Die dunklen Zeiten des Hausärztemangels sind bald vorbei. Davon ist Philippe Luchsinger, Präsident des Verbandes «Hausärzte Schweiz», überzeugt.
«Ich sehe Licht, vor allem weil wir eine junge Garde an jungen Hausärztinnen und Hausärzten haben, die diesen Beruf bewusst wählen und sehr engagiert in diesen Beruf hineinwachsen.» Vor ein paar Jahren noch wollten nur zwei Prozent der Medizinstudierenden Hausarzt respektive Hausärztin werden. Gemäss Umfragen sind es heute bis zu 40 Prozent der Studienanfänger.
Dass sich junge Menschen, die ins Zeitalter der Digitalisierung hineingeboren wurden, für den Hausarztberuf interessieren, ist kein Zufall. Viele von ihnen seien zwar technikaffin, stellten aber die Nähe zum Menschen ins Zentrum ihrer Berufswahl, sagt Luchsinger. «Wenn sie Beziehungen pflegen wollen, dann ist die Hausarztmedizin die Fachrichtung, die dies am meisten tut.»
Statt der grossen Arbeitsbelastung für verhältnismässig wenig Lohn stehe für sie die Sinnhaftigkeit des Berufes im Vordergrund.
Ein Hausarzt im Dorf ist ein Standortvorteil
Der Beruf des Hausarztes hat in den letzten Jahren einen besseren Ruf erhalten. Auch auf politischer Ebene, etwa in den Kommunen. Jörg Kündig, Mitglied des Vorstands des Schweizer Gemeindeverbandes, sagt: «In unseren Gemeinden ist die medizinische Grundversorgung nicht nur eine Pflicht, die wir zu erfüllen haben, sondern auch ein Angebot, das wir unseren Einwohnerinnen und Einwohnern zur Verfügung stellen wollen und müssen, um attraktiv zu sein.»
Wir haben eine junge Garde an jungen Hausärztinnen und Hausärzten, die diesen Beruf bewusst wählt.
Verfügt eine Gemeinde über einen Hausarzt, ist das ein eindeutiger Standortvorteil. Seit einem Jahr arbeiten Gemeindevertreter und Hausärzte deshalb in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe an Hausarztmodellen für die Zukunft. Diese Modelle sollen Hausarztlösungen für die verschiedenen Regionen der Schweiz bereitstellen. Ein zentraler Baustein dieser Modelle sei das finanzielle Engagement der teilnehmenden Gemeinde, erklärt Kündig.
Immer mehr Gemeinden finanzierten den Ärzten die Infrastruktur, zahlten die Miete für deren Praxis und für die medizinischen Geräte. Ein weiterer Baustein der neuen Modelle ist, dass die Gemeinden zusammenspannen, um ein gemeinsames Gesundheitszentrum finanzieren zu können. Ein gutes Beispiel dafür, wohin die Reise gehen könne, zeige sich im Kanton Jura, so Kündig.
Künftig von Gemeinden angestellte Ärzte?
Dort hätten sich einige Gemeinden zusammengeschlossen, um ein gemeinsames Gesundheitszentrum mit einer Hausarztpraxis zu finanzieren. Der Hausarzt wird dort zu einem Gemeindeangestellten ohne eigenes finanzielles Risiko. Das sei ein tragfähiges Zukunftsmodell gegen den Hausärztemangel, findet Kündig: «Ich glaube, dass Gemeinschaftspraxen, Ärzte im Anstellungsverhältnis, die Zukunft sein werden.»
Ich glaube, dass Gemeinschaftspraxen die Zukunft sein werden.
Hausärzte, die als Angestellte einer Gemeinde Teilzeit arbeiten, und Gemeinden, die sich zusammenschliessen, um Hausärzte finanzieren: Der Gemeindeverband und der Hausärzteverband wollen nicht länger jammern, sondern mit solchen Massnahmen erreichen, dass künftig wieder genügend Hausärzte und Hausärztinnen tätig sind – im besten Fall schon in fünf Jahren.