Es ist wahrlich keine gewöhnliche Umfrage, an der sich die Bevölkerung im aargauischen Seengen und darüber hinaus in den letzten Monaten beteiligen konnte. Die Leute in der Umgebung von Schloss Brestenberg am Hallwilersee hatten die seltene Gelegenheit, ihre Ideen zur Zukunft des schmucken Schlösschens mit Seeanstoss und riesigen unterirdischen Hallen abzugeben.
Nun wurden die Vorschläge der Öffentlichkeit präsentiert. Dabei wurde klar, dass ein angestrebter wirtschaftlicher Betrieb auf dem Schloss zwar gewünscht wird, aber kaum möglich sein dürfte.
Aufgerufen zur Umfrage zur künftigen Nutzung des Schlosses hatte die Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte (SKKG). Diese besitzt einen Teil des Nachlasses des Winterthurer Immobilienunternehmers Bruno Stefanini, der das Schloss in den 1980er Jahren gekauft hatte.
Man suche mutige und innovative Pläne für das Schloss, sagte Bettina Stefanini, die Präsidentin der Stiftung an einem Informationsanlass am Mittwochabend. «Als Stiftung haben wir die Möglichkeit, Dinge zu tun, die andere nicht tun können», betonte Stefanini in ihrer Rede an die Bevölkerung.
Es solle nichts Gewöhnliches sein, nichts Langweiliges, das auf Schloss Brestenberg entstehe. Es ist indes nicht der erste Anlauf für die Planung der künftigen Schlossnutzung – und die Umsetzung der Pläne dürfte auch dieses Mal nicht einfach werden.
Wir wollen hier etwas machen, das nicht langweilig oder gewöhnlich ist.
Die Stiftungspräsidentin verbreitete trotzdem Aufbruchstimmung und versprach einen grösseren Betrag, um das Schloss aufzumöbeln. Dafür stünde Geld zur Verfügung, das die Stiftung aus dem Verkauf zweier weiterer Stefanini-Schlösser am Bodensee lösen könne (siehe Bildergalerie).
Die Schlösser-Sammlung von Bruno Stefanini
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Bild 1 von 8. Das Aargauer Schloss Brestenberg in Seengen am Hallwilersee ist nicht das einzige Schloss im Nachlass von Immobilienunternehmer Bruno Stefanini. Klicken Sie sich durch die Schlösser-Sammlung des verstorbenen Milliardärs. Bildquelle: ZVG: SKKG Bildarchiv/Peter Koehl .
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Bild 2 von 8. Prunkstück der ehemals vier Schlösser umfassenden Sammlung von Bruno Stefanini ist das Schloss Grandson VD am Neuenburgersee. Bildquelle: Keystone/Leandre Duggan.
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Bild 3 von 8. Schloss Grandson ist öffentlich zugänglich. Die Stefanini Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte hat in der imposanten Burganlage ein Museum für historische Waffen und Rüstungen eingerichtet. Bildquelle: Keystone/Sandro Campardo.
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Bild 4 von 8. Das Schloss Salenstein oberhalb von Mannenbach/TG liegt etwas erhöht über dem Bodensee. Bruno Stefanini hat es 1979 gekauft. Bildquelle: SRF.
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Bild 5 von 8. Ähnlich wie Schloss Brestenberg wird auch Schloss Salenstein seit Jahrzehnten kaum mehr genutzt und befindet sich laut Medienberichten in eher schlechtem Zustand. Bildquelle: SRF.
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Bild 6 von 8. Die Eigentümerin des Schlosses, die Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte, plant Schloss Salenstein zu verkaufen. Bildquelle: SRF.
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Bild 7 von 8. Bereits verkauft ist das Schloss Luxburg in Egnach TG, das ebenfalls aus dem Nachlass von Bruno Stefanini stammt. Der Immobilienunternehmer hatte es in den 1980er Jahren gekauft. Bildquelle: Alfi Bissegger.
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Bild 8 von 8. Käuferin des Wahrzeichens der Thurgauer Gemeinde Egnach ist eine Interessengemeinschaft, die das Schloss öffentlich zugänglich macht und für den sanften Tourismus erschliessen will. Bildquelle: Patrick Ruf.
Einer künftigen Nutzung von Schloss Brestenberg sind aber bei aller Aufbruchsstimmung enge Grenzen gesetzt. Zum einen liegt das Schloss am Hallwilersee in einer Sonderzone, welche die Nutzung einschränkt, das Gebäude steht zudem unter Denkmalschutz. Zum anderen ist zentral, dass die künftige Nutzung laut der Stiftung selbsttragend sein muss, was aus verschiedenen Gründen kaum möglich ist.
Suche nach der Quadratur des Kreises
Man könne für den künftigen Betrieb nicht noch extra Geld sprechen, sagte SKKG-Präsidentin Stefanini: «Wir können den Brestenberg nicht subventionieren.» Ganz egal, wie die künftige Nutzung aussieht, sie muss also wirtschaftlich funktionieren. Das verunmögliche einen öffentlichen Gastronomiebetrieb quasi, kritisierte ein anwesender Anwohner.
Auch bei der geplanten Nutzung der grossen Hallen im Untergrund des Schlosses gibt es Stolpersteine. Die Zonenordnung am See lasse kaum kommerziell-industrielle Nutzung zu, erläuterte der Seengener Gemeindeammann Jörg Bruder an der Infoveranstaltung. Möglich seien einzig Hotel- und Gastrobetrieb, andere Nutzungen seien verboten.
Nach der Informationsveranstaltung zur Zukunft von Schloss Brestenberg blieb somit vor allem ein Fazit: Eine neue Nutzung ist knifflig, teuer und mit vielen Hürden verbunden. Bei aller Unterstützung durch Stiftung, Denkmalpflege, Naturschutz und Bevölkerung dürfte es noch ziemlich lange gehen, bis das schmucke Schloss am Hallwilersee aus seinem Dornröschenschlaf erwacht.