Er ist eine imposante Erscheinung, der neue Lastwagen. In seiner vollelektrischen Art ist er der grösste der Schweiz. Entwickelt wurde er von der Firma Designwerk Futuricum, eingesetzt werden die zwei Lastwagen ab morgen bei den zwei grossen Logistikunternehmen Galliker und Friderici.
Neu sind Schwertransporte möglich
Die Grösse des LKW und die Batterieleistung erlauben auch Schwertransporte – für die Branche ein Meilenstein, sagt Peter Galliker, Geschäftsführer Galliker-Logistik: «Der Elektro-LKW hat eine Leistung von rund 700 PS. Dank der deutlich grösseren Batteriekapazität sind weitere Fahrten möglich und wir ermöglichen auch energieintensive Fahrten wie Schwer- und Sondertransporte.»
Damit die vollelektrischen Sattelzugmaschinen auf den Strassen verkehren können, benötigte es eine Ausnahmeverfügung des Bundesamts für Strassen ASTRA. Wegen der Grösse und dem Gewicht der Batterie bewilligte der Bund bei den Fahrzeugmodellen eine Zusatzlänge von einem Meter sowie eine Erhöhung der Nutzlast um zwei Tonnen. Der Elektro-40-Tönner darf also 42 Tonnen wiegen.
Offene Fragen: Strom und Ladestation
Die Batterie speichert 900 Kilowattstunden. Das ermöglicht vollbeladen eine Strecke von 500 Kilometern. Galliker hat seinen Hauptsitz im luzernischen Altishofen. «Eine Strecke Altishofen bis Genf und zurück ist ohne Aufladen möglich», schwärmt Peter Galliker.
Eine Herausforderung ist das Aufladen der Batterie aber trotzdem. Auch bei leistungsstarken Ladestationen beträgt die Ladedauer 2.5 Stunden. Bei vielen herkömmlichen Stationen dauert es länger und es gibt derzeit auch noch viel zu wenige Ladestationen. Das sagt Mobilitätsexperte Martin Schatzmann, Redaktor beim Transportmagazin TIR Transnews: «Die Ladeinfrastruktur der Schweiz ist das grösste Hindernis für die Elektrolastwagen. Die meisten Ladestationen sind auf Personenwagen ausgelegt und bieten gar keinen Platz für LKWs.» Hier sei ein Umdenken nötig, bis man grossflächiger auf Elektroantrieb umsatteln könne.
Bei Galliker führt dies gemäss Geschäftsführer Peter Galliker dazu, dass das neue Fahrzeug momentan nur am eigenen Standort in Altishofen aufgeladen werden kann.
Die neuen Modelle sind nicht die alleinige Lösung, aber ein Teil der Lösung.
Eine weitere offene Frage in der Nutzfahrzeugbranche betrifft den Wasserstoff-Antrieb. Seit Jahren forscht die Branche intensiv auch an Fahrzeugen, die mit Wasserstoff angetrieben werden. Dabei reagiert der gasförmige Wasserstoff in einem chemischen Prozess mit Sauerstoff und gibt so Strom frei, der dann einen Elektromotor antreibt. Auch mit dieser Technik sind bereits Lastwagen im Einsatz, auch bei der Firma Galliker.
«Kein Glaubenskrieg»
Ist es sinnvoll, beide Technologien gleichzeitig voranzutreiben, oder sollte man sich für eine entscheiden? Peter Galliker will keinen «Glaubenskrieg» zwischen den beiden Technologien: «Beide haben ihre Vorteile, und wir können uns zum heutigen Zeitpunkt nicht auf eine Technologie festlegen. Wir können nun mit beiden Antrieben Erfahrungen machen und ich kann mir gut vorstellen, dass wir auch in Zukunft beide Arten einsetzen.
Galliker will, dass bis im Jahr 2030 die Hälfte aller Fahrzeuge CO2-neutral unterwegs sind. Das sind grosse Ziele – im Moment hat die Firma 1300 Lastwagen.
So wurde heute an der Präsentation der neuen Elektro-Lastwagen betont, dass es sich nicht um ein Pilotprojekt handle, sondern um eine konkrete Investition in die Zukunft. Der Lastwagen kommt bei Galliker ab sofort in den Einsatz für den Transport von Lebensmitteln und Medikamenten auf Langdistanzen. Drei weitere Modelle hat die Logistikfirma bereits bestellt.
Für Experte Martin Schatzmann ist klar: Die heute vorgestellten Modelle sind nicht alleine die Lösung. «Elektrische Antriebe werden auch in 10 Jahren noch von Bedeutung sein, deshalb sind die neuen Modelle immerhin ein Teil der Lösung.»