Am Anfang stand eine Scherbe. Genau in diese trat Karin Brunner, als sie vor ein paar Monaten im Rhein bei Basel schwimmen gehen wollte. Aus dem Unfall wurde eine Idee: Das Rheinufer bei Basel tauchenderweise von seinen Abfällen zu befreien.
Ausgerüstet mit einer simplen Taucherbrille, einem Neopren-Anzug und Schwimmschuhen steigen Karin Brunner und ihre Kollegin Daiana Gunzenhauser seit ein paar Monaten beinahe jeden Tag in den Rhein und fischen alles raus, was die Baslerinnen und Basler in ihren Hausfluss schmeissen: Nähmaschinen, Sonnenbrillen, Gebisse, Messer, Spielkonsolen, leere Flaschen und unendlich viele Scherben. Innerhalb von zehn Minuten ist ein grosser Rucksack voll mit Abfall.
Das Basler «Scherbenmeer»
«Wir haben auch schon Diebesgut gefunden,» erklärt Karin Brunner. Das Treiben der beiden Frauen blieb nicht unbemerkt. Unterdessen werden sie von fast 30 weiteren Taucherinnen und Tauchern unterstützt. Sie haben sich sogar in einem Verein zusammengeschlossen, der den bezeichnenden Namen «Rheingeworfen» trägt.
Einer der Unerstützer ist Jeroen Dierssen. Er kommt eben von einem Tauchgang bei der Mittleren Brücke zurück. Wie sieht es dort aus? «Wunderschön und dreckig. Es hat sehr viele kleine Fische und unendlich viele Scherben. Scherben, wohin das Auge reicht. Deshalb nennen wir das hier das Basler Scherbenmeer.»
Konflikt mit der Stadtreinigung
Was die Taucherinnen und Taucher finden, entsorgen sie selber - soweit es geht. Einzig besonders sperrige Gegenstände deponieren sie bei bestehenden Abfallkörben. So sollen die Passantinnen und Passanten sehen, was die lieben Mitbewohnerinnen und Mitbewohner so alles im Rhein entsorgen. Auf der Kleinbasler Rheinuferseite nimmt die Stadtreinigung den sperrigen Abfall dann mit, auf Grossbasler Seite klappt das noch nicht so gut.
«Das Resultat ist, dass die Leute das Zeug wieder in den Rhein schmeissen,» ärgert sich Karin Brunner. Ihr ist unerklärlich, weshalb die Stadtreinigung auf der Grossbasler Seite den Krempel nicht mitnimmt.
Eigentlich sind das alles illegal entsorgte Abfälle, und wir müssten eine Busse ausstellen.
Doch weil Karin Brunner und ihre Mitstreiterinnen den Abfall nicht in die offiziellen Bebbi-Abfallsäcke stecken, machen sie sich im Prinzip strafbar, erklärt Dominik Egli, Leiter Stadtreinigung Basel-Stadt. «Wir müssten eigentlich Bussen ausstellen.»
Das will er hingegen auch nicht und plädiert daher an die jungen Taucherinnen und Taucher, sich zu melden. «Dann stellen wir einen Container hin, und die Sache ist legal.»
Karin Brunner hat in Sachen Abfall einen einzigen Wunsch: «Wenn jeder, der in den Rhein geht, nur fünf Scherben rausnähme, wäre der Rhein viel sauberer.»