Sie ähnelt ein bisschen einer Dampflokomotive. Sie ist schwer, zirka vier Meter breit und zwei Meter hoch und steht auf Metallstelzen. Die Rede ist hier von einer Holzverbrennungsanlage – oder Retorte, wie man sie im Fachjargon nennt. Mit ihr wird geköhlert, also Holzkohle hergestellt, zum Beispiel für gemütliche Grillabende.
Für das Projekt, einheimische Holzkohle zu produzieren, spannen die Korporation Zug und die Oberallmeindkorporation Schwyz zusammen, beides grosse Waldeigentümerinnen. Noch sind die beiden Korporationen am Ausprobieren und am Investieren.
Die Korporation Zug hat für das Köhlerei-Projekt bisher rund 120'000 Franken investiert. Auch bei der Oberallmeindkorporation Schwyz steht ein Ofen, mit dem zünftig eingeheizt wird. Beide Korporationen zusammen haben bis jetzt rund 20 Tonnen Holzkohle produziert.
Schweizer Grillkohle ist eine Rarität
Köhlern sei ein Tageswerk, welches um sieben Uhr morgens beginnt und um 17 Uhr endet. Der Ofen werde auf 300 Grad erwärmt, erklärt Ruedi Bachmann von der Korporation Zug. Nach getaner Arbeit habe der Ofen - die Retorte - eine Restwärme: «Wir können rund 12 Stunden lang die Abwärme nutzen, welche danach ins Fernwärmenetz eingespeist wird.»
Um die Abwärme für das Fernwärmenetz-Zugerberg optimal abzufangen, werde gerade der Ofen auf dem Zugerberg aufwändig umgebaut. «Aktuell sind wir noch ganz klar in der Testphase», sagt Martin Baumgartner von der Oberallmeindkorporation Schwyz. Dabei greifen die beiden Korporationen auch auf Erfahrungen einer Klein-Köhlerei in Appenzell Innerrhoden zurück.
Grillkohle, hergestellt aus einheimischem Holz, ist in eine Rarität. In der Schweiz gibt es kaum Köhlereien – eine der wenigen ist die Köhlerei im Napfgebiet im Entlebuch im Kanton Luzern. Schweizer Holzkohle ist selten, und sie ist auch bedeutend teurer als die Massenware aus dem Grossverteiler.
Hohe Qualität, aber kleine Mengen
Laut dem WWF importiert die Schweiz 99 Prozent der Holzkohle und Holzbriketts aus dem Ausland, das sind jährlich 13'000 Tonnen. Der Holzkohlemarkt in Europa sei ein Riesengeschäft, sagt Damian Oettli vom WWF Schweiz. «Die Herkunft dieser Holzkohle ist häufig sehr wenig transparent. Man weiss nicht, wo die Rohstoffe herkommen. Es besteht das grosse Risiko, dass grosse Teile dieser Kohle aus illegaler Waldnutzung aus Osteuropa oder tropischen Ländern stammt.»
Dass sich Korporationen wie Zug und Schwyz an eigener Holzkohle probieren, sei zu befürworten. Aber: «Es wäre vermessen zu meinen, man könnte die Problematik der Grillkohle und des Grillkohlemarktes in der Schweiz auf diese Weise lösen», sagt Damian Oettli.
Es werde in der Schweiz niemals eine so grosse Menge Holzkohle produziert werden, damit man damit eine signifikante Änderung erzielen könne. Auch den beiden «Neuköhlern» Ruedi Bachmann und Martin Baumgartner ist klar, dass ihre Holzkohle ein Nischenprodukt bleiben wird. Reich werde man damit nicht.
Vor allem in der Testphase könne noch keine Rentabilität erzielt werden. Es sei eine Herzensangelegenheit, eine Schweizer Alternative zu bieten. Dabei sei gute Qualität das höchste Ziel: «Wir verköhlern nur Laubholz, konkret Buchen- und Eschenholz. Die Kohle muss grosse Stücke abwerfen, damit sie eine lange Glut gibt.» Ziel der beiden Korporationen ist es, jährlich 200 Tonnen Grillkohle zu produzieren.