Sie dribbeln, täuschen den Abschuss vor, ärgern sich über verpasste Torchancen: Leidenschaftlich wird derzeit in der Luzerner Agglogemeinde Emmen Fussball gespielt. Allerdings nicht auf dem Rasen, sondern auf dem virtuellen Spielfeld.
Im Emmencenter stehen zum vierten Mal die E-Sport-Tage an. Unter anderem im Angebot: das Fussballsimulationsspiel Fifa.
Das Turnier lockt längst nicht nur Teilnehmende aus der Region an. Ein 13-Jähriger ist extra mit seinem Onkel aus Zürich angereist. Eben hat er seinen Gegner mit 10:0 vom Platz gefegt. Für ihn steht fest: «Ich will einen Preis gewinnen.»
Games werden immer beliebter
Die insgesamt 128 Startplätze des Fifa-Turniers waren im Nu ausverkauft. Wen wundert's: E-Sport gewinnt in der Schweiz laufend an Popularität, das zeigt eine Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW).
Im Jahr 2021 haben der Erhebung zufolge 41.7 Prozent der Schweizer Bevölkerung mindestens einmal wöchentlich ein Videogame gespielt – fast acht Prozent mehr als 2019.
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Es sind dabei nicht nur Junge, die zur Konsole greifen: Die Hälfte der 30- bis 44-Jährigen spielt mindestens einmal wöchentlich, bei den 16- bis 29-Jährigen sind es 57.7 Prozent. Und auch das Ansehen von E-Sport wächst.
Dass das professionelle Spiel von Fifa, Fortnite oder Call of Duty zunehmend als Sport anerkannt werde, hänge vor allem mit dem Konkurrenzkampf zusammen, sagt Steven Krucker, E-Sport-Kommentator bei SRF. «Man misst sich, wie bei jedem Hobby. Auch bei E-Sport geht es letztlich darum, wer der Beste ist.»
Preisgelder, die das Leben verändern
565'620 Schweizerinnen und Schweizer bezeichnen sich laut Studie als E-Sportlerin oder E-Sportler. Rund 110'000 Personen davon verdienen Geld damit.
Hierzulande könnten allerdings nur die Wenigsten vom Spiel in den hiesigen E-Sport-Ligen leben, sagt Krucker. «Das grosse Geld steckt in internationalen Turnieren.» Ein Paradebeispiel sei das Shootergame Fortnite. «Als Preisgelder winken zweistellige Millionenbeträge.» Summen, die ein Leben verändern können.
In Brasilien beispielsweise würden deswegen Kinder für Fifa fit getrimmt – denn gewinnen sie später Preisgelder, profitiert davon die ganze Familie.
Am Training führt kein Weg vorbei
Um an die Spitze zu kommen, gilt auch für Games: ohne Fleiss kein Preis. Dennoch sagt Krucker: «Spass ist der wichtigste Faktor.» Man brauche ein Spiel, das gefalle und den Ehrgeiz wecke. Dann heisse es: üben, üben, üben.
Spass ist der wichtigste Faktor.
Junge Gamer hätten die grössten Chancen, ganz vorn mit dabei zu sein – wegen der Reaktionsgeschwindigkeit. «Ab 30 lässt diese nach.» Gefragt sei überdies Ausdauer: Denn wer professionell trainiere, sitze stundenlang vor dem Bildschirm. «Da wird geschaut, wie der Gegner reagiert, und versucht, die Flanke, wie im echten Fussballtraining, noch perfekter auszuführen.»
Fingerübungen zum Aufwärmen
Zurück nach Emmen. Auch hier überlassen einige nichts dem Zufall. Etwa Lorik, der gerade seine Finger aufwärmt. Schon im letzten Jahr war er hier mit von der Partie, schrammte knapp am Podest vorbei. Heuer will er sich den Sieg nicht nehmen lassen.
Während Lorik bereits von einer Karriere als Profigamer träumt, bevorzugen andere letztlich dann doch das Spiel auf dem richtigen Rasen. «Für mich ist Gamen kein Sport», sagt Leon. Ihm fehle die Bewegung. «Hier sitzt man bloss vor dem Bildschirm.» Draussen, in der echten Welt, gebe es doch mehr zu erleben.