Scheidungen können nervenaufreibend sein, mühsam, emotional, kompliziert. Die nötigen Informationen über alle organisatorischen oder rechtlichen Schritte zu finden, ist oft nicht einfach. Hinzu kommen Auswirkungen auf die Familie oder das Portemonnaie. Der Kanton Freiburg hat deshalb eine Übersichtskarte erstellt, eine Art Anleitung: «Etappen der Trennung und der Scheidung».
Viele Anfragen
Immer wieder seien sie mit Fragen im Zusammenhang mit Trennung und Scheidung konfrontiert, heisst es bei der Anlaufstelle «Freiburg für alle» und beim Büro für Gleichstellung. Was kostet eine Scheidung, wie viel Alimente muss ich bezahlen? «Die Betroffenen finden sich kaum zurecht, da das Vorgehen sehr komplex ist.» Je nach Situation, Einigkeit oder Einkommen sehe dies anders aus, sagt Kathrin Gabriel-Hofmann, Sozialarbeiterin bei der Anlaufstelle. «Mit der Karte wollten wir alle möglichen Situationen darstellen.»
Der Spur folgen
Die Scheidungsanleitung sieht aus wie ein ÖV-Plan, eine U-Bahn-, Metro- oder Bus-Karte einer Stadt. Den verschiedenen Linien kann man folgen und Haltestelle für Haltestelle in Richtung Scheidung fahren. Ist man sich einig, nimmt man die gelbe Linie, wenn nicht, die orange.
Was ist bei den Steuern zu beachten, wer kümmert sich um die Kinder, wie wird der Unterhalt berechnet? Aussteigen kann man immer. Nachdem man sich aber entscheiden hat, sich tatsächlich scheiden zu lassen, oder getrennt zu leben, muss man umsteigen.
Und auch da kann man verschiedenen Abzweigungen folgen. Es geht um Fragen der AHV, Anwaltskosten, Wohnung, Namensänderung, Sozialhilfe. Die Informationen sollen auch helfen, dass es nach der Trennung weniger zu einer Verarmung kommt, so Kathrin Gabriel-Hofmann. Auf der interaktiven Karte oder per QR-Code kann man direkt Formulare öffnen, um beispielsweise gratis Rechtspflege zu beantragen.
So brauche es nicht immer eine Anwältin: «Statt dass man teure Sitzungen beim Anwalt abhält, könnte man die emotionalen Aspekte in einer Mediation aufarbeiten», sagt Gabriel-Hermann. Es gebe auch günstigere und konstruktivere Mittel, als eine klassische Schlammschlacht vor Gericht. Das Ziel sei, dass man sich früh genug damit befasse, auf was man sich bei einer Trennung einlasse und wisse, wie man sich helfen könne.
Staatliche Ausgaben können verhindert werden, wenn wir vorher besser informieren.
Ein Problem könnte aber sein: «Ich denke, für Laien ist diese Karte nicht verständlich und viel zu kompliziert», sagt Gian Sandro Genna, Geschäftsführer der Scheidungsagentur, die auf ihrer Internetseite ebenfalls über Trennungen informiert. Selbst für ihn als Fachmann sei dies nicht einfach zu lesen.
Braucht es neben bestehenden Ratgebern also noch eine staatlich finanzierte Hilfe? Ja, findet Gabriel-Hermann. «Eine Trennung hat viele Auswirkungen auf das soziale Leben.» Auch auf die Schule, oder auf staatliche Ausgaben wie Arbeitslosengeld oder Sozialhilfe, «die man vielleicht vermeiden kann, wenn wir die Leute vorher besser informieren können.»
Auch für andere Kantone
Um den Übersichtsplan zu erstellen, wurden mehrere Ämter und rund 50 Personen aus dem juristischen, sozialen und administrativen Bereich während zwei Jahren befragt. Eine Karte für unverheiratete Paare soll nächstes Jahr dazu kommen.
Die Karte kann grundsätzlich in der ganzen Schweiz gebraucht werden. Die verschiedenen Unterstützungsmöglichkeiten seien zwar von Kanton zu Kanton unterschiedlich. «Aber die juristischen Richtlinien oder die sozialen Auswirkungen sind überall gleich.»