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Er wurde 83 Jahre alt Edgar Oehler gestorben: leuchtende Loge, Irak und ein Imperium

Er war ein prägender Ostschweizer Unternehmer und 24 Jahre lang CVP-Nationalrat. Immer wieder sorgte sein Einsatz in Politik und Wirtschaft für Aufsehen, vielerorts hatte er seine Finger im Spiel. Jetzt ist Edgar Oehler wenige Tage nach seinem 83. Geburtstag gestorben.

Der «König des Rheintals»: Ein Besuch bei Saddam Hussein, ein Fussballstadion und die «Lex Oehler»: Edgar Oehler (†83) war eine schillernde Figur. Er wuchs in Balgach SG auf und lebte bis zuletzt im kleinen Dorf im Rheintal. Dort befand sich auch sein «Machtzentrum», schrieb der «Tagesanzeiger» einst. Als einer der erfolgreichsten Schweizer Unternehmer, langjähriger Nationalrat und Patron mit umtriebigem Handeln wurde er auch als «König des Rheintals» bezeichnet.

Vier Männer
Legende: Edgar Oehler (hinten links) im Irak auf Friedensmission. Vorne schüttelt Nationalrat Jean Ziegler (l.) die Hand des irakischen Diktators Saddam Hussein (rechts). Keystone/STR

Der «Kalif von Bagdad»: Von 1971 bis 1995 war Oehler Nationalrat für die damalige St. Galler CVP. Während seiner aktiven Politzeit auf Bundesebene sorgte er als Kopf einer Parlamentariergruppe international für Aufsehen. 1990 besuchte er mit einer Delegation die irakische Hauptstadt Bagdad. Die Folge: Mehrere Dutzend Schweizer Geiseln wurden befreit. Diese Mission brachte ihm den Übernamen «Kalif von Bagdad».

Die «Lex Oehler»: In den 90er-Jahren wurde er von der eigenen Partei aus dem Nationalrat bugsiert. Die CVP St. Gallen führte eine Amtszeitbeschränkung für eigene National- und Ständeräte ein. Seither dürfen St. Galler, die für die CVP und nun für die Mitte auf Bundesebene politisieren, maximal 16 Jahre im Amt bleiben. Daraufhin gab es 1994 eine «kafkaeske» Delegiertenversammlung (Magazin «Saiten»), wo er lamentierte und sich als Opfer sah. Zur Wahl 1995 trat er dann nicht mehr an.

Person spricht vor Weltkarte.
Legende: 2020 schätzte das Wirtschaftsmagazin «Bilanz» das Vermögen von Edgar Oehler auf 275 Millionen Franken. Keystone/Martin Rütschi

Der Unternehmer: 1985 trat der HSG-Absolvent in die Arbonia-Forster-Gruppe (AFG) ein. Dort wurde er Generaldirektor und übernahm nach der Jahrtausendwende die Aktienmehrheit. Zwischenzeitlich beschäftigte das Unternehmen über 6000 Personen. Neben seiner AFG-Tätigkeit kaufte Oehler andere Unternehmen, was ihm den Ruf einbrachte, «sehr locker mit Geld» umzugehen.

Die Adoptionen: Oehler hinterlässt vier Töchter. Alle sind aus Sri Lanka adoptiert. Sein Name tauchte auch im Zusammenhang mit einem Forschungsbericht über illegale Adoptionen auf. Die St. Galler Behörden schauten dabei während Jahrzehnten weg. Oehler setzte sich während seiner Zeit als Nationalrat dafür ein, dass eine Verschärfung für Einreisebestimmungen für Kinder rückgängig gemacht wurde.

Das erste Stadion mit Firmennamen: Dass im Westen der Stadt St. Gallen ein modernes Fussballstadion steht, ist auch Oehler zu verdanken. Mit seinem Beziehungsnetz und eigenem Geld sorgte er dafür, dass beim FC St. Gallen genügend Aktienkapital für den Stadionbau vorhanden war. Das Stadion wurde indes auch zur AFG-Arena, es war das erste der Schweiz mit einem Sponsor im Namen. Seit 2018 heisst das Stadion Kybunpark.

Älterer Mann in Anzug steht an Tisch mit Mikrofon und Notizen.
Legende: Zeit seines Lebens war Edgar Oehler mit dem FC St. Gallen verbunden. Keystone/Benjamin Manser

Die leuchtende Loge: Edgar Oehler wurde ab 2003 beim FCSG zu einem der grössten Aktionäre und hatte in der Fussballarena einen speziellen Platz. In seiner Loge pflegte Oehler die Symbolik, die er später auch beim farbenfrohen AFG-Hauptsitz am Bodensee einsetzte: Die Loge leuchtete grün, wenn der FCSG seiner Meinung nach gut gespielt hat, und rot, wenn nicht.

Der Rückzug: Die Finanzkrise 2008/2009 brachte das AFG-Imperium ins Wanken. Dort musste er in der Folge abtreten. Nach seiner Zeit bei der AFG führte Oehler die STI Group, die ihr Geschäft mit Oberflächenveredelung macht. Vor zwei Jahren übergab er die Geschäfte an eine seiner Töchter. Daraufhin zog er sich fast gänzlich aus der Öffentlichkeit zurück.

Regionaljournal Ostschweiz, 13.3.2025, 12:03 Uhr ; 

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