Unter dem Begriff «Meilenstein» versteht man in der Regel einen bedeutenden Wendepunkt. Einen solchen hat der Aargauer Energieversorger AEW mit der offiziellen Eröffnung der ersten Aargauer Photovoltaik-Freiflächenanlage in Spreitenbach ausgerufen.
Die AEW selbst preist diese Anlage als «wichtigen Meilenstein» in der Energieversorgung und gar als «bedeutenden Schritt» in eine umweltfreundlichere Zukunft an.
Erneuerbare Energie für 140 Haushalte
Die Photovoltaik Freiflächenanlage in Spreitenbach ist seit zwei Monaten im Betrieb. Sie umfasst über 1400 Solarmodule, erstreckt sich über eine Fläche von rund 3500 Quadratmetern und versorgt jährlich rund 140 Haushalte mit erneuerbarer Energie. Diese Stromerzeugungskapazität werde zu einer Reduktion der CO₂-Emissionen beitragen, schreibt die AEW.
Doch Solaranlagen auf freien Flächen sind hierzulande umstritten. Denn freie Flächen sind in der Schweiz – wo die Bevölkerung stetig weiterwächst – Mangelware.
Umweltverbände und Grüne fordern, primär die bestehende Infrastruktur für Solaranlagen zu nutzen. In der Tat scheint es für viele wenig sinnvoll, die knappen freien Flächen mit Solarpanels quasi zuzumauern. Wo man die Stromerzeuger doch ebenso gut auf Dächern von Häusern, über Parkplätzen oder entlang von Strassen installieren könnte.
Die Solaranlage ersetzt ein Unterwerk
Man habe das neue Sonnenkraftwerk nicht auf einer grünen Wiese gebaut, kontert die AEW. Sondern auf einer «Industriebrache», sagt Robin Koch, Leiter der Stromproduktion der AEW.
Die Photovoltaik-Freiflächenanlage befindet sich auf dem Areal des Aargauer Energiekonzerns, dort wo über 40 Jahre lang ein grosses Unterwerk gestanden hatte. In einem Unterwerk werden die Leitungen der Kraftwerke und der Kunden miteinander verbunden, auch der Strom für den Bahnbetrieb kann transformiert und auf die Oberleitung eingespeist werden.
Die AEW hat beschlossen, diese Fläche vorübergehend für eine Freiflächen-Photovoltaikanlage zu nutzen.
Das alte Unterwerk wurde in der Zwischenzeit durch eine neue, wesentlich kompaktere Anlage ersetzt. Durch den Rückbau hatte die AEW auf einmal eine grosse freie Fläche zur Verfügung, auf der es aber Fundamente, Schächte und Kabelanlagen des ehemaligen Unterwerks gab. «Die AEW hat beschlossen, diese Fläche vorübergehend für eine Freiflächen-Photovoltaikanlage zu nutzen», sagt David Gautschi, Leiter Produktion bei der AEW.
Erfahrungen über die Dächer hinaus
Es gehe letztlich auch um eine sinnvolle, temporäre Nutzung einer vorbelasteten Fläche, so die AEW.
Wir rechnen mit einer Zeitdauer von 30 Jahren, in denen wir die Anlage sicher betreiben.
Robin Koch präzisiert: «Wir rechnen mit einer Zeitdauer von 30 Jahren, in denen wir die Anlage sicher betreiben.» Danach müsse man die Lage auf dem Strommarkt neu analysieren.
Und ausserdem ermögliche es dem Energieversorger auch, neue Erkenntnisse zu gewinnen. René Wüst, Projektleiter der AEW, sagt: «Diese Anlage ermöglicht uns, wertvolle Erfahrungen ausserhalb von Dachflächen zu sammeln. Wir sind gespannt auf die Effizienz im Vergleich zu unseren Dachanlagen.»
Je nach Effizienz werde man dann entscheiden, ob sich eine weitere Investition in diese Technologie lohne oder nicht. Robin Koch, Leiter Stromproduktion AEW, gibt aber bereits Entwarnung für alle kritischen Stimmen: «Wir haben definitiv nicht vor, im grossen Stil auf offenem Land Photovoltaikanlagen zu bauen.» Jedenfalls nicht, wenn sich diese nicht mit anderen Nutzungen kombinieren liessen.