Sie sei gerne kreativ mit all diesen Möglichkeiten und probiere gerne Dinge aus.
Unter anderem hat Bacchetta schon Heavy-Metal-Stücke auf der Orgel oder Chansons gespielt und aktuell beschäftigt sie sich mit Filmmusik. «Ich liebe es, das Publikum immer wieder mit Orgelmusik zu überraschen, die vielleicht etwas mehr den aktuellen Hörgewohnheiten entspricht.»
Diese Kreativität macht sich nun mit dem Auftritt ihres Lebens im Vatikan bezahlt. Immerhin waren es die auf der Orgel gespielten Tango-Stücke, die einen Vertreter des Vatikans dazu gebracht haben, die Solothurner Organistin zur päpstlichen Messe nach Rom einzuladen.