Nun also doch: Ab nächsten Montag gilt Maskenpflicht in Zügen, Trams und Bussen sowie auf Schiffen und in Seilbahnen. Clubs, Cafés oder Läden dürfen weiterhin ohne Maske betreten werden. Es sei eine erste Massnahme um zu schauen, dass die Fallzahlen nicht zu stark stiegen, sagt Wissenschaftsredaktor Daniel Theis.
SRF News: Das öffentliche Leben spielt sich ja nicht nur im Zug ab, wieso gibt es keine Maskenpflicht in Läden oder Restaurants?
Daniel Theis: Das ist nicht undenkbar. Andere Länder machen das schon vor, Deutschland zum Beispiel. Man kann argumentieren, dass ein Distanzhalten im ÖV schwieriger ist als beim Einkaufen oder im Restaurant. Aber wenn man epidemiologisch argumentieren möchte, sind Clubs und Veranstaltungen zu erwähnen, die als Bereich mit grossem Risiko gelten. Das zeigt auch das Positionspapier der wissenschaftlichen Taskforce des Bundes. Die Maskenpflicht im ÖV sehe ich deshalb als erste Massnahme um zu schauen, dass die Fallzahlen nicht zu stark hochgehen. Wenn wir jetzt eine intensive Woche erleben, wird da wohl rasch noch mehr kommen. Ich denke da in erster Linie an grössere Veranstaltungen.
Beurteilung der Lockerungsmassnahmen durch die Taskforce
Bislang war der Bundesrat ja zurückhaltend und wollte nichts wissen von einer Maskenpflicht. Was hat jetzt den Ausschlag gegeben?
Es war wie die meisten Entscheide bei den Corona-Massnahmen ein politischer. Ich denke, es ist eine gewisse Nervosität mit den steigenden Fallzahlen vorhanden. Die Masken können helfen, die Epidemie in der Schweiz einzudämmen. Das ist nicht wirklich neu, aber in der Zwischenzeit wurden immer mehr Daten zusammengetragen. Diese zeigten auch, dass die Träger einer Maske einen gewissen Schutz haben, wenn auch nur wenig.
Masken alleine reichen nicht, um ein solches Virus einzudämmen.
Aber klar ist auch: Die Masken sind nur eine mögliche Massnahme. Wie viel sie wirklich nützen, ist nicht klar und wird man wohl auch nie so genau herausfinden können, weil viele Massnahmen gleichzeitig ergriffen werden, bei uns etwa das Händewaschen und Abstandhalten. Masken alleine reichen nicht, um ein solches Virus einzudämmen.
Die Fallzahlen sind wieder stärker gestiegen, seit Dienstag gab es in der Schweiz 137 Neuansteckungen mit dem Coronavirus. Heisst das, wir stehen wieder an einem ähnlichen Punkt wie Anfang März noch vor dem Lockdown?
Die Nervosität ist jetzt zu spüren, aber wir sind sicher an einem ganz anderen Punkt als wir im März waren. Wir haben in den letzten Monaten viel Erfahrung gesammelt, wie man mit so einem Virus umgehen kann und ihn auch eingedämmt – mit drastischen Massnahmen. Ich denke aber auch, dass man auch mit milderen Massnahmen durchkommen wird. Falls die Zahlen jetzt wieder deutlich steigen, gehe ich auch davon aus, dass dies zu einem raschen Umdenken bei denen führt, die Corona im Moment gerade nicht mehr so ernst genommen haben.
Das Gespräch führte Dominik Rolli.