Es war ein geballter Auftritt im Medienzentrum des Bundes, und er sollte aufrütteln: Simonetta Sommaruga und Guy Parmelin warnten zusammen mit den Spitzen der Gas- und Stromorganisationen vor Energie-Engpässen. Auch wenn mehrmals darauf hingewiesen wurde, dass die Strom- und Gasversorgung in der Schweiz zurzeit gesichert sei, so wurde doch klar, dass dies für den kommenden Winter keineswegs der Fall ist.
Es droht eine Mangellage für Gas und Strom. Der Grund ist nicht nur der Krieg in der Ukraine und die Hand des Diktators aus Moskau am Gashahn von Europa; es spielen auch weitere Faktoren wie voraussichtlich halbleere Stauseen im Herbst oder die vielen Revisionen an französischen Kernkraftwerken eine Rolle.
Es droht der nächste Shutdown
Sollte es tatsächlich zu einem Engpass kommen, wird uns das alle betreffen. Denn Gas wird nicht nur in Privathaushalten gebraucht, sondern auch in der Industrie, zur Herstellung von vielen Produkten, und im Dienstleistungsbereich. Und ohne Strom geht in unserer Gesellschaft sowieso nichts mehr. Der Bundesrat sieht, je nach Schwere der Mangellage, verschiedene Eskalationsstufen vor: im schlimmsten Fall kann es zur Kontingentierung von Gas und Strom oder sogar zur Abschaltung von Anlagen kommen. Um es pointiert auszudrücken: Kaum ist die Pandemie in den Hintergrund gerückt, droht der nächste Shutdown.
Doch im Unterschied zur Pandemie sollte uns die Energie-Mangellage nicht unvorbereitet treffen. Die Unternehmen können den Energieverbrauch senken und die Speicher füllen. Der Bundesrat muss das Gasabkommen mit Deutschland unter Dach und Fach bringen und eine zündende Präventions- und Sensibilisierungskampagne (wie kann man im Alltag Energie sparen?) auf den Weg bringen. Und jede und jeder Einzelne kann mit einem reduzierten Energie-Konsum das Risiko eines Engpasses minimieren. Das war denn auch die Haupt-Botschaft der heutigen Medienkonferenz: Wir können uns alle darauf vorbereiten. Oder wie Bundesrat Parmelin sagte: Wir müssen alle am gleichen Strick ziehen – und vor allem in die gleiche Richtung.
Erst vor einer Woche hatte der Bundesrat eine durchzogene Bilanz des eidgenössischen Pandemie-Managements gezogen und festgestellt, dass es kein vorausschauendes Krisenmanagement gab. Jetzt können Politik, Wirtschaft und Bevölkerung schneller als gedacht beweisen, dass es auch anders geht.