Der Onlineshop Techniworld lockt Kunden mit kurzen Lieferfristen für Elektronik- und Elektrogeräte. Doch dann warten die Kunden, die per Vorkasse bezahlt haben, wochen- oder sogar monatelang vergeblich auf die Lieferung. Der Kundendienst ist nicht erreichbar. Und wer das Geld zurückverlangt, wartet ebenfalls ewig.
Dem SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» liegen mehrere entsprechende Fälle vor. Die betroffenen Kunden reden von «Beschiss» und «Betrug». Das Ganze sei nicht ein einmaliger Fehler, sondern habe System.
Besitzer argumentiert mit IT-Problemen
Techniworld gehört der BHS Binkert Schweiz GmbH von Michael Binkert. Er schreibt «Espresso» zu den Beschwerden seiner Kunden: «Viele unserer angebotenen Produkte sind nicht ab unserem eigenen Lager, sondern werden von Lieferantenlagern abgerufen. Hier kann es zu Verzögerungen und Überverkäufen kommen. Auch kommen einige Produkte aus der EU, weshalb auch die Zollformalitäten teilweise länger dauern.»
Die Firma habe seit Herbst 2018 erhebliche IT-Probleme, schreibt Michael Binkert weiter, doch «diese sind jetzt auf einem guten Weg.» Durch die Coronakrise hätten sich weitere organisatorische Probleme ergeben. Man entschuldige sich dafür. In vier Fällen, welche «Espresso» konkret erwähnt hat, hat Techniworld das Geld inzwischen erstattet. In weiteren Fällen weiterhin nicht.
Seit Anfang 2019 haben auch die Konsumentenzeitschriften «K-Tipp» und «Beobachter» mehrmals über Techniworld berichtet. Ihnen präsentierte Michael Binkert ähnlich lautende Erklärungen. Dahinter muss man jedoch ein grosses Fragezeichen setzen.
19-seitiger Betreibungsregister-Auszug
Der Betreibungsregisterauszug der BHS Binkert Schweiz GmbH beim Betreibungsamt Frick (BL) umfasst ganze 19 Seiten. Und das sind nur Betreibungen seit Februar 2019. Vorher war die Firma in Liestal zu Hause.
Der Onlineshop Techniworld ist auch in den Fokus der Justiz geraten: «Die Staatsanwaltschaft Basel-Landschaft führte seit Dezember 2018 eine Strafuntersuchung wegen des Verdachts auf mehrfachen Betrug», heisst es auf Anfrage von «Espresso».
Verdacht auf mehrfachen Betrug
Da Firmeninhaber Michael Binkert in Deutschland wohnt, ging das Verfahren an die Staatsanwaltschaft Waldshut-Tiengen über. Diese hat im Februar beim dortigen Amtsgericht Antrag auf einen Strafbefehl wegen Verdachts auf Betrug in mehreren Fällen gestellt.
Das Gericht ist dem Antrag gefolgt. Michael Binkert hat gegen den Strafbefehl jedoch Einspruch erhoben, weshalb es zu einem Gerichtsverfahren kommt. Dessen Termin ist noch offen. Für den Inhaber der BHS Binkert Schweiz GmbH und des Onlineshops Techniworld gilt die Unschuldsvermutung.