Frostkerzen statt Helikopterflüge
Viele Rebbauern dürften sich in den kommenden Nächten mit Frostkerzen behelfen. Diese seien grundsätzlich ein gutes Mittel, um die Reben gegen die Kälte zu schützen, sagt Moritz Villinger, Leiter Rebbau am Plantahof in Landquart.
Ihr Einfluss auf die Temperatur im Rebberg sei aber beschränkt: «Es entsteht eine Erwärmung von ein bis zwei Grad.» Im vergangenen Jahr wurde gar versucht, mithilfe von Helikoptern warme Luft von oben zu den Reben zu bringen. Dies habe sich aber nicht bewährt: «Die Helikopterflüge brachten nicht genug warme Luft zu den Reben hinunter.»
Obstbauern fürchten um ihre Ernte
Vor allem die Obstbauern fürchten Ernteausfälle. Weil es bereits mehrere Tage am Stück warm war, sind viele Pflanzen und Bäume im Wachstum schon relativ weit fortgeschritten und deshalb empfindlich auf Kälte.
Bei den Kirschen beispielsweise seien viele Bäume, beispielsweise im Aargau, bereits im Jungfruchtwachstum, sagt Othmar Eicher vom Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg in Gränichen: «Die Chriesi sind nun knapp erbsengross und höchst empfindlich.»
«Im April haben wir hier noch Winter»
Im Berner Oberland lässt man sich vom Wintereinbruch nicht aus der Bahn bringen: «Im April haben wir hier noch Winter», erklärt Heinrich Bürgi vom Strasseninspektorat Oberland Ost in Innertkirchen. Solche Rückschläge seien normal und brächten die Kalkulationen des Kantons nicht durcheinander. «Die Winterdienstverträge mit privaten Anbietern laufen bis Mitte April und auch danach kann das Strasseninspektorat selbst den Dienst weiterführen», so Bürgi weiter.
Den Susten- und Grimselpass, welche das Berner Oberländer Strasseninspektorat bis zur Kantonsgrenze betreut, würden frühstens Mitte Mai für den Verkehr geöffnet. Für die beiden Pässe gibt es aber das ganze Jahr hindurch einen Räumdienst. Vor allem für Motorradfahrer, welche dem Kurvenrausch frönen wollen, gibt es bereits jetzt kurzfristige Teilöffnungen der Passstrassen. Darüber informiert die Webseite der IG Alpenpässe.
Imker: noch nicht dramatisch
Aus Sicht der Imker und ihrer Honigbienen ist der Wintereinbruch noch kein grosses Problem: «Die Wetterlage ist sicher unschön aber noch nicht dramatisch», sagt Mathias Götti Limacher, Präsident des Vereins deutschschweizerischer und rätoromanischer Bienenfreunde.
Vor allem der Start in den Frühling sei wichtig und dieser sei witterungsmässig gut gewesen her. «In ihren Kästen können die Bienen einige kalte Tage gut überstehen. In Gegenden wo bereits viele Pflanzen blühten sollten sie auch schon wieder genügend Nahrungsvorräte haben», sagt Götti Limacher.
Es gebe aber sicher auch Regionen, in denen das Futter knapp werden dürfte. «Für die weitere Entwicklung wird entscheidend sein, wie stark die Pflanzen nach dieser Kälteperiode noch blühen werden.»
Noch nicht nervös, aber dennoch auf der Hut
Bei den Gärtnern bricht man noch nicht in Panik aus. Der Frost könnte aber dennoch ein Loch in die Portemonnaies der Gartencenter reissen: «Weil bei Frost die Kunden in den Gärtnereien ausbleiben, könnte es zu einem Rückstau bei der Auslieferung der Pflanzen kommen», erklärt Josef Poffet vom Gärtnermeisterverband «Jardin Suisse». Viele Kunden würden sich bei solchem Wetter sagen, dass sie vorerst keine neuen Pflanzen kaufen würden.
Ein weiteres Problem für die Gärtnereien ist der zusätzliche Schutz, welcher die Pflanzen brauchen. Einige Gärtner können sehr schlecht ganzflächig ihre Pflanzen schützen. Zudem kann das Angebot nicht kurzfristig geändert werden. «Das ist wie mit einem Tanker, der fährt: Der kann auch nicht ohne weiteres gestoppt werden», erklärt Poffet. Im Vergleich zum letzten Jahr sei aber dieser Rückfall in den Winter noch verkraftbar.