- Die grüne Politikerin Regula Rytz tritt nach der Sondersession im Mai aus dem Nationalrat zurück. Das bestätigt die Bernerin gegenüber der «SonntagsZeitung».
- Danach will sie das Präsidium bei der Entwicklungsorganisation Helvetas übernehmen und sich ausserdem selbständig machen.
- Rytz ist seit 2011 im Nationalrat. 2019 kandidierte sie als Präsidentin der Grünen für den Bundesrat, wurde aber nicht gewählt.
Sie könnte zwar «noch lange mit Leidenschaft» weitermachen, sagte Rytz gegenüber der «SonntagsZeitung». Allerdings sei der Wunsch grösser gewesen, einen neuen Weg zu gehen. Geplant ist, dass Rytz Präsidentin der Entwicklungsorganisation Helvetas wird.
Die Klimakrise werde den Planeten «dramatisch verändern», und die Ärmsten dieser Welt würden am stärksten betroffen sein, sagte sie zur Zeitung. Deshalb wolle sie sich in der Entwicklungszusammenarbeit engagieren.
Ich höre mit der Politik nicht auf. Ich wechsle einfach die Bühne.
Zudem will sie sich selbständig machen und ein Beratungsbüro eröffnen. Daneben möchte sie sich als Delegierte bei den europäischen Grünen mehr um die Europapolitik kümmern, «um das institutionelle Abkommen in einem zweiten Anlauf durchzubringen», wie sie zur Zeitung sagte. «Ich höre mit der Politik nicht auf. Ich wechsle einfach die Bühne.»
Seit 2011 auf nationalem Politparkett
Rytz politisierte seit dem Jahr 2011 im Nationalrat für die Grünen. Ein Jahr nach ihrem Einzug in den Nationalrat wurde Rytz ausserdem zur Präsidentin der Grünen Schweiz gewählt, zunächst als Co-Präsidentin neben der Waadtländer Nationalrätin Adèle Thorens Goumaz. Diese legte ihr Amt vier Jahre später nieder, woraufhin Rytz die Geschicke der Partei alleine führte.
Bereits bei ihrer Wahl ins Co-Präsidium wurde Rytz im rot-grünen Lager als verlässliche Kämpferin für ökologische, feministische und gewerkschaftliche Anliegen beschrieben. Bürgerliche Politiker lobten sie für ihre unkomplizierte Dialogfähigkeit.
Parlament verwehrt Rytz Bundesratssitz
Im Jahr 2019 führte Rytz die Grünen als Präsidentin zu einem historischen Wahlsieg. Gemeinsam mit den Grünliberalen machten die ökologischen Kräfte im Parlament daraufhin 21 Prozent der Stimmen aus. Als Folge des grossen Wahlerfolgs stellte sich die Berner Politikerin noch im selben Jahr zur Wahl in den Bundesrat auf.
«Nach einer solchen Richtungswahl kann man nicht einfach zur Tagesordnung übergehen», hatte Rytz bei der Bekanntgabe ihrer Kandidatur gesagt.
Die Grünen starteten damit einen Angriff auf die FDP, damit der Wählerwille besser in der Regierung abgebildet werden könne, wie Rytz gesagt hatte. Am Wahltag blieb die grosse Überraschung jedoch aus, das Parlament stellte sich hinter die bisherigen FDP-Bundesräte Ignazio Cassis (TI) und Karin Keller-Sutter (SG).
Glättli lobt «unermüdliches Engagement»
Nachdem ihr der Wechsel in die Landesregierung verwehrt blieb, gab Rytz im Folgejahr das Präsidium der Partei nach acht Jahren ab. Es übernahm der Zürcher Nationalrat Balthasar Glättli.
Dieser dankte seiner Vorgängerin nach Bekanntwerden ihres Rückzugs auf Twitter. Sie habe die Grüne Schweiz über ein Jahrzehnt geprägt und an die Türe des Bundesratszimmers geführt, schrieb Glättli. Der Zürcher hatte bereits im vergangenen Jahr den Anspruch der Grünen auf einen Bundesratssitz bekräftigt.
Die bisherige Berner Grossrätin Natalie Imboden rückt für die Grünen in den Nationalrat nach. Die Kantonalpräsidentin der Berner Grünen wird in der grossen Kammer Regula Rytz ersetzen. Dies teilten die Grünen am Sonntag mit.