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Eine Gegenforderung Zuger Regierung steht hinter der Bezahlkarte für Asylsuchende

Die SVP des Kantons Zug will, dass Asylsuchende und Flüchtlinge künftig kein Bargeld mehr bekommen, sondern eine Debitkarte. Die Zuger Regierung unterstützt den Vorstoss. Sie weist aber darauf hin, dass im Sinne der Gleichbehandlung auch Sozialhilfebezügerinnen und -bezüger Karten bekommen müssten.

Bezahlkarten anstelle von Bargeld für Asylsuchende und vorläufig Aufgenommene: Gleich in mehreren Kantonen wird diese Forderung aktuell debattiert – oder wurde bereits umgesetzt. In Schwyz beispielsweise ist es beschlossene Sache, Nidwalden prüft es, und auch das Luzerner Kantonsparlament liebäugelt damit – will aber auf eine nationale Lösung warten.

In anderen Kantonen war eine Umstellung von Bargeld auf Debitkarten auch Thema, wurde jedoch verworfen, etwa im Aargau.

Philip C. Brunner beim Interview im Freien
Legende: Philip C. Brunner ist SVP-Fraktionschef im Kantonsrat. Mit den Debitkarten sollen etwa Geldtransfers in die Heimatländer unterbunden werden, argumentiert er. SRF

Nun ist das Geschäft auch in Zug aktuell. Die SVP hat im Kantonsparlament einen entsprechenden Vorstoss eingereicht. Sie verlangt, dass Asylsuchende, vorläufig Aufgenommene und Schutzbedürftige sowie Weggewiesene ihre Asylsozialhilfe respektive Nothilfe nicht mehr in bar, sondern auf einer Debitkarte ausbezahlt erhalten.

Regierungsrat unterstützt Forderungen

Das Parlament hat das Geschäft noch nicht behandelt, die Haltung des Zuger Regierungsrates ist aber schon bekannt: Er unterstützt die Forderung der SVP.

Mit Bezahlkarten soll sichergestellt werden, dass die Unterstützungsgelder ihrem Bestimmungszweck entsprechend eingesetzt werden, also in erster Linie für Produkte des täglichen Bedarfs. «Gleichzeitig sollen Überweisungen in die jeweiligen Heimatländer möglichst unterbunden werden», sagt der zuständige Regierungsrat Andreas Hostettler.

Andreas Hostettler während Ausführungen im Kantonsparlament.
Legende: «Das System würde eine zweckmässige Verwendung der Mittel fördern», sagt der zuständige Regierungsrat Andreas Hostettler. Keystone/Urs Flüeler

Es gibt jedoch auch Kritik. Die Caritas beispielsweise lehnt eine Umstellung auf Bezahlkarten ab. Michael Egli, der Leiter der Fachstelle Migrationspolitik, sagt, dass Debitkarten wirkungslos seien, um die angestrebten Ziele zu erreichen: «Die Asylsozialhilfe liegt im Kanton Zug bei 11 bis 14 Franken pro Tag. Da bleibt kaum Geld übrig, um es ins Ausland zu schicken.»

Michael Egli steht in einem Caritas-Lebensmittelgeschäft.
Legende: «Für den Kanton entstehen in erster Linie Kosten. Einen Nutzen sehen wir nicht», sagt Michael Egli von der Caritas. SRF

Der Zuger Regierungsrat geht von Investitionskosten von 100'000 Franken und jährlichen Betriebskosten von 90'000 Franken aus.

Der Zuger Regierungsrat hält es auch für sinnvoll, das System auszuweiten: Auch anerkannte Flüchtlinge sollen ihre Unterstützung künftig auf einer Bezahlkarte ausbezahlt erhalten. Diese erhalten jedoch keine Asylsozialhilfe, sondern eine ordentliche Sozialhilfe.

Bezahlkarten auch für Leute mit Sozialhilfe?

Die Kantonsregierung weist darum darauf hin, dass damit aus Gründen der rechtlichen Gleichbehandlung auch einheimische Sozialhilfebezügerinnen und -bezüger künftig kein Bargeld mehr erhalten dürften, sondern ebenfalls Guthaben auf einer Debitkarte.

Die Debatte im Zuger Kantonsrat wird zeigen, wie die SVP damit umgeht, dass von ihrer Forderung nach Bezahlkarten unter Umständen auch die einheimische Bevölkerung betroffen wäre.

Regionaljournal Zentralschweiz, 9.12.2024, 17:30 Uhr ; 

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