«Ich freue mich wirklich, mal Jugendliche aus der ganzen Schweiz und ihre verschiedenen Meinungen kennenzulernen», sagt Lea Sandoz-Mey. Ihr Interesse an der politischen Diskussion sei gross, sagt sie, und die Vorfreude auf die Jugendsession ebenso. Die 19-jährige Zürcherin hat im Sommer die Matura gemacht und will später Politikwissenschaften studieren.
Ich freue mich auf diejenigen, die eine ganz andere Meinung haben.
Sehr ähnlich klingt es bei der 21-jährigen Musikstudentin Sara Ben Ali, die ebenfalls an der Jugendsession teilnimmt: «Vor allem freue ich mich zu sehen, was es für andere Jugendliche gibt, die sich engagieren. Und ich freue mich natürlich auf diejenigen, die eine ganz andere Meinung haben.» Das ist bemerkenswert, dass sie sich gerade auf den Austausch mit jenen freut, die anders denken.
Grosses Interesse seit 30 Jahren
Da wird eine Offenheit deutlich, die der Politik guttut. Das sei eben gerade der Sinn der Jugendsession, sagt Projektleiterin Corinne Schwegler: «Sie gibt die Möglichkeit, mitsprechen zu können, einen Einblick zu erhalten, der Jugend eine Stimme zu geben.» Und: «Ich bin sehr froh, dass die Jugendsession auch nach so langer Zeit bei so vielen Leute Interesse weckt.»
Die Jugendsession gibt die Möglichkeit, mitsprechen zu können.
Die erste Jugendsession gab es 1991 im Rahmen der 700-Jahr-Feier der Eidgenossenschaft. Teilnehmen können 200 Personen im Alter zwischen 14 und 21 Jahren – zur Hälfte Frauen. Doch doppelt so viele bewerben sich jedes Jahr.
Klimastreiks vs. Jugendsession?
Durch die Klimabewegung sei das Interesse der Jungen noch gestiegen, beobachtet Corinne Schwegler: «Hier merken wir: Die Jugendlichen haben Lust mitzubestimmen. Sie wollen in der Politik mitreden.» Es sei den Jugendlichen dabei selbst überlassen, ob dies auf der Strasse oder in Jugendsession geschehe. «Ich bin überzeugt, dass es verschiedene Möglichkeiten braucht», so Schwegler.
Die Klimademonstrationen und die Jugendsession stünden also nicht im Gegensatz zueinander, sondern ergänzten sich. Das sieht auch Sara Ben Ali so. Sie hat an Klimademos teilgenommen und dort viel Energie gespürt, aber an der Jugendsession könne sie studieren, wie man Anliegen von der Strasse in die Politik einbringe.
«Das ist ein wichtiger Schritt, weil sonst ist man ja nur in der Opposition, bellt laut – nichts dahinter», findet Ben Ali. «Um dann wirklich etwas machen zu können, muss man lernen, wie man das kommuniziert. Und dafür bietet die Jugendsession eine gute Plattform.» Ob auf der Strasse oder im Bundeshaus – die Jugend will, dass ihre politische Stimme gehört wird.