Die Schweizer Stimmbevölkerung will keinen System-Wechsel bei den Krankenkassen. Die Befürworter der Initiative sind enttäuscht.
Trotz dem klaren Verdikt der Stimmbevölkerung spricht das Ja-Komitee von «mehr als einem Achtungserfolg». «Nun müssen die Kassen wie versprochen die noch ausstehenden Reformen anpacken.»
Auch die SP hebt den Mahnfinger. Sie gibt den Kassen drei Jahre Zeit, «ihre im Abstimmungskampf gemachten Versprechungen in die Tat umzusetzen». Ansonsten will die SP neue Vorstösse oder Initiativen prüfen.
Wir können nicht von einem bewährten System sprechen.
Nationalrätin Yvonne Gilli von den Grünen betont, dass man aus dem Nein zur Einheitskasse nicht herauslesen könne, dass sich das bisherige System bewährt habe.
«Das sagen nur die gesunden Menschen, weil sie das System nicht brauchen. Bei den kranken Menschen – da spreche ich als Ärztin – haben wir in der Praxis fast täglich Reklamationen. Wir können also nicht von einem bewährten System sprechen.»
Einheitskasse auf kantonaler Ebene wenig realistisch
Ein Blick auf die Resultate der einzelnen Kantone zeigt: Die Westschweizer Kantone wären für eine Einheitskasse. Jura, Waadt, Genf und Neuenburg sagen mit bis zu 60 Prozent deutlich Ja.
Die Westschweiz habe ihr Misstrauen gegenüber dem heutigen Gesundheitssystem ausgedrückt, sagt der Waadtländer Gesundheitsdirektor Pierre-Yves Maillard (SP). Jedoch hält er die Einführung einer öffentlichen Krankenkasse auf kantonaler Ebene für wenig realistisch.
Die Idee einer nationalen Krankenkasse sei aber auch diesem Volks-Nein nicht beerdigt, sagt Maillard. Zuerst gelte es aber, «den obszönen Lobbyismus im Parlament zu beenden».