117, 118 oder 144: Wer eine dieser Nummern wählt, braucht Hilfe. Vielerorts landet der Anruf in einer einzigen Zentrale, egal ob das Anliegen die Polizei (117), die Feuerwehr (118) oder die Ambulanz (144) betrifft. Auch der europäische Notruf (112) landet in diesen Notrufzentralen, wo dann entschieden wird, wer aufgeboten wird.
Solche Notrufzentralen sind heute in vielen Kantonen Standard. Vor 25 Jahren war das noch anders. Der Kanton Solothurn hat als erster Kanton die Notrufe zentralisiert. Damals ging es um die Verbesserung der Abläufe und der Kommunikation zwischen den Blaulichtorganisationen.
Notrufzentrale Solothurn
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Bild 1 von 4. Ursprünglich hatte jede Region im Kanton Solothurn eine eigene Notrufstation. Elf solche Stationen gab es. Bildquelle: zvg/Kantonspolizei Solothurn.
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Bild 2 von 4. Die Abschaffung der alten Notrufstationen war umstritten. Gewisse Parlamentarier wehrten sich gegen die Zentralisierung. Bildquelle: zvg/Kantonspolizei Solothurn.
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Bild 3 von 4. Im Jahr 1999 wurde die neue, zentrale Notrufzentrale in Solothurn in Betrieb genommen. Bildquelle: zvg/Kantonspolizei Solothurn.
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Bild 4 von 4. Die neue Notrufzentrale war hochmodern ausgerüstet. Trotzdem blieb der Funk wichtig und ist es bis heute. So wird mit den Polizeiautos per Funk kommuniziert. Bildquelle: zvg/Kantonspolizei Solothurn.
Mittlerweile haben sich die Abläufe eingependelt. Heute sind es Hackerangriffe und Telefonausfälle, die den Notrufzentralen Sorgen bereiten. «Wenn wir nicht erreichbar sind, können wir auch keine Hilfe schicken», sagt Thomas Schnider, Dienstchef in der Alarmzentrale Solothurn.
Fluch: Telefonausfälle und Hackerangriffe
Die Zusammenarbeit aller Systeme müsse funktionieren. Zuständig für die Notrufzustellung in der Schweiz ist die Swisscom. «Wir sind darauf angewiesen, dass die das im Griff haben», sagt Thomas Schnider.
Falls die Festnetztelefone nicht funktionieren, haben die Polizistinnen und Notrufexperten spezielle Handys. Dorthin werden die Anrufe im Notfall umgeleitet. Das komme aber sehr selten vor. «Wir müssen die Leute zwingen, regelmässig solche Systemausfälle zu üben», sagt Schnider.
Auch Hackerangriffe sind ein Thema. «Klar sind wir angreifbar», sagt Dienstchef Schnider. «Die IT des Kantons konnte Hackerangriffe bisher aber abwehren.» In Solothurn können alle Systeme auf unterschiedliche Server zurückgreifen. Fällt ein Rechenzentrum aus, springt das nächste ein.
Die moderne Technik hat aber auch andere Herausforderungen für die Alarmzentralen mit sich gebracht. So gehen teils sehr viele Anrufe gleichzeitig ein. «Passiert ein Unfall auf der Autobahn, rufen alle an», erzählt Schnider. Deshalb versuchten sie sofort zu reagieren, etwa indem die Signalisation geändert werde. Um den Autofahrern so zu zeigen, dass bereits Alarm geschlagen wurde.
Die Notrufzentrale in Solothurn hat aber auch sonst teils viele Anrufe zu bewältigen, die gar keine Notrufe sind, sondern Reklamationen. Auch dies eine Folge dessen, dass alle überall telefonieren und sofort ihren Ärger über etwas kundtun können.
Segen: Ortung per Handy und Autonotruf
Die neue Technik kann zwar eine Gefahr oder eine Unannehmlichkeit für die Notrufzentrale sein. Sie ist aber auch ein Segen: «Die Handy-Ortung hilft uns, Leute in Not zu finden. Denn man weiss ja nicht immer, in welcher Strasse man sich befindet», erklärt Thomas Schnider.
Ebenfalls praktisch sei, dass moderne Autos bei einer Kollision automatisch Notrufe absetzen würden. Das Auto übermittelt Angaben wie die Anzahl Passagiere oder ob es sich um einen Benziner oder ein Elektroauto handelt, direkt an die Polizei. Teilweise sei es dann sogar möglich, direkt ins Auto hineinzuhören und so herauszufinden, was passiert sei und welche Hilfe nötig sei, sagt Schnider.
Dies zeigt, dass die moderne Technik beide Seiten kennt. Trotz solcher Auswüchse und der Probleme bei Systemausfällen wünscht sich niemand die Zeit vor 25 Jahren zurück, als Flachbildschirme in der neuen Notrufzentrale als unglaubliche Innovation angesehen wurden.