Andreas Thommen, Geschäftsführer Ecopop verheimlicht seine Enttäuschung nicht. Er sei aber nicht wirklich überrascht. «Es war absehbar, es war ein Kampf David gegen Goliath. Ich bin enttäuscht, dass die Schweiz die Chance verpasst hat, die Weichen für eine nachhaltige Zukunft zu stellen.»
Einen Hauptgrund im Nein zur Ecopop-Initiative sieht Thommen im finanziellen Bereich: «Unsere Gegner haben sehr viele Finanzen eingesetzt.» Darum sei es ihnen auch nicht gelungen, im Endspurt nochmals zu mobilisieren. Zudem habe «der Schock vom 9. Februar» sehr viele Ecopop-Gegner mobilisiert.
Thommen wirft den Gegnern zudem vor, «eine regelrechte Schlammschlacht» gegen sie geführt zu haben. «Uns war aber auch von Beginn weg klar, dass das Thema Überbevölkerung eine schwierige Frage ist», sagt Thommen.
Diskussion verweigert
«Die wichtige Diskussion wurde im Abstimmungskampf um Ecopop verweigert», sagt Cornelia Keller. Sie ist die Vizepräsidentin des Vereins Ecopop. Die Initiative stelle die Frage, wie viel Wachstum möglich sei, ohne dass es die Lebensqualität beeinträchtige, sagt Keller. «Stattdessen haben die Gegnerschaft der Initiative keine Gelegenheit ausgelassen, uns als Rassisten abzustempeln.» Das sei relativ einfach, denn die Zuwanderung sei ein Tabu-Thema.
Keine Partei für Ecopop
Das Rassisten-Image wieder loszuwerden, dafür habe der Verein zu wenig finanzielle Mittel gehabt, sagt auch die Vizepräsidentin. Doch Keller erklärt sich die starke Ablehnung auch mit einer abwartenden Haltung vieler Stimmenden. «Viele haben erst abwarten wollen, wie die Zuwanderungsinitiative umgesetzt werde», sagt Keller. «Wenn diese Abstimmung in drei Jahren stattfinden würde, sähe das Resultat anders aus», ist sie überzeugt.
Dass viel weniger Leute für Ecopop gestimmt haben als für die Masseneinwanderungsinitiative, erklärt sie sich auch mit dem Verhalten der grossen Parteien. «Bei der Zuwanderungsinitiative war eine grosse Partei dafür. Bei Ecopop waren alle dagegen.»
Auch der emeritierte Ökonomieprofessor Hans Geiger kontastiert: «Es waren offenbar nur die SVP-Wähler, die Ja sagten. Das ist natürlich extrem enttäuschend. Das ist nicht das, was ich erhofft habe, und was die Schweiz auch braucht.»
Ecopop habe als kleiner Verein «gegen das gesamte Polit-Establishment» antreten müssen. Sogar gegen die SVP, die das Herz eigentlich an einem ähnlichen Ort habe.