Während die einen hitzig über die Rentenreform debattieren, werden andere diese spüren: die Jugendlichen. Sie haben das gesamte Berufsleben noch vor sich. Das Thema AHV und Pensionierung ist dementsprechend weit weg. Ein Treffen mit Schülern und Lehrlingen zeigt aber: Die Jahrhundertreform bewegt auch in jungen Jahren.
Ein Muster davon geben Jonas, Fin und Louis. Die drei Jugendlichen im Alter von 14 bis 15 Jahren besuchen das Gymnasium Kirchenfeld in Bern. Wirklich Gedanken gemacht haben sie sich über ihr weit entferntes Rentnerleben noch nicht. «Ich weiss ja auch noch nicht wirklich, wie es ist, in einem richtigen Job zu sein», meint Jonas.
Wir leben ja vielleicht auch zehn Jahre länger.
Was sie beruflich einmal machen wollen, wissen die Gymnasiasten noch nicht. Nur so viel: Es soll Freude machen. Und eines ist ihnen klar: Sie werden lange arbeiten müssen, auf jeden Fall länger als bis 65.
Für Louis ist das kein Problem: «Mir würde es auch nichts ausmachen. Hoffentlich bin ich dann auch fit.» Sein Klassenkamerad Jonas pflichtet bei: «Wenn man anstatt 65 bis 75 arbeiten würde, würden alle noch einmal zehn Jahre länger einzahlen. Das würde natürlich helfen.»
Vorsorge ist besser als Nachsorge
Ohne weiteres zehn Jahre länger arbeiten? Nicht nur Gewerkschafter dürften das mit Erstaunen hören. «Aber wir leben ja vielleicht auch zehn Jahre länger», meint Jonas. Die drei Jugendlichen können sich im Moment nicht vorstellen, einmal müde zu sein. Zu gross ist die Neugier auf die Berufswelt, zu gross die Lust auf eine Karriere.
Und: Sie vertrauen auf den Generationenvertrag. Fin sagt, dass es ihn zum Beispiel nicht stören würde, schon vor 25 in die Rente einzubezahlen: «Im Endeffekt bekomme ich ja das Geld zurück, wenn ich einmal pensioniert bin.» Die jungen Gymnasiasten wollen also ihren Beitrag leisten, damit die Altersvorsorge langfristig funktioniert.
Wir müssen für die Alten schauen, aber wir dürfen es auch nicht ausreizen – das gilt auch für die ältere Generation.
Bekenntnis zum Generationenvertrag
Der KV-Lehrling Leander kümmert sich also bereits in Eigenregie um seine Altersvorsorge. Dringt dabei auch ein Misstrauen gegenüber der Politik und ihren Justierungen an der 1. und 2. Säule durch? «Jein. Ich weiss, dass ein Generationenvertrag besteht. Wir müssen für die Alten schauen, aber wir dürfen es auch nicht ausreizen – das gilt auch für die ältere Generation. Er wolle später einmal auch nicht den Jungen auf der Tasche liegen, sagt Leander.
Noëmi ist ebenfalls 18, sie hat aber noch keine 3. Säule angelegt: «Mit einem Lehrlingslohn liegt es halt noch nicht so drin», sagt sie. Nach der Lehre werde aber auch sie zur Tat schreiten. Noëmi und Leander wollen selber vorsorgen. Und auch sie wissen, dass sie länger arbeiten müssen. Sie wollen, wie Noëmi sagt, etwa bis 68 arbeiten: «Wenn es die Gesundheit erlaubt. Dann wäre ich bereit dazu.»
Vertrauen in die Volksvertreter
Nicht einverstanden sind Leander und Noëmi hingegen mit der Idee, dass der tiefere Umwandlungssatz durch eine Rentenerhöhung von 70 Franken kompensiert werden soll: «Die Rechnung geht nicht auf», sagt Leander – denn hochgerechnet auf Hunderttausende mache der Betrag sehr viel aus.
Aber er sei zuversichtlich, sagt Leander, dass die Parlamentarierinnen und Parlamentarier in Bern eine ausgewogene Lösung finden werden: «Die Leute wurden vom Volk gewählt, und deswegen glaube ich, dass sie eine gute Lösung finden werden.»