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«Spitzfindigkeiten der Versicherer sind ein No-Go»
Aus Espresso vom 25.03.2020. Bild: Keystone
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Epidemie-Versicherung «Spitzfindigkeiten der Versicherer sind ein No-Go»

Gastro-Suisse-Präsident rüffelt Versicherungen, weil sie zwischen Epidemie und Pandemie unterscheiden und nicht zahlen.

Der Wirt eines Landgasthofs aus dem Bernbiet hat sich beim Konsumentenmagazin «Espresso» gemeldet, ebenso ein Sterne-Koch aus dem Kanton Aargau und ein Gastronom aus Chur. Alle sind sie verzweifelt. Sie hatten seit Jahren eine Versicherung, welche im Falle einer Epidemie greifen sollte. Etwa der Churer Wirt, der die Pizzeria seit zwanzig Jahren bei der Helvetia versichert hat. Die sogenannte Sachversicherung übernimmt «Ertragsausfall und Mehrkosten infolge Epidemie bis zu 800’000 Franken».

«Ein Riesenschock!»

Beruhigt ruft er bei seiner Versicherung an. Diese beschied ihm, er brauche den Schaden gar nicht erst anzumelden, bei der Corona-Krise handle es sich um eine Pandemie und nicht um eine Epidemie. «Das war ein Riesenschock für mich!»

Ähnliche Schicksale vernimmt das SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» von vielen Gastrobetreibern. Konkret kennt «Espresso» noch einen Fall bei der Axa-Versicherung, welche sich ebenfalls auf den Standpunkt stellt, bei einer Pandemie könne kein Schaden geltend gemacht werden. Die Redaktion kennt aber auch ein positives Beispiel: Die Mobiliar ist eine der wenigen Versicherungen, die zahlt.

Hunderte Anrufe bei Gastro-Suisse

Beim Branchenverband Gastro-Suisse haben die letzten Tage mehrere tausend Mitglieder angerufen und um Unterstützung gebeten. In hunderten Fällen sei es dabei genau um diese Epidemie-Versicherung gegangen, erzählt Gastro-Suisse Präsident Casimir Platzer. «Viele Betreiber haben eine solche Versicherung. Die Spitzfindigkeit der Versicherungsgesellschaften, dass zwischen Epidemie und Pandemie unterschieden wird, ist ein absolutes No-Go.»

Platzer gibt zu bedenken, dass der Bundesrat die Gastrobetriebe schliesslich aufgrund des Epidemien-Gesetzes geschlossen habe, und nicht aufgrund eines Pandemie-Gesetzes.

Das sagen Helvetia und Axa:

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Die kritisierten Versicherungen argumentieren sehr ähnlich. Die Stellungnahmen im Wortlaut:

Axa: «Zweck der Epidemieversicherung […] ist es, Betriebe gegen die Folgen eines zeitlich und lokal begrenzten Ausbruchs eines Krankheitserregers in ihren Räumlichkeiten zu schützen, etwa wenn es in einem Restaurant zu Salmonellenvergiftungen kommt – ein Ereignis, das selten eintritt und begrenzte Kosten mit sich bringt. Entsprechend gering sind die Versicherungsprämien: Bei einem Gastrobetrieb mit einer Million Franken Umsatz belaufen sie sich z.B. auf durchschnittlich rund 250 Franken im Jahr, also 2,5 Promille der Einnahmen. Eine Pandemie, wie wir sie jetzt mit dem Corona-Virus erleben, ist dagegen ein massives, Länder- und Kontinente übergreifendes Krankheitsgeschehen ohne örtliche Begrenzung und dadurch mit nicht abschätzbaren Auswirkungen.»

Helvetia: «In solchen Fällen bedarf es staatlicher Lösungen, wie sie letzte Woche vorgestellt worden sind. Auch aus Gründen der Fairness gegenüber den anderen Prämienzahlern berücksichtigt Helvetia stets die geltenden Versicherungsbestimmungen.»

Ombudsmann ist bereit für erste Versicherungsfälle der Wirte

Noch keinen solchen Fall liegt bis jetzt auf dem Tisch des Ombudsmanns für Privatversicherungen, bei Martin Lorenzon. Es sei schwierig, eine allgemeine Einschätzung der Fälle zu geben. Wenn eine Versicherung nun einfach um Begrifflichkeiten streite, werfe dies zumindest Fragen auf. Habe eine Versicherung diese Unterscheidung von Pandemie und Epidemie allerdings in ihre Vertragsbedingungen geschrieben, dann werde es schwer für den Versicherungsnehmer. Dann sei dieser auf Kulanz angewiesen.

Die wichtigsten Informationen zum Coronavirus:

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Espresso, 25.03.20, 08.13 Uhr

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