SRF News: Am Wochenende erklärten Sie, schon im November gewusst zu haben, dass sich der umstrittene gambische Ex-Innenminister in einem Berner Durchgangsheim aufhalte. Damit widersprechen Sie Ihrer Aussage von letzter Woche, wonach Sie erst Anfang Jahr vom Aufenthalt Ousman Sonkos erfahren hätten. Was stimmt jetzt?
Hans-Jürg Käser, Polizeidirektor des Kantons Bern: Der Bund hat damals meine Leute im Migrationsdienst informiert, dass der gambische Innenminister dem Kanton Bern zugeteilt ist. Insofern habe ich sehr wohl davon gewusst.
Das haben Sie aber nicht so kommuniziert.
Mitte November haben noch wenig Leute in der Schweiz von der Brisanz von Gambia gewusst. Die Wahlen dort fanden meines Wissens nach am 14. November statt. Nach der SRF-Sendung «Rundschau», die den Fall recherchiert hat, liess ich mir das Dossier geben. Ich erkannte dann sehr wohl und sehr rasch, was die Brisanz dieses Falls sein könnte.
Das ist Ihnen erst dann bewusst geworden?
Das ist mir beim Studium des Dossiers und vor allem beim Studium gewisser Internetseiten der Opposition in Gambia bewusst geworden, wo ziemlich deutlich dargestellt ist, was dieser Innenminister in seinem Land für eine Geschichte hat.
Nach der SRF-Sendung «Rundschau» liess ich mir das Dossier geben.
Es geht ja um Fragen des Vorgehens: In der «Sonntags-Zeitung» erklärten Sie, der Bund hätte früher eingreifen müssen und Sonko gar nicht erst dem Kanton Bern zuteilen dürfen.
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Kantone, denen der Bund Asylsuchende zuteilt, sind für diese während des Asylverfahrens zuständig. Sie sind im jeweiligen Kanton untergebracht, aber mehr als eine Unterbringung können die Kantone nicht bieten. Sie können nicht die Sicherheit garantieren – das ist fast nicht möglich. Wir haben keine rechtliche Handhabe, gegen diese Leute vorzugehen, wenn sie nicht in der Schweiz delinquiert haben. Wenn sie es in ihrem Land getan haben, ist uns das nicht bekannt. Wenn solche ehemaligen Minister von Potentatenregimes in die Schweiz kommen und einem Kanton zugeteilt sind, halte ich das für sehr problematisch.
Was wäre die Lösung für das Problem?
Wir werden das Vorgehen mit dem Staatssekretariat für Migration besprechen. Ich bin überzeugt, dass der Bund solche Leute auf Bundesstufe behalten muss, bis deren Status geklärt ist.
Das Gespräch führte Daniel Eisner.