Die Zürcher Firma Lonité, gemäss Eigenwerbung weltweit führend in der Diamantenherstellung, schreibt: «Erinnerungsdiamanten sind echte Diamanten, die mithilfe des Kohlenstoffs aus der Kremationsasche gezüchtet werden.» Die Bünder Firma Algordanza garantiert im Zertifikat die Herstellung des Diamanten «ausschliesslich aus der übergebenen Kohlenstoffquelle» der Kremationsasche.
Bei beiden kostet ein individuell und als Einzelstück hergestellter, geschliffener Diamant je nach Grösse zwischen 5000 und 21'000 Franken. Das ist doppelt so viel wie ein vergleichbarer Diamant vom Juwelier oder zehnmal so viel wie ein künstlicher Diamant aus der Massenproduktion.
Herkunft des Kohlenstoffs lässt sich nicht belegen
Für die Produktion eines Diamanten brauche es gemäss Hersteller 500 Gramm Kremationsasche. In dieser Asche habe es noch ein paar wenige Gramm Kohlenstoff, der trotz hoher Temperaturen nicht verbrannt sei. Das sei die Basis, um in einer Diamantenpresse mit 1700 Grad Hitze und 70 Tonnen Druck einen Diamanten zu züchten.
Pikant: Algordanza kann zwar mit Attesten nachweisen, dass es in der Kremationsasche noch die benötigten fünf Gramm Kohlenstoff hat. Doch weder sie noch Lonité können beweisen, dass dieser Kohlenstoff tatsächlich vom Verstorbenen stammt und nicht vom Sarg.
Wird Kohlenstoff hinzugefügt?
Das passt nicht zur Werbung von Algordanza, wonach der Erinnerungsdiamant «einzig aus dem Kohlenstoff eines geliebten Verstorbenen» stammt. Frank Ripka, Co-Geschäftsführer von Algordanza sagt: «Da war die Kommunikation ungenau in der Vergangenheit.» Man habe das nun geändert, indem man verstärkt über «Kohlenstoffquelle» spreche. Algordanza sei mit dieser Kritik bisher nicht konfrontiert worden, wolle sie aber zukünftig «in der Kommunikation einarbeiten».
Hersteller von künstlichen Diamanten und Edelstein-Analytiker bezweifeln sogar generell, dass es in der Asche genügend Kohlenstoff für die Produktion der Diamanten hat. Auch Michael S. Krzemnicki, Direktor des schweizerischen gemmologischen Instituts, das weltweit bekannt ist für seine Edelsteinanalytik, hat Bedenken: «Ich kann mir vorstellen, dass Kohlenstoff zugemengt wird. Das müsste man aber sicher unabhängig wissenschaftlich prüfen. Das haben wir noch nicht gemacht.»