Ab heute wird das Freizeitangebot in der Schweiz eingestellt. Restaurants, Bars, Coiffeur-Läden, Museen, Schwimmbäder: Alles bleibt bis am 19. April geschlossen. «Wir müssen uns zurücknehmen», ist das Mantra der Stunde. Doch was heisst das genau? Antworten von Daniel Koch, Leiter der Abteilung Übertragbare Krankheiten beim Bundesamt für Gesundheit (BAG).
Sollen wir uns zuhause verbarrikadieren?
Koch plädiert in dieser zentralen Frage für Augenmass. «Es wäre am besten, wenn sich die Leute nun zurücknehmen und zuhause bleiben würden.» Grundsätzlich soll man sich dort aufhalten, wo man die anderen – insbesondere gefährdete Personen – nicht ansteckt. Man könne aber nach draussen, versichert Koch: «Das soll man aber allein tun oder mit dem Angehörigen, mit dem man sowieso zusammen ist.» Die gemischte, generationenübergreifende Jogging-Gruppe soll also sistiert werden.
Auf ein Bier mit dem Kumpel?
Die Bar ist geschlossen, doch das Wetter ist prächtig und das Bier kalt. Da liegt es nahe, das Feierabendbier mit Freunden auf den Balkon oder in den Garten zu verlagern. Davon rät Koch ab. «Man soll die Kontakte zwischen den Familien und Generationen derzeit nicht fördern.» Die sozialen Kontakte ausserhalb des engsten Umfelds sollen für die nächste Zeit am Telefon oder über die sozialen Medien gepflegt werden.
Hausarrest für die Grossmutter?
Kochs klare Anweisung an ältere Menschen und andere Risikogruppen: «Auch sie dürfen aus dem Haus. Für sie gilt aber besonders: Abstand halten, Abstand halten, Abstand halten.» Das bedeutet für Betagte eine schmerzhafte Trennung von ihren Liebsten. Doch gerade in diesen Zeiten, da der physische Kontakt erschwert ist, plädiert der Krisenmanager für ein neues Miteinander: So könne etwa der Nachbar den Einkauf für eine gefährdete Person erledigen.
Darf mein Kind noch raus zum Spielen?
Auch viele Eltern sind verunsichert. Die Schulen sind geschlossen, und die Kinder wollen beschäftigt werden. Dürfen sie noch raus zum Spielen und sich mit den Gspänli treffen? «Selbstverständlich dürfen Kinder untereinander spielen. Sie sind ja auch nicht die Treiber dieser Epidemie», beschwichtigt Koch. Spielgruppen und dergleichen sollten aber nicht organisiert werden. Und vor allem: Die Eltern seien aufgerufen, den Kontakt untereinander auf ein Minimum zu beschränken.
Soll ich Parks und Spielplätze meiden?
Im Gegensatz zu anderen Ländern bleiben Spielplätze und Parks in der Schweiz offen. Koch stellt klar: Das Virus an sich warte nicht an bestimmten Orten. «Es sind die Menschen, die es untereinander weitergeben.» Also liegt es an uns, eine Ausbreitung zu verhindern. Deswegen gelte auch in Parks und auf Spielplätzen die einfache Devise: Distanz halten – was sich im öffentlichen Raum auch einfacher bewerkstelligen lässt als in geschlossenen Räumen.
Ausgangssperre für die Jugend?
Für Teenager dürfte der Shutdown zur Nervenprobe werden. Dem ist sich auch Krisenmanager Koch bewusst. «Jugendliche haben sehr viel Kontakt untereinander und sind sehr mobil. Sie stecken damit aber auch am ehesten andere Leute an.» Deswegen appelliert Koch an die Jugendlichen: Feste mit Freunden sollen erst einmal verschoben werden. Kochs Rat: zuhause bleiben und Gamen statt WG-Party.