Sie tragen eine orange-grüne Uniform. Die Zivilschützer und die paar wenigen Zivilschützerinnen. Und es werden insgesamt immer weniger. 2011 wurden 8350 Personen zivilschutz-dienstpflichtig, 2020 noch 2676. Das zeigen neuste Zahlen, die das Bundesamt für Bevölkerungsschutz zur Verfügung gestellt hat. Dies ist ein Rückgang von fast 70 Prozent.
6000 neue Zivilschützerinnen und Zivilschützer wären das Ziel jährlich. Der Rückgang sei dramatisch geworden, sagt Alexander Krethlow, Generalsekretär der kantonalen Regierungskonferenz Militär, Zivilschutz und Feuerwehr.
Die Gründe sind vielfältig. So hat die Armee ihre Kriterien für die Diensttauglichkeit gelockert, was zur Folge hat, dass weniger Personen zivilschutz-dienstpflichtig werden.
Der Bund weiss um die Probleme beim Zivilschutz. Im jüngsten sicherheitspolitischen Bericht spricht der Bundesrat von einer Annäherung zwischen Zivildienst und Zivilschutz. «Verbesserung der Bestände von Zivilschutz und Armee, z.B. durch Annäherung zwischen Zivildienst und Zivilschutz (…).»
Die zuständigen Regierungsrätinnen und -räte forderten den Bund bereits früher auf, die Zusammenlegung von Zivilschutz und Zivildienst zu einem neuen Katastrophenschutz-Dienst zu prüfen. Kantonsvertreter Krethlow: «In diesem Katastrophenschutz würden die Aufgaben des heutigen Zivildienstes und Zivilschutzes vereinigt werden.»
Der Zivildienst, das sind die mit der braun-blauen Arbeitskleidung, die freiwillig getragen werden kann. Wer Zivildienst leistet, will aus Gewissensgründen nicht einen bewaffneten Dienst in der Armee leisten. Jährlich kommen zwischen 5000 und knapp 7000 junge Männer und ein paar wenige Frauen zum Zivildienst.
Beide tragen zwar das Wort «Zivil» im Namen, doch von einer Annäherung der beiden Dienste oder gar einer Fusion will der Verband der Zivildienstleistenden Civiva nichts wissen. «Wir haben einen gut funktionierenden Zivildienst», sagt Samuel Steiner, Co-Präsident von Civiva. Es dürfe nicht sein, dass der Zivildienst verschlechtert werde, weil er auf kantonale Strukturen heruntergebrochen werde.
Die schnelle Reaktionsfähigkeit sei der Vorteil des Zivilschutzes gegenüber dem Zivildienst, sagt Maja Riniker, FDP-Nationalrätin und Präsidentin des Zivilschutzverbandes, des Dachverbandes der regionalen und kantonalen Zivilschutzorganisationen.
Wenn ein Gesuch aus einem Kanton vorliege, dann würde schnell entschieden. Die Zivilschutzdienstleistenden stünden dann innert zwei Tagen bei der Institution vor Ort im Einsatz. Auch Riniker begrüsst eine Annäherung. So sollen Zivildienstleistende einen Teil ihres Einsatzes beim Zivilschutz leisten, schlägt sie vor.
Viele Zivis lehnen militärische Umgangsformen ab
Höchstens auf freiwilliger Basis, kontert Steiner vom Civiva die Idee. Es gebe viele Zivis, die die militärischen Strukturen und die Uniformierung im Zivilschutz ablehnten. «Wenn diese zwangsweise in den Zivilschutz eingeteilt würden, dann würden diese Personen den Zivilschutz verweigern.»
Im Zivilschutz trage man keine Waffen, die Umgangsformen seien äusserst angenehm und die Führungsausbildung sei professionell, kontert hier Riniker.
Ob es zu einer Annäherung oder gar zu einer Zusammenlegung kommt, ist offen. Im Sommer will der Bundesrat konkrete Vorschläge machen, wie die Lücken beim Zivilschutz geschlossen werden können.