Die drei Kantone reisten am Dienstag mit einer klaren Forderung nach Bern: Der Durchgangsbahnhof Luzern soll mit dem nächsten Ausbauschritt für die Eisenbahninfrastruktur finanziert werden. Er soll so geplant werden, dass die vollständige Eröffnung spätestens 2040 erfolgen kann.
Die Kantonsparlamente von Luzern, Obwalden und Nidwalden haben diese Forderung in je einer Standesinitiative festgehalten. Diese brachten die Kantone nun mit einer grossen Delegation nach Bern.
30 Politikerinnen und Politiker, darunter der höchste Luzerner, Obwaldner und Nidwaldner Parlamentarier brachten die Standesinitiativen auf den Bundesplatz. Dort wurden sie von zahlreichen Zentralschweizer Bundesparlamentarierinnen und -parlamentariern begleitet.
«Die Zentralschweiz wartet seit 50 Jahren auf einen Befreiungsschlag in der Bahninfrastruktur», sagte der Luzerner Kantonsratspräsident Ferdinand Zehnder vor der Abfahrt in Luzern. Es sei Zeit, dass die Kantone endlich Planungssicherheit erhielten. «Sonst wird Luzern sprichwörtlich abgehängt.»
Wir wollen nicht länger vertröstet werden.
Toni Niederberger-Kreienbühl, der Nidwaldner Landratspräsident, ergänzte: «Wir wollen nicht mehr länger vertröstet werden.» Für die Mobilität in der Zentralschweiz sei der Durchgangsbahnhof wichtig. Die Kantone Nidwalden und Obwalden sind über die Zentralbahn an den Bahnhof Luzern angeschlossen und würden von besseren Anschlüssen profitieren.
Die Offensive der Zentralschweizer Kantone kommt zu einer Zeit, in der das Projekt Durchgangsbahnhof zunehmend unter Druck gerät. Die NZZ machte kürzlich publik, dass der Bund bei den beschlossenen Bahnausbauten mit Mehrkosten von rund 14 Milliarden Franken rechnet. Alle geplanten Projekte für das bessere Angebot ab 2035 kosten damit fast doppelt so viel, wie das Parlament bewilligt hat.
Projekt gerät unter Druck
Der sich akzentuierende Verteilkampf ist aber nur ein Aspekt. Die SBB-Spitze macht Fragezeichen hinter die stetig wachsenden Ausbauwünsche aus den verschiedenen Kantonen und Regionen. «Die Folgekosten werden in der Politik immer vergessen», sagte SBB-Chef Vincent Ducrot laut einem Bericht von CH Media in einem internen Papier.
Zudem kommen in Luzern regelmässig Ideen auf für Alternativprojekte zum Durchgangsbahnhof. Jüngst lancierten Fachleute beispielsweise die Idee eines «Eisenbahnkreuzes» im Norden von Luzern. Von dort würden dann S-Bahnen ins Stadtzentrum von Luzern fahren.
Für uns gibt es keine Alternative.
Beim Kanton Luzern bleibt man trotz allem optimistisch. «Wir müssen tatsächlich noch einige Steine aus dem Weg räumen», sagt der Luzerner Baudirektor Fabian Peter. Es brauche viele Gespräche, unter anderen mit Bundesrat Albert Rösti. «Für uns gibt es keine Alternative, wir brauchen den Durchgangsbahnhof», so Peter.
Kantone bleiben zuversichtlich
Zu den neuen Projektideen sagt er, dass die Phase der Variantenstudien längst abgeschlossen sei. Bereits vor 10 Jahren seien verschiedene Varianten geprüft worden. Der Durchgangsbahnhof habe sich als die beste Variante erwiesen.
Zuversichtlich bleiben die Zentralschweizer Regierungen auch deshalb, weil das Bundesamt für Verkehr vor kurzem die SBB mit der Ausarbeitung des Bau- und Auflageprojekts für die erste Etappe beauftragt hat. Nun gilt es allerdings zuerst, das Bundesparlament zu überzeugen. Dieses entscheidet über die Finanzierung des Durchgangsbahnhofs im Rahmen der Botschaft 2026.