Entwickelt wurde der Coronacheck von Uni Santé, dem Universitätszentrum für Allgemeinmedizin und öffentliche Gesundheit in Lausanne. Daran mitgearbeitet hat Valérie D'Acremont, Spezialistin für Tropenmedizin.
Sie habe noch nie einen medizinischen Fragebogen entwickelt, der so oft benutzt wurde, sagt sie. Und dies nicht nur in der Schweiz; auch in Frankreich, Grossbritannien oder in den USA. Den Erfolg erklärt sich damit, dass Menschen in Ländern wie den USA schlicht woanders Hilfe suchten: «In manchen Ländern gibt es keine offiziellen Empfehlungen, was man im Verdachtsfall tun soll. Weil sie nichts anderes haben, benutzen sie unser Formular.»
Der Grossteil der Benutzer sind Privatpersonen. Etwa jeder fünfte Aufruf wurde aber von medizinischen Fachkräften gemacht. Für sie gibt es ein zweites Coronacheck-Formular, eine Art Online-Führer für Hotlines und Testzentren, der bei den Abklärungen Schritt für Schritt hilft.
Die Lausanner Mediziner konnten den Coronacheck vor allem dank der langjährigen Erfahrungen in den Ländern des Südens so schnell aufbauen. D'Acremont nennt dies «Reverse Innovation»: Wenn man einer in einem armen Land erzielte Innovation in einem reichen Land nutzen kann.
Über 15 Jahre Erfahrung sind in den Coronacheck eingeflossen. Zuerst wurde als Antwort auf das Reisefieber der Schweizerinnen und Schweizer ein Internetportal entwickelt. Die Idee: Kehrt jemand von einer Reise zurück und zeigt Symptome einer Tropenkrankheit, dann können sich Ärzte in der Schweiz daran orientieren und herausfinden, welche Krankheiten es im jeweiligen Reiseland überhaupt gibt und wie man sie diagnostiziert.
Für die Arbeit von D'Acremont war das aber nur der erste Schritt. In einem zweiten wurden für Ärztinnen in Tansania ähnliche Programme entwickelt. «Es ist sehr schwierig, bei einem Kind mit Fieber eine Malaria von einer Grippe, dem Dengue-Fieber oder Zika zu unterscheiden», so D'Acremont.
«Unsere Programme helfen ihnen während der Konsultation und bei der Frage, welche Untersuchungen gemacht werden sollen.» Und das wirkt. Denn weiss man nicht, um welches Fieber es sich handelt, werden Antibiotika verschrieben. Deren übermässiger Einsatz schafft aber Resistenzen und damit neue Probleme. Mit den Programmen konnte das Verschreiben von Antibiotika bei Kindern in Tansania von 95 auf 11 Prozent verringert werden.
Dabei mitgearbeitet hat auch das Basler Tropeninstitut, für das D'Acremont ebenfalls tätig ist. Es sind also die Erfahrungen von Schweizer Forschern in Krisengebieten, die zu dem Coronacheck-Onlineformular geführt haben.
Das ist aber noch nicht das Ende der Arbeit von D'Acremont und Uni Santé. Denn nun geht dieser Coronavirus-Helfer zurück in Länder wie Tansania, Ruanda, Senegal, Kenia, Indien oder Myanmar. Diese Länder erhalten das digitale Hilfsmittel für die Diagnose von Fieber, ergänzt mit den Erfahrungen aus der Schweiz. «Wir haben schon einen neuen Algorithmus exportiert, der auf unseren Erfahrungen mit Covid-19-Patienten basiert», so D'Acremont.
«Wenn die Epidemie in einem dieser Länder ankommt, dann kann dieses darauf zurückgreifen.» Das ist eine wichtige Hilfe für die Länder, in denen derzeit noch unklar ist, wie stark sie vom Coronavirus betroffen sind. Die Erfahrungen aus aller Welt führten also nicht nur zum raschen Aufbau des Coronachecks in der Schweiz: Das Fachwissen geht erneut in die Welt hinaus.