Plastik in der Umwelt ist ein Problem und gefährdet Tiere und Böden. Eine aktuelle Studie des Bundes zeigt: Vor allem durch die Landwirtschaft gelangt viel Mikroplastik in die Umwelt. Doch gerade hier lässt sich Plastik kaum vermeiden, wie ein Besuch im Berner Seeland zeigt.
Weiss statt grün: Das Erdbeerfeld bei Walperswil im Berner Seeland ist mit Plastikplanen überzogen. Das Feld, so gross wie ein Fussballplatz, gehört Beerenproduzentin Barbara Schwab. Das zugedeckte Feld sei kein schönes Bild, gibt die Bäuerin zu: «Auch ich sehe mir lieber Pflanzen als Plastik an.»
Fast alles ist aus Plastik
Doch anders gehe es nicht. Ohne die Folien sei die Feuchtigkeit für die Jungpflanzen nicht gewährleistet. «Ohne dieses Mikroklima könnten sie nicht wurzeln, schon gar nicht bei den aktuellen Temperaturen», sagte Schwab. Aber auch die älteren Erdbeerpflanzen wachsen grösstenteils unter Plastikfolien, damit sie vor Wind und Wetter geschützt sind. Die süssen, roten Früchte sollen ungestört reifen, denn die Konsumenten wollen perfekte Ware.
Ohne dieses Mikroklima könnten sie nicht wurzeln, schon gar nicht bei den aktuellen Temperaturen.
Plastik auch sonst überall: Die Töpfe für junge Pflanzen sind aus Plastik, aber auch die Kisten für die geernteten Beeren und die Schläuche für die Bewässerung: «Wichtig ist, wie der Plastik entsorgt wird, etwa wenn Folientunnel ersetzt werden müssen», betont die Bäuerin Auf ihrem Hof würden alle darauf achten, dass keine Plastikabfälle in die Umwelt gelangten.
Dass ja keine Plastikabfälle in die Umwelt gelangen, ist auch dem Spargelbauern Ronny Köhli aus Kallnach wichtig. Er steht vor einem hohen Stapel mit aufgerollten Plastikfolien. 50 Kilometer dieser schwarz-weissen Plastikplanen verlegt er jedes Jahr, damit seine weissen Spargeln perfekt wachsen können.
Alles soll zurück vom Feld
Am Ende der Ernte-Saison werden die Planen aufgerollt und vom Feld geholt: «Da kommt restlos alles retour, die Planen sind mit ungefähr 1000 Franken pro Hektar sehr teuer. Das soll möglichst unbeschädigt wieder vom Feld zurückkommen.»
Rückstände gebe es keine, jedenfalls keine, die er und seine Mitarbeiter nicht wegräumen könnten. Absichtlich verschmutzt werde nichts, sagt Köhli. Zugleich gebe es regelmässig gesamtbetriebliche Kontrollen.
Problem: Verwitterung
Trotzdem seien gerade die kleinen Plastikrückstände ein Problem, sagt der Präsident der Seeländer Bauernorganisation, Daniel Weber. Die Landwirtschaft stecke in einem Dilemma: «Man versucht, die Pflanzenschutzmittel zu reduzieren, indem man Folien legt. Durch die Verwitterung der Folien blieben allerdings kleine Rückstände im Boden zurück: «Das ist das Dilemma. Man versucht, sich zu verbessern und schafft gleichzeitig ein neues Problem.»
Alternativen zu Plastik sind rar. Davon ist auch der Biolandbau betroffen, etwa wenn mit grossen Bürsten der Boden um die kleinen Obstbäume herum unkrautfrei gehalten wird. Denn diese Borsten sind aus Plastik und der Abrieb erzeugt Mikroplastik.
Mulch-Folien – noch keine echte Alternative
Eine Möglichkeit sind so genannte Mulch-Folien aus organischem Material, die auf dem Feld verrotten. Damit sie kompostierbar sind, müssen allerdings Feuchtigkeit und Temperatur stimmen, was auf den Feldern selten der Fall ist. Neue, besser kompostierbare Folien werden zurzeit erforscht.
Weber und seine Bauernkollegen hoffen deshalb auf die Forschung. Ihr Wunsch: Ein Stoff, der ebenso praktisch und wirksam ist wie Plastik, aber keine Rückstände hinterlässt.