- Immer noch kommen jeden Tag neue Flüchtlinge aus der Ukraine in der Schweiz an.
- Ärzte, Ärztinnen, aber auch die Flüchtenden selbst sollen nun mithilfe einer neuen App für Tuberkulose sensibilisiert werden.
- In der Ukraine kommt die Infektionskrankheit etwa zehnmal häufiger vor als in der Schweiz.
Die Ukraine gilt als Hochinzidenz-Land, was Tuberkulose angeht. Jetzt wird auch der Bund aktiv. David Keller, Leiter Sonderstab Asyl beim SEM (Staatssekretariat für Migration), sagt: «Es wird in der nächsten Zeit ein Instrument geben, mit dem sich die Menschen aus der Ukraine selbst überprüfen können, ob sie gewisse Risiken haben.» Die App melde dann, ob sie sich an einen Arzt wenden sollten.
Auch die Ärzteschaft ist über das Tuberkulose-Risiko informiert worden. Weil viele aus der Ukraine Geflüchtete bei Privaten untergekommen sind, sei es wichtig, dass alle Bescheid wüssten, sagt Otto Schoch vom Kompetenzzentrum Tuberkulose bei der Lungenliga.
Die Ärzte müssen daran denken, dass bei den Flüchtenden und Asylsuchenden die Tuberkulose häufiger vorkommt als bei der Schweizer Wohnbevölkerung.
Die Ärzte sollten deshalb eine Infektion mit Tuberkulose auf dem Radar haben als mögliche Erklärung für manchmal bloss leichte Symptome wie Husten oder Gewichtsverlust. «Sie müssen daran denken, dass bei den Geflüchteten und Asylsuchenden die Tuberkulose häufiger vorkommt als bei der Schweizer Wohnbevölkerung.»
Eine weitere Herausforderung ist, dass viele der Tuberkulose-Erreger multiresistent sind. Das heisst, die Patientinnen und Patienten können nicht mit den herkömmlichen Medikamenten behandelt werden. Dann müsse man auf Reservemedikamente umsteigen, welche die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt, so Schoch weiter.
Fehlende Erfahrung und Kosten als Problematik
Zudem hätten die durchschnittlich betreuenden Hausärztinnen und Hausärzte keine Erfahrung mit der multiresistenten Tuberkulose. Eine andere Problematik seien die Kosten. Die Behandlung der multiresistenten Tuberkulose sei deutlich kostspieliger als die Behandlung einer Standard-Tuberkulose, sagt Schoch.
Schoch hält weiter fest, dass es wichtig sei, dass eine Infektion entdeckt werde und auch bei einem Husten an Tuberkulose gedacht werde. Auch wenn die Krankheit normalerweise in der Schweiz nicht mehr oft vorkomme.