Im Mai sind in Lausanne bei verschiedenen Grundstücken Dioxin-Verschmutzungen entdeckt worden. Dioxin, dessen bekanntester Vertreter das sogenannte Seveso-Gift ist, ist hochgefährlich bis tödlich. Heutzutage entsteht Dioxin zum Beispiel bei der Verbrennung von Abfällen. Es kann jedoch gefiltert werden.
Nach der Entdeckung in Lausanne haben die Stadt Lausanne und der Kanton Waadt darum an knapp 130 weiteren Stellen die Konzentration von Dioxin im Boden messen lassen. Nun liegen erste Resultate vor und sie zeigen: Das Ausmass der Dioxin-Verschmutzung ist grösser als bisher angenommen. Grosse Teile des Stadtgebietes sind betroffen.
Detaillierte Untersuchungen
Das Verschmutzungsgebiet erstreckt sich vom See unten bis hoch in die Agglomerationsgemeinde Le-Mont-sur-Lausanne. Die am stärksten verschmutzten Grundstücke befinden sich mitten in der Stadt. Das wurde aus den 130 Messpunkten hochgerechnet. Eine solch detaillierte Untersuchung habe bislang noch kein anderer Kanton gemacht, sagt die Waadtländer Umweltdirektorin Béatrice Métraux von den Grünen.
Der mutmassliche Urheber der Verschmutzung ist bekannt: Das Dioxin dürfte auf die Abgase der Kehrichtverbrennungsanlage in der Stadt zurückzuführen sein. Das geht auf jene Zeit zurück, bevor moderne Filtersysteme installiert wurden, bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts.
Dioxin baut sich nur langsam ab und befindet sich deshalb seit Jahrzehnten im Boden, in den ersten Zentimetern der Erde. «Aber das Dioxin ist dann gefährlich für die Menschen, wenn der Boden auch genutzt wird», sagt Professor David Vernez vom Waadtländer Gesundheitsinsititut Unisanté.
Weiterführende Informationen:
Zum Beispiel rät der Kanton Waadt davon ab, auf Grundstücken mit Dioxin-Verschmutzung einen Hühnerstall zu haben. Denn Dioxin kommt über Tiere besonders gut in die Nahrungskette. Aber auch bei Kleinkindern sollen die Eltern aufpassen, dass sich diese beim Spielen nicht die schmutzigen Finger in den Mund stecken im betroffenen Gebiet.
Umweltdirektorin fordert Grenzwert
Die Einwohner können sich zu den Gefahren nun per Telefon beraten lassen. Der Fall in Lausanne wirft Fragen für die ganze Schweiz auf, denn bisher gibt es keinen Grenzwert für solche Fälle, ab welcher Dioxin-Konzentration ein Grundstück saniert werden muss, sagt die Waadtländer Umweltdirektorin Béatrice Métraux: «Deshalb diskutiert die Waadt mit dem Bundesamt für Umwelt darüber, einen solchen Grenzwert einzuführen.»
Dieser ist entscheidend, damit die betroffenen Grundstücksbesitzer wissen, was sie nun tun müssen. Und er ist auch entscheidend bei der Frage, wer die Sanierung bezahlen muss. Die Gesamtkosten können noch nicht abgeschätzt werden.
In der Waadt werden bereits Untersuchungen an anderen Standorten von Kehrichtverbrennungsanlagen wie etwa Yverdon geplant. Für die Waadtländer Umweltdirektorin betrifft diese Problematik aber die ganze Schweiz: Die Untersuchung der Lausanner Böden könnte deshalb zum Präzedenzfall für die ganze Schweiz werden.