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Wie die Behörden mit Findelkindern umgehen
Aus Schweiz aktuell vom 06.01.2020.
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Ein ausserordentlicher Fall Was wird aus dem Findelkind von Därstetten?

  • Am Samstagmorgen wurde – im Simmentaler Dorf Därstetten – im Berner Oberland – ein neugeborenes Mädchen gefunden.
  • Der Fundort ist ein öffentlich zugängliches Lokal nahe dem Gemeinde-Werkhof.
  • Das neugeborene Mädchen ist in der Obhut eines Spitals und muss wegen Unterkühlung betreut und gepflegt werden.

Bereits einen Tag nach dem Auffinden des Babys nahe dem Werkhof von Därstetten konnte die mutmassliche Mutter ermittelt werden. Die Frau aus der Region Simmental hat die Geburt und die Aussetzung zwar zugegeben, aber solange die Mutterschaft nicht hinreichend belegt ist, gilt die Frau als mutmassliche Mutter.

In grosser Not

«Bis eine Mutter ihr neugeborenes Kind aussetzt – an einem öffentlich zugänglichen Ort und fürsorglich in eine Decke gehüllt – dafür muss eine grosse Not herrschen», sagt Barbara Bass. Die Zürcher Gynäkologin ist spezialisiert auf die psychische Behandlung von Schwangeren. Bass kennt die Details des Falls Därstetten nicht. Sie weiss jedoch, dass es in der Schweiz pro Jahr einen Fall von gewollter Neugeborenen-Aussetzung gibt.

Därstetten
Legende: Das Neugeborene wurde beim Gemeinde-Werkhof von Därstetten gefunden. SRF

Zuständig für das ausgesetzte Mädchen ist nun die Kinder- und Erwachsenen-Schutzbehörde Kesb Berner Oberland West. «Es handelt sich auch für uns um einen nicht alltäglichen Fall», sagt dazu die Kesb-Präsidentin Rahel Rohr. «Zuoberst steht für uns das Wohl des Neugeborenen. Aber es gibt auch einiges zu klären: Gibt es eine Lösung mit einem Heim? Wird das Kind zu Adoption freigegeben? Oder bleibt es vielleicht doch bei der Mutter?»

Fehlende Baby-Klappe

In der Schweiz gibt es für notleidende und überforderte Frauen seit dem Jahr 2001 sogenannte Babyklappen, wo Neugeborene in die Obhut von medizinischem Personal gegeben werden können. Mittlerweile gibt es landesweit acht solche Babyklappen, und bisher sind dort 23 Neugeborene abgegeben worden. Im Berner Oberland allerdings existiert keine solche Anlaufstelle. «Es ist schwierig zu sagen, ob die Mutter von Därstetten eine nahe Babyklappe auch tatsächlich aufgesucht hätte», sagt dazu die Gynäkologin Barbara Bass. «Aber es sind genau solche notleidenden Frauen, für die Babyklappen eigentlich da sind.»

Die regionale Staatsanwaltschaft Oberland hat zum Findelkind von Därstetten ein Verfahren eröffnet. Unter anderem gilt es zu klären, ob hier ein Straftatbestand vorliegt.

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