In der Hard sollte sie stehen, die Muttenzer Windkraftanlage. Die Idee beschäftigt die Gemeinde schon länger, erlitt im Sommer 2021 an einer Gemeindeversammlung jedoch Schiffbruch.
Der 19-jährige Umut Gökbas denkt nicht gerne an diese Gemeindeversammlung zurück. Der junge Mann war über den Ausgang bitter enttäuscht: «Die ganze Schulklasse war wahnsinnig frustriert, dass das Windrad so abgeschmettert wurde.» Das gescheiterte Windkraft-Projekt liess Gökbas und seine Mitschülerinnen und Mitschüler nicht los.
Die ganze Schulklasse war wahnsinnig frustriert, dass das Windrad derart abgeschmettert wurde.
Als Präsident der lokalen Schülerorganisation – die knapp tausend Mitglieder hat – lancierte Gökbas kurzentschlossen eine Petition, um das Windrad zurück aufs politische Parkett zu bringen. Mit Erfolg: Innert kurzer Zeit kamen 188 Unterschriften von Schülerinnen und Schüler zusammen, die Petition kam zustande. Das Windrad soll an der nächsten Gemeindeversammlung im Dezember in Muttenz erneut diskutiert werden.
Ein grosser Erfolg für den 19-Jährigen. Er blickt dieser Versammlung positiv entgegen. «Mittlerweile ist es ja nicht mehr nur die Frage der Ökologie, es geht auch darum, wie wir in Zukunft durch die Winter kommen.»
Das Thema Windenergie beschäftigt den jungen Muttenzer so sehr, dass er mit seiner Familie sogar ins luzernische Entlebuch reiste, um ein Windkraftwerk zu besichtigen. Eindrücklich sei das gewesen.
Kritiker hatten an der Gemeindeversammlung in Muttenz moniert, dass die Windräder zu viel Lärm machten. Das kann Gökbas nicht verstehen: «Ich stand neben dem Windrad und habe nichts gehört. Man muss schon sehr nahe ran, damit überhaupt etwas zu hören ist.»
Politisch aktiv war Gökbas vor seinem Engagement für die Windenergie in Muttenz nicht. Auch an Klimastreiks habe er nie teilgenommen. «Hätte man mir vor zwei Jahren gesagt, dass ich eine Petition ins Leben rufen werde und sie sogar noch bei der Gemeinde durchkommt: Ich hätte laut gelacht.» Jetzt will sich Gökbas auch parteipolitisch einsetzen und junge Leute inspirieren. Mittlerweile ist der junge Mann Mitglied der GLP.
Muttenz ist kein Einzelfall
Auch in anderen Baselbieter Gemeinden wird seit Jahrzehnten über Windräder diskutiert. Auf dem Schleifenberg bei Liestal wollte die Elektra Baselland beispielsweise gleich drei Turbinen bauen. 2018 wurde das Projekt auf Eis gelegt. Aufgeben wolle man es in der aktuellen Situation aber nicht, sagt der Leiter der EBL, Tobias Andrist: «Wir berechnen im Moment die Rendite neu. Die Turbinen sind mittlerweile höher und leistungsfähiger geworden.»
Auch die Industriewerke Basel IWB beschäftigen sich wieder verstärkt mit Windenergie. Das Vorhaben, auf dem Challpass im Kettenjura vier Windräder aufzubauen, sei nach wie vor aktuell, sagt Reto Müller von den IWB: «Wir stehen im Kontakt mit den betroffenen Gemeinden. Sobald sie zusagen, wollen wir das Projekt realisieren.»
Auch auf Bundesebene tut sich was. Das Bewilligungsverfahren für neue Kraftwerke soll in Zukunft einfacher werden.